Wir haben mehrere Berichte zur Unnützgruppe (2007m, 2075m, 2078m) in den Brandenberger Alpen:

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Der Achensee.

Gratwanderung am Achensee

Über Seebergspitze und Seekarspitze


01. August 2012 • Autor: red.


Übersicht

Dieser Bericht beschreibt die Überschreitung der Seebergspitze und der Seekarspitze im Karwendel. Die Wanderung beginnt in Pertisau am Südwestufer des bezaubernden Achensees. Von dort führt uns ein steiler Weg zunächst hinauf zur Seebergspitze. Anschließend folgen wir dem traumhaft schönen Grat in nördlicher Richtung zur Seekarspitze. Der Abstieg erfolgt über die Seekaralm und endet in Achenkirch am Nordufer des Sees. Per Schiff kehren wir schließlich zurück nach Pertisau.

Schwierigkeit: T3GPS-Route: DownloadWanderkarte: Kompass 26

Zurück am Achensee

Bereits im letzten September verbrachte unsere Wandergruppe einige Tage am idyllischen Achensee in Österreich. Damals eroberten wir in zwei Tagen sowohl die Seekarspitze (2053m) als auch die etwas höhere Seebergspitze (2085m) von Achenkirch (916m) aus. Nun, fast ein Jahr später, kehren wir zurück zum Achensee, um diese beiden Berge erneut zu erklimmen. Allerdings wollen wir diesmal die beiden Karwendelgipfel von Süden aus überschreiten.

Startschuss in Pertisau

Und so beginnen wir unseren Aufstieg zur mächtigen Seebergspitze (2085m) auf dem Wanderparkplatz in Pertisau (916m). Die Sonne brennt bereits um 09:30 Uhr gnadenlos vom wolkenlosen Himmel herunter und die Temperaturen sind schon auf 30°C geklettert. Darum cremen wir uns erst einmal sorgfältig mit Sonnencreme ein, da vor allem in den oberen Regionen des Berges kaum mehr Schatten zu erwarten ist. Nach einem kurzen Spaziergang durch Pertisau biegen wir schließlich auf den Wanderpfad ein. Über eine kleine Brücke gelangen wir über den Falzthurnbach, der sich gemütlich durch den Forst Richtung Achensee schlängelt.

Serpentinen und Sommerwiesen

Von nun an geht es über teils steile Serpentinen durch den Wald nach oben. Dabei ist der Weg größtenteils kaum der Rede wert. Nur hin und wieder blitzt im Süden der markante Dristenkopf (2005m) oder das eindrucksvolle Sonnjoch (2475m) zwischen den Bäumen hervor. Nach einer knappen Dreiviertelstunde lichtet sich das Dickicht schließlich, und wir erreichen einen Aussichtspunkt (1310m). Von hier aus können wir nun zum ersten Mal einen ungehinderte Blick auf den See sowie auf die grünen Flanken des Bärenkopf (1991m) werfen. Anschließend geht es noch einige Minuten weiter durch den dichten Forst, ehe dieser schließlich einer grasgrünen Sommerwiese weicht. Umrahmt von seltenen Alpen-Kratzdisteln entscheiden wir uns, hier eine kleine Pause zu machen und die Aussicht zu genießen.

Der Achensee bei Pertisau.

Gelegentlich lichtet sich der Wald und gibt einen tollen Blick auf den Achensee preis.

Das Ziel rückt ins Blickfeld

Nachdem wir unseren Flüssigkeitshaushalt wieder gefüllt haben, marschieren wir weiter Richtung Norden. Vor uns erstreckt sich eine mit Latschengewächsen übersäte Erhebung, die es zu überwinden gilt. Dahinter können wir bereits unser Ziel, das majestätische Gipfelkreuz der Seebergspitze (2085m), erkennen. Angefeuert von diesem Anblick folgen wir dem steiniger werdenden Pfad durch die Latschen nach oben. Nach insgesamt zwei Stunden erreichen wir schließlich den imposanten Gipfelaufbau. Von nun an ist nicht nur der Einsatz der Hände an einigen Stellen erforderlich, sondern auch Schwindelfreiheit, denn der Pfad ist streckenweise etwas ausgesetzt. Und so bahnen wir uns möglichst vorsichtig den Weg nach oben, ehe wir nach einer halben Stunde den Gipfel erreichen.

Auf dem Gipfel der Seebergspitze

Seebergspitze
LandÖsterreich
GebirgeKarwendel
KammVorkarwendel
Höhe2085 m
Koordinaten47°27′58″N, 11°40′45″E

Nun stehen wir auf dem Gras bewachsenen Gipfel der Seebergspitze (2085m). Dort erwarten uns, neben drei anderen Wanderern, ein schönes hölzernes Gipfelkreuz und ein Gipfelbuch. Doch die Hauptattraktion ist natürlich der herrliche Ausblick. Tief unter uns ruht ruhig der wunderhübsche Achensee, auf dem einige Segelboote ihre Bahnen ziehen. Im Osten ragt das Rofangebirge mit den drei Unnützen (2007m, 2075m, 2078m) und dem Hochiss (2299m) dem Himmel entgegen. Nordöstlich, in der Ferne, lässt sich der markante, felsige Gipfelaufbau des Guffert (2195m) erkennen. Der Blick nach Norden zeigt uns den Grat zur Seekarspitze (2053m), während der Ausblick nach Westen die zahlreichen Karwendelgipfel, wie zum Beispiel die Montscheinspitze (2106m), offenbart. Komplettiert wird das Panorama vom Bärenkopf (1991m) im Süden.

Der Blick von der Seebergspitze auf das Karwendel im Westen.

Felsige Zacken prägen den Blick über das Karwendelgebirge im Westen.

Wohin des Weges?

Nach einer ausgiebigen Pause stellt sich uns nun die Frage, wie es weiter gehen soll. Uns stehen dabei mehrere Optionen zur Verfügung:

Da der Tag noch jung ist und wir auf dem Gipfel reichlich neue Kräfte getankt haben, entscheiden wir uns für eine vierte Variante: die Gratwanderung zur Seekarspitze (2053m).

Felsiger Abstieg von der Seebergspitze

Um auf den Grat zu kommen, der die beiden Berge miteinander verbindet, müssen wir zunächst von der Seebergspitze (2085m) einige Höhenmeter absteigen. Der gut markierte Weg ist äußerst felsig und erfordert sehr häufig den Einsatz der Hände. Nur so kann man die diversen Kletterstellen und Felsabsätze sicher überwinden. Hierbei ist auf jeden Fall Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich, denn nach einigen Minuten geht es rechterhand des Weges (auf der Seite des Achensees) bedrohlich nach unten. Jenseits der Latschengewächse ziehen sich hier nämlich beeindruckend steile Schuttfelder ins Tal hinunter.

Der Grat zur Seekarspitze.

Unser nächstes Ziel haben wir bereits vor Augen: die Seekarspitze (links).

Die Gratwanderung

Nach einer Viertelstunde erreichen wir einen kleinen Sattel, auf dem ein Wegweiser steht. Von hier aus könnte man auch über einen leicht begehbaren Weg zur Pasillalm hinabstiegen. Doch wir entscheiden uns auf dem etwas anspruchsvolleren Grat Richtung Seekarspitze (2053m) zu bleiben. Und das lohnt sich! Wir haben hier nicht nur einen perfekten Blick in alle Richtungen und vor allem hinunter auf den friedlich ruhenden Achensee, sondern auch das Wandern machte jede Menge Spaß. Mit Hand und Fuß arbeiten wir uns über den von Latschen gesäumten Pfad voran. Dabei geht es immer wieder leicht auf und ab. Doch die kleinen und leichten Klettereinlagen auf dem gut markierten Weg sorgen zumindest für eine schöne Auflockerung.

Auf dem Gipfel der Seekarspitze

Seekarspitze
LandÖsterreich
GebirgeKarwendel
KammVorkarwendel
Höhe2053 m
Koordinaten47°28′46″N, 11°40′56″E

Etwa eine Stunde nachdem wir von der Seebergspitze (2085m) aufbrachen, erreichen wir schließlich den Gipfel der Seekarspitze (2053m). Dort begrüßen uns zwei andere Wanderer, die beim hölzernen Gipfelkreuz eine kleine Pause eingelegt haben. Im Kasten am Gipfelkreuz befindet sich auch ein Gipfelstempel samt Stempelkissen. Doch als wir den Stempel frohlockend aufs Papier klatschen, kommt die Ernüchterung. Natürlich wurde der Stempelfuß von irgendeinem Deppen geklaut. Immerhin können wir uns mit dem tollen Ausblick von hier oben trösten, der dem Panorama von der Seebergspitze in nichts nachsteht.

Der Blick von der Seekarspitze auf den Achensee.

Auch von der Seekarspitze haben wir einen tollen Blick auf den türkisblauen Achensee.

Dieser Weg wird steinig und schwer

Nachdem wir uns eine halbe Stunde am Gipfel ausgeruht haben, brechen wir wieder auf, und zwar weiter in nördliche Richtung. Der Plan ist ein Abstieg nach Achenkirch mit einem kleinen Stopp bei der Seekaralm (1500m). Erneut müssen wir uns hier mit Hand und Fuß langsam nach unten arbeiten. Der Weg ist zunächst sehr felsig, und drei Kletterstellen erfordern etwas größere Aufmerksamkeit. Erneut sind Schwindelfreiheit und Trittsicherheit ein Muss. Doch im Großen und Ganzen lassen sich diese Hindernisse leicht meistern. Allerdings bedarf der Abstieg durch das folgende, sich ewig ziehende Schuttfeld deutlich mehr Konzentration. Hier muss man höllisch aufpassen, auf dem losen Geröll nicht auszurutschen und zu stürzen. Erst wenn man langsam wieder auf einen von Latschen gesäumten Weg einbiegt, wird das Gehen wieder etwas angenehmer.

Abkühlung auf der Seekaralm

Nach etwas mehr als einer Stunde erreichen wir schließlich die Seekaralm auf 1500 Metern. Da die Temperaturen um die 30°C schön langsam ihre Spuren an uns hinterlassen haben, eilen wir gleich zu einem Wassertrog, aus dem kühles Wasser schießt. Was für eine Wohltat! Anschließend setzen wir uns auf eine schattige Bierbank vor der Alm und lassen uns von der freundlichen Almwirtin kühle Getränke bringen. Wer vom Hunger geplagt wird, findet hier ebenfalls die Möglichkeit, neue Kraft tanken zu können. Hier lassen wir es uns einige Zeit gut gehen, bevor wir zur letzten Etappe unserer Wanderung aufbrechen.

Bildergalerie: Seebergspitze & Seekarspitze

Der zähe Weg nach Achenkirch

Ab jetzt geht es nämlich noch einmal eineinhalb Stunden lang über eine sich endlos ziehende Forststraße den Berg hinunter. Der Weg ist zwar äußerst angenehm zu begehen, aber ebenso monoton. Immerhin laden an zwei, drei Stellen kleine Gebirgsbäche dazu ein, sich eine kleine Abkühlung zu verpassen. Schließlich erreichen wir den Fuß des Berges und somit die kleine Ortschaft Achenkirch am Nordufer des Achensees. Da unser Auto allerdings noch in Pertisau steht, müssen wir einen Weg zurück finden. Wir entscheiden uns dazu, das Notwendige mit dem Angenehmen zu verbinden und beenden die schöne Wanderung mit einer entspannten Fährfahrt über den Achensee.

Zusammenfassung

Der Aufstieg von Pertisau aus auf die Seebergspitze ist, trotz des etwas zähen Anfangsstücks im Forst, durchaus empfehlenswert. Die Wege sind gut markiert und lassen sich angenehm begehen. Nichtsdestotrotz ist vor allem an den ausgesetzteren Stellen am Gipfelaufbau Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich. Auch ein gewisses Maß an Grundkondition sollte der Wanderer mitbringen, da schließlich doch einige Höhenmeter überwunden werden müssen. Wer es allerdings nach oben schafft, wird mit einem herausragenden Blick über das Umland und den Achensee belohnt. Für den Abstieg stehen mehrere Varianten, teils mit Möglichkeit zur Einkehr, zur Auswahl. Am lohnendsten ist wohl die Überschreitung des Massivs über die Seekarspitze. Allein die Gratwanderung von der Seebergspitze aus ist eine einmalige Erfahrung, denn der Ausblick auf die Umgebung könnte schöner nicht sein. Der glasklare Achensee im Tal, die zahlreichen Zweitausender im Umland – einfach traumhaft. Zur Einkehr bietet sich ein Abstecher zur Seekaralm an, wo man sich mit Speis’ und Trank neue Kräfte in den Leib befördern kann.

StationenDistanzDifferenzZeit
Pertisau
→ Seebergspitze ✝ +3,9 km1169 m ↑0 m ↓+2h 30m
→ Seekarspitze ✝ +1,9 km215 m ↑247 m ↓+0h 55m
→ Seekaralm +1,3 km0 m ↑553 m ↓+1h 10m
→ Achenkirch +6,0 km19 m ↑603 m ↓+1h 30m
Gesamt 13,1 km1403 m ↑1403 m ↓6h 05m