Wir haben mehrere Berichte zur Unnützgruppe (2007m, 2075m, 2078m) in den Brandenberger Alpen:

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Blick vom Guffert gen Westen.

Im Bann der Gipfeldohlen

Der steinige Weg auf den Guffert


04. September 2011 • Autor: red.


Übersicht

Dieser Bericht beschreibt die Besteigung des Guffert in den Brandenberger Alpen. Wir beginnen unsere Wanderung in der beschaulichen Ortschaft Steinberg am Rofan. Von dort geht es über den Normalweg hinauf zum Gipfel des markanten Guffert. Um den Abstieg aufzupeppen, wählen wir eine etwas andere Route, die uns zwar in östlicher Richtung am Guffertstein vorbei führt, letztlich aber wieder in Steinberg am Rofan endet.

Schwierigkeit: T3, UIAA IGPS-Route: DownloadWanderkarte: Kompass 26

Zeit, die Stiefel an den Nagel zu hängen?

Früh morgens trudeln wir auf dem geräumigen Wanderparkplatz beim Gasthof Waldhäusl (990m) im beschaulichen Örtchen Steinberg am Rofan ein (Achtung: Parkgebühr). Von hier aus wollen wir heute den Guffert (2195m) über den Normalweg besteigen – einen alleinstehenden Felsgiganten unweit des wunderschönen Achensees.

Zu Beginn der Wanderung überschreiten wir eine kleine Brücke, die sich über den sprudelnden Mühlegger Bach wölbt. Bevor wir kurz darauf auf einem mäßig steilen Waldpfad einbiegen, erblicken wir noch ein kleines „Mahnmal“ am Wegesrand, welches uns nochmals vor Augen führt, dass der Guffert durchaus nicht zu unterschätzen ist. Immerhin haben hier einige Wanderer wortwörtlich ihre Wanderschuhe an den Nagel gehängt. Doch wir lassen uns davon nicht beirren und setzen unseren Wanderung zuversichtlich fort.

Bildergalerie: Guffert

Über Stock und Stein

Der folgende Trampelpfad ist nicht allzu steil, aber erfordert ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit, da er über allerhand Gehölz und Wurzelwerk führt. Hie und da kreuzt auch der ein oder andere Forstweg unsere Route. Nach etwas mehr als einer halben Stunde erreichen wir schließlich ein kleines Bächlein, an dem wir uns kurz etwas auffrischen. Anschließend setzen wir uns wieder in Bewegung und müssen das erste Mal Hand anlegen, denn es folgen die ersten leichten Kraxeleien. Über einen abwechslungsreichen und felsigen Weg setzen wir nun unsere Wanderung auf der Südflanke des Guffert (2195m) fort. Nach wenigen Minuten mündet der Pfad schließlich in einem Geröllfeld, welches es zu überqueren gilt.

Hinauf zum Sattel

Nach zähen Minuten im Geröllfeld finden wir uns auf einem Trampelpfad wieder, der hin und wieder kleine Kraxeleien erfordert. Von nun an bahnen wir uns über schrofigen Fels und latschenüberwucherte Pfade unseren Weg entlang der Südseite des Guffert (2195m) in östlicher Richtung. Dabei erreichen wir schließlich eine Weggabelung. Nach rechts zweigt der Weg zur sogenannten Schmiedtquelle ab, links geht es hinauf Richtung Gipfel.

Die Unnützgruppe.

Im Süden blicken wir auf die Unnützgruppe.

„Ozapft is“ – Die Guffertwies’n auf 2000m

Von nun an folgen wir einem etwas steileren Weg hinauf zu einer Lichtung, die nun den Blick auf den Gipfel ermöglicht. Hier verliert sich der Weg in einer grünen Wiese, auf welcher kleine Kalksteinbrocken malerische Akzente setzen. Auch das ein oder andere Schaf lässt sich auf diese Höhe noch finden und grast zufrieden vor sich hin. Da kriegen auch wir langsam Hunger. Bevor wir nun die letzte und schwierigste Etappe zum Gipfel des Guffert (2195m) in Angriff nehmen, entscheiden wir uns, noch einmal eine kleine Rast einzulegen und uns etwas Nahrung und Wasser zu Gemüte zu führen.

Klettereinlagen am Gipfelaufbau

Nachdem wir frische Kraft getankt haben, setzen wir unseren Weg fort. Nun folgt der anspruchsvollste Abschnitt dieser Wanderung. Die gut markierten Wege führen uns über Serpentinen den steilen, schrofigen Gipfelaufbau hinauf. Hierbei ist Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und der Einsatz der Hände unabdingbar, zumal einige Steine lose sind und leicht losgetreten werden können. Doch insgesamt lässt sich festhalten, dass diese Wand von der Guffertwiese aus betrachtet deutlich schwieriger aussah, als sie in Wirklichkeit ist. Nach wenigen Minuten erreichen wir nun einige Kletterstellen (UIAA I). Hierbei gilt es vier Felsrinnen zu überwinden, die mit Hilfsseilen ausgestattet sind.

Die felsigen letzten Meter zum Guffert.

Kurz vor dem Gipfel wird der Einsatz der Hände nötig.

Dohlenfütterung auf dem Gipfel des Guffert

Guffert
LandÖsterreich
GebirgeBrandenberger Alpen
KammRofan
Höhe2195 m
Koordinaten47°32′46″N, 11°47′19″E

Als wir diese Kletterstellen souverän hinter uns gelassen haben, führt uns ein kurzer, felsiger Grat hinauf zum geräumigen Gipfel des Guffert (2195m). Nach insgesamt dreieinhalb Stunden stehen wir nun auf dem höchsten Punkt des Berges. Hier erwarten uns nicht nur ein hölzernes Kreuz und ein Gipfelbuch, sondern auch zahlreiche andere Wanderer und ein paar nicht sehr scheue Dohlen. Bevor wir uns aber nun zu einem kleinen Essgelage niederlassen, klatschen wir erst noch das Gipfelkreuz ab und bewundern den hervorragenden Ausblick in alle Richtungen. Im Süden zeigt sich die Unnützgruppe (2007m, 2075m, 2078m) sowie der höchste Gipfel des Rofangebirges: der Hochiss (2299m). Der Westen gibt einen Blick auf das Karwendel preis und im Norden lässt sich am Horizont der Tegernsee erahnen. Der Blick nach Osten gewährt uns die Ansicht auf den Bayerischen Schinder (1796m) sowie den Trausnitzberg (1808m).

Abstieg durch die Latschenhölle

Um den Rückweg interessanter zu gestalten, entscheiden wir uns, eine Rundtour zu machen. Zunächst arbeiten wir uns mit Händen und Füßen (und diesmal auch mit Hilfe der gespannten Seile) den Gipfelaufbau hinunter. Bei der Weggabelung biegen wir nun rechts ab und folgen dem Weg in östlicher Richtung zum Guffertstein (1963m) und zur Luxeggalm (1720m). Der Abstieg geht zunächst schnell vonstatten, verliert aber an Tempo, als es doch wieder einen Gegenanstieg hinauf geht. Mangels ausreichender Kennzeichnung passieren wir den Gipfel des Guffertstein, ohne Notiz von ihm zu nehmen. Was nun folgt ist ein langer, zermürbender Marsch über eher ungepflegte Wege, die links und rechts von Latschen umrandet werden. Gegen Ende des Abstiegs gelangen wir wieder in waldigeres Gebiet, bevor wir nach drei Stunden zu einer Straße kommen, die uns zurück zum Parkplatz des Waldhäusls führt. Dort setzen wir uns einige Momente in den Biergarten und lassen bei kühlen Getränken die gerade erlebte Bergtour Revue passieren.

Latschengewirr am Guffert.

Der Abstieg durch die Latschen ist etwas zäh.

Zusammenfassung

Der Guffert bietet einen abwechslungsreichen Mix aus Wanderung und leichten Kraxeleien, der einen unbestreitbaren Reiz ausübt. Generell sollte man jedoch beachten, dass für diesen Berg ausreichend Proviant, festes Schuhwerk, Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und eine gewisse alpine Erfahrung unabdingbar sind. Immerhin warten auf dem Gipfelaufbau einige kleine Kletterstellen (UIAA I). Wer sich dies nicht zutraut, sollte spätestens auf der Wiese unterhalb des Gipfelaufbaus umkehren. Diejenigen, die es aber doch bis zum Gipfel schaffen, können einen fantastischen Blick in alle Richtungen genießen. Einzig der lange Abstieg ist etwas zermürbend und trübt die Euphorie ein wenig.

StationenDistanzDifferenzZeit
Steinberg am Rofan
→ Guffertsattel +4,1 km947 m ↑49 m ↓+2h 15m
→ Guffert ✝ +0,9 km305 m ↑1 m ↓+0h 55m
→ Guffertstein ✝ +1,7 km105 m ↑337 m ↓+1h 05m
→ Steinberg am Rofan +4,7 km18 m ↑988 m ↓+2h 15m
Gesamt 11,4 km1375 m ↑1375 m ↓6h 30m