Der Marvel Lake in den Kanadischen Rockies.

Der Assiniboine Loop

Etappe 3: Lake Magog → Marvel Lake


09. Juli 2019 • Autor: red.


Übersicht

Dieser Bericht beschreibt unsere dritte Etappe auf dem Assiniboine Loop in den Kanadischen Rockies. Diese führt uns von der Lake Magog Campsite über den Wonder Pass zur Marvel Lake Campsite. Unterwegs statten wir dabei auch dem sehenswerten Marvel Lake Viewpoint einen kurzen Besuch ab.

Schwierigkeit: T3GPS-Route: Download

Ein einsamer Morgen

Am nächsten Tag werde ich sanft vom warmen Morgenlicht geweckt. Ein strahlend blauer Himmel steht über der Lake Magog Campsite (2190m), und nicht ein Wölkchen ist am Firmament zu sehen. Selbst der Mount Assiniboine (3618m) zeigt sich heute Morgen völlig unverhüllt.

Mein Partner muss wohl zu einer kleinen Tour aufgebrochen sein. Zumindest sind seine Stiefel verschwunden. Ich vermute, dass er eventuell auf dem Weg zum Nub Peak (2746m) ist, den wir bei unserer Erkundungstour gestern Nachmittag leider auslassen mussten.

Um die Zeit bis zu seiner Rückkehr zu überbrücken, entscheide ich mich nach dem Zähneputzen, noch einmal zum See hinunter zu spazieren. Meinem Begleiter hinterlasse ich eine kurze Notiz — sollte er in der Zwischenzeit zurückkommen.

Der Lake Magog mit dem Mount Assiniboine in den Kanadischen Rockies.

Bei bestem Wetter mache ich mich noch einmal auf den Weg zum Lake Magog.

Unter dem ruhigen Plätschern des Baches und dem lauten Surren der Käfer stapfe ich hinunter zum See. Vom Gipfel des Mount Assiniboine (3618m) treibt mittlerweile nun doch wieder eine kleine Nebelfahne. Abgesehen davon ist der Himmel aber immer noch makellos.

Nachdem ich im goldenen Licht des Morgens ein paar Fotos geschossen habe, mache ich es mir am steinigen Ufer gemütlich und beobachte, wie sich die grau-weißen Flanken der umliegenden Berge auf der wässrigen Leinwand des Lake Magog (2145m) spiegeln.

Im Bann des Assiniboine

Immer wieder wandert mein Blick jetzt hinüber zum Mount Assiniboine (3618m), dessen unnahbare Gestalt eine geradezu magische Anziehungskraft ausübt. Ja, fast kommt es mir so vor, als würde der Berg mich rufen. Eine steingewordene Sirene. Irgendwann kann ich mich seinem Bann nicht mehr erwehren, und so werfe ich mir die Kameratasche wieder über die Schulter und mache mich auf den Weg. Zumindest zum Fuß des Berges möchte ich gehen. Meine Wanderkarte habe ich zwar nicht dabei, doch direkt am steinigen Seeufer sollte sich auf jeden Fall ein Übergang finden lassen.

Über groben Tonschieferschutt und bunte Stufen aus Kalk- und Sandstein arbeite ich mich wenig später am Ufer entlang. Als ich schließlich den steinigen Kessel erreiche, der sich zwischen den Sunburst Peaks (2830m) im Westen und dem Naiset Point (2820m) im Osten spannt, halte ich inne.

Das steinige Ufer des Lake Magog in den Kanadischen Rockies.

Immer am Ufer entlang nähere ich mich dem Mount Assiniboine.

Sichtlich beeindruckt wandern meine Augen über die abweisenden Flanken und beklemmenden Gletscher der Dreitausender, die mich jetzt umringen. In ihrem Angesicht fühle ich mich auf einmal nichtig und klein, als wäre ich nicht mehr als ein vergängliches Staubkorn.

Aufgerichtet von tektonischen Kräften zwischen der späten Kreidezeit und dem früher Paläogen, abgeschliffen von geologischen Prozessen im Neogen und Quartär, entzieht sich ihr Alter dem menschlichen Fassungsvermögen. Nur wenn man genau hinblickt, sieht man, dass die felsigen Giganten auch heute noch dem Zahn der Zeit unterworfen sind. So überziehen frische Schuttströme den ein oder anderen Altschneetrichter in den schattigen Alkoven am Fuße des Massivs.

Vorsichtig suche ich mir einen Weg durch die karge Landschaft des Kessels, vorbei an kleinen Quarzbruchstücken und großen Konglomerat-Gebilden, die einen Einblick in die geologische Historie der Gegend erlauben. Erst bei einem hell sprudelnden Gletscherbach, der mir schon bald den weiteren Weg versperrt, endet mein Vorstoß. Da es mittlerweile fast neun Uhr ist, sollte ich aber eh langsam zum Zeltplatz zurückkehren.

Der Kessel am Fuße des Mount Assiniboine in den Kanadischen Rockies.

Mein morgendlicher Ausflug endet am Fuße des Mount Assiniboine.

Abschied vom Lake Magog

Als ich die Campsite wieder erreiche, ist noch immer kein Zeichen von meinem Freund zu sehen. Meine Notiz liegt noch genauso im Zelt, wie ich sie heute Morgen zurückgelassen hatte. Während ich weiter auf seine Rückkehr warte, bereite ich mich schon einmal auf die heutige Etappe vor. Am Bach hinter dem Zelt fülle ich sorgsam meine beiden Wasserflaschen auf, dann packe ich schön langsam meinen Rucksack.

Gegen 09:30 Uhr kommt mein Begleiter schließlich die schmale Gasse von der Kochstelle heraufgeschlichen. Genau wie ich vermutet hatte, ist er heute Morgen noch einmal losgezogen, um den Nub Peak (2746m) zu besteigen. Fasziniert lausche ich seinen plastischen Schilderungen. Das Panorama muss bei der heutigen Witterung besonders eindrücklich gewesen sein. Während wir gemeinsam das Zelt abbauen, erzähle ich ihm auch noch von meiner kleinen Exkursion.

Bildergalerie: Der Assiniboine Loop (Etappe 3)

Nachdem wir schließlich an der Kochstelle unseren Proviant aufgelesen haben, sind wir abmarschbereit. Mit etwas Wehmut verabschieden wir uns vom Lake Magog und wenden uns unserer heutigen Tagesetappe zu. Diese wird uns über den Wonder Pass (2380m) hinab zur Campsite am Marvel Lake (1806m) führen.

Der letzte Aufschwung

Während der Gipfel des Mount Assiniboine (3618m) nun immer mehr in den Wolken verschwindet, folgen wir dem schmalen Wonder Pass Trail um den See herum. Nicht weit von der Mt. Assiniboine Lodge (2180m) entfernt überqueren wir den Magog Creek und beginnen den langen Anstieg zum Pass. Es ist der letzte nennenswerte Aufschwung unseres Treks.

Der Wonder Pass Trail am Lake Magog in den Kanadischen Rockies.

Mit etwas Wehmut verabschieden wir uns vom Lake Magog.

Mit flottem Tempo ziehen wir durch die malerische Wald- und Wiesenlandschaft. Erst am Oberlauf des Magog Creek gönnen wir uns eine erste Auszeit. Unter den wachsamen Augen eines Weißkopfseeadlers, der von einer nahe gelegenen Baumkrone majestätisch herabblickt, kümmern wir uns um unsere mittlerweile schon arg geschundenen Füße. »Also meine Waden bringen mich um!«, stöhnt mein Begleiter, während ich nach einem Blasenpflaster für meine Zehen suche. »Kein Wunder«, lache ich nur. »Du hast mittlerweile ja schon gute 50 Kilometer in den Beinen.« Und dabei sind wir noch nicht einmal seit 48 Stunden unterwegs! Es ist schon erstaunlich, welche Distanzen man hier draußen in so kurzer Zeit zurücklegen kann.

Nur wenige Minuten später sind wir wieder unterwegs. Der kleine Gog Lake am Fuße des Naiset Point (2820m) zieht vorüber, und auch die tief verschneite Nordflanke der Towers (2846m) lassen wir bald hinter uns. Erst der finale Anstieg zum Pass nimmt uns etwas den Wind aus den Segeln. Während sich zu unserer Linken ein Wasserfall mühelos in die Tiefe stürzt, drängen wir mit allerletzter Kraft die steilen Serpentinen nach oben.

Die Auenlandschaft des Magog Creek unterhalb des Wonder Pass in den Kanadischen Rockies.

Ein letztes Mal blicken wir zurück auf die schöne Auenlandschaft des Magog Creek.

Am Wonder Pass

Über ein großes Altschneefeld erreichen wir am späten Vormittag schließlich den Wonder Pass, wo sich der Blick endlich nach Süden öffnet. Zwar hält sich der Marvel Lake zu unserer Enttäuschung momentan noch versteckt, doch das Panorama kann sich dennoch sehen lassen. Wohin wir auch blicken, zeigen sich uns die Kanadischen Rockies in all ihrer ungezähmten Schönheit.

Der Wonder Pass in den Kanadischen Rockies.

Mit dem Wonder Pass erreichen wir den höchsten Punkt der heutigen Etappe.

Wilde Wolken ziehen über die dunkelgrauen Zinnen im Süden hinweg, von denen sich feine Schneeströme wie Milch ins Tal ergießen. Auch die kargen Geröllflanken der Towers (2486m) zu unserer Rechten sind mit schneeweißen Klecksen überzogen.

Linkerhand, auf dem steinigen Grat zum Wonder Peak (2852m), erkennen wir zwei menschliche Silhouetten. Im Zeitlupentempo arbeiten sie sich den kargen Kamm hinauf. Fast scheint es so, als hätten sie den blauen Himmel zum Ziel, der gelegentlich über dem grauen Gipfel aus den Wolken hervorblitzt.

Nicht weit vom Grenzstein entfernt suchen wir uns ein paar bequeme Felsen, um uns vom kräftezehrenden Aufstieg zu erholen. Während ich stoisch auf meinem Müsliriegel herumkaue, bin ich innerlich hin- und hergerissen. Einerseits sehne ich mich mittlerweile nach dem Komfort der Zivilisation, nach einer Dusche, einem Bett, einem Burger. Andererseits bereue ich es auch, dass wir nicht mehr Zeit mitgebracht haben. Denn entlang des Weges gäbe es noch so einige Gipfel, die geradezu darauf warten, bestiegen zu werden. Doch für sie bleibt leider keine Zeit, denn morgen Abend müssen wir ja in Jasper sein.

Der Abstieg vom Wonder Pass in den Kanadischen Rockies.

Ein dichter Wolkenteppich treibt mittlerweile wieder über die umliegenden Gipfel hinweg.

Ein kleiner Exkurs

Da uns noch immer ein langer Marsch bis zur Campsite bevorsteht, ziehen wir bald wieder weiter. Nach einem letzten Blick zurück auf die weiten Wälder im Norden beginnen wir den Abstieg. Eine sanfte Brise streicht über die zartgelben Blüten der Westlichen Küchenschellen, und auch die einsam stehenden Koniferen — die hier oben nur selten mehr als Schulterhöhe erreichen — beben leicht im Wind.

Während wir an kleinen Altschneefeldern vorüberziehen, halten wir die Augen offen nach einer Abzweigung. Denn nicht weit von hier, etwas abseits des Weges, soll es unserer Karte nach einen Aussichtspunkt geben. Tatsächlich stoßen wir schon bald auf eine Gabelung. Einstimmig verlassen wir den Hauptweg und machen uns auf die Suche nach dem Marvel Lake Viewpoint (2350m).

Die Abzweigung zum Marvel Lake Viewpoint in den Kanadischen Rockies.

Die Abzweigung zum Marvel Lake Viewpoint (links) ist nicht leicht zu finden.

Zunächst vermuten wir ihn direkt vor uns, am Ende einer Baumgasse. Ein junges Pärchen, das uns von dort entgegenkommt, enttäuscht unsere Hoffnungen aber sogleich. Auf die Frage, ob das der Aussichtspunkt sei, schüttelt der junge Kanadier nur den Kopf. Vom See sei dort auf jeden Fall nichts zu sehen, ruft er uns entgegen.

Instinktiv folgen wir dem Bergpfad weiter in den Wald hinein. Zu meinem Unmut müssen wir dabei noch einmal einige Höhenmeter hinter uns bringen — und dabei hatte ich mich mental schon darauf eingestellt, dass es heute nur noch bergab gehen wird. Resigniert folge ich meinem Begleiter den Hang hinauf. Ein Reigen aus Großblütigem Hundszahn steht uns Spalier.

Nach einigen Minuten des Aufstiegs fällt der Weg plötzlich wieder steil bergab und wir landen auf einer abschüssigen Bergwiese. Das muss der Aussichtspunkt sein. Vom Marvel Lake ist zwar immer noch nichts zu sehen, doch zumindest Lake Gloria und der Terrapin Lake blitzen im Tal hervor. In der warmen Mittagssonne fängt das kräftige Blau der beiden Gletscherseen jetzt regelrecht zu glühen an. Auch wenn wir in den letzten Tagen unzählige Bergseen gesehen haben, einer schöner als der andere, so sind diese beiden doch noch einmal eine Klasse für sich. Für ein paar Minuten legen wir die Rucksäcke ab und genießen die herrliche Aussicht.

Der Blick vom Marvel Lake Viewpoint auf Lake Gloria in den Kanadischen Rockies.

Vom Marvel Lake Viewpoint haben wir einen herrlichen Blick auf Lake Gloria.

Das Highlight des Tages

Nur wenig später sind wir wieder zurück auf dem Hauptweg und setzen unseren Abstieg fort. Eine frische Brise weht uns vom Tal entgegen.

Kurz nachdem wir einen schmalen Bachlauf überquert haben, blitzt endlich auch ein Stück des Marvel Lake unter uns im Tal hervor. Lange mussten wir auf diesen Anblick warten. Doch die Freude währt nur kurz, denn bereits nach wenigen Minuten verschwindet das lebhafte Blau des Gletschersees auch schon wieder hinter den Bäumen.

Auch wir werden jetzt wieder vom Wald verschlungen. Ein steiler Serpentinensteig führt uns dort im Schatten der altehrwürdigen Tannen dem Tal entgegen. Erst nachdem wir mehrere hundert Höhenmeter verloren haben, endet unser kurvenreicher Abstieg und der Weg flacht etwas ab. Was folgt ist der schönste Abschnitt des Tages, ja, wenn nicht sogar der ganzen Tour.

Der Wald öffnet sich langsam, und unter einer Decke aus Kumuluswolken zeigt sich der Marvel Lake endlich in seiner vollen Pracht. Mit seinem kräftigen Blau füllt der langgezogene See die Talsohle fast bis zum Horizont. Nur dort, wo das Wasser etwas seichter wird, nimmt es einen schönen Türkiston an. Dunkle Nadelwälder und gigantische Geröllfelder strömen vom Marvel Peak (2713m) herab und säumen das Ufer auf der gegenüberliegenden Seite.

Der Marvel Lake in den Kanadischen Rockies.

Ein schöner Wanderpfad führt uns am zauberhaften Marvel Lake entlang.

Immer am Hang entlang begleiten wir den See jetzt nach Nordosten, schnurstracks dem Tal des Bryant Creek entgegen. Bäche, Geröllzungen und Altschneefelder, die vom Wonder Peak (2852m) herabfließen, kreuzen unseren Weg.

Während mein Partner unbeirrt vorausprescht, lasse ich mir jetzt etwas Zeit. Dieser Abschnitt der Wanderung begeistert mich so sehr, dass ich ihn bis aufs Letzte genießen will. Und es ist nicht nur der Blick auf den See, der es mir angetan hat! Ein buntes Spalier aus Wildblumen säumt den Pfad. Seidenhaarige Phazelien, gelber Fingerstrauch, Hookers Disteln und Richardsons Storchschnabel, Roter Indianerpinsel, Ovalblättriger Bartfaden, Nadel-Rosen und Alpen-Vergissmeinnicht gibt es am Wegesrand zu entdecken. Welch eine Artenvielfalt dort gedeiht, wo der Mensch seine zerstörerischen Finger nicht im Spiel hat!

Der von Wildblumen gesäumte Pfad oberhalb des Marvel Lake in den Kanadischen Rockies.

Ein bunter Mix aus Wildblumen säumt den Pfad oberhalb des Marvel Lake.

Ein gefiederter Wegelagerer

Schließlich verschwindet der Pfad wieder im dichten Nadelwald. Jetzt ist es vorbei mit der Aussicht, und mit den Wildblumen. Dafür schließe ich unverhofft wieder mit meinem Begleiter auf. »Ich steh schon seit fünf Minuten hier und komm nicht weiter«, lacht er. »Da ist ein ziemlich aggressives Huhn. Das will mich nicht durchlassen.« Zunächst denke ich, er will mich veräppeln, aber tatsächlich sitzt direkt am Wegesrand ein Tannenhuhn. Ich verdrehe die Augen und gehe einfach weiter. Da springt der Vogel plötzlich auf den Weg und plustert sich auf. Als ich aus Schreck zurückfahre, fängt mein Begleiter wieder an zu lachen: »Sag ich doch!« Wie sich herausstellt, will das Huhn nur seinen Nachwuchs beschützen. Im Unterholz sitzt nämlich auch ein kleines, gelbes Küken, das ziemlich verschlafen dreinblickt. Wir warten eine Weile, bis sich Mutter und Kind aus dem Staub gemacht haben, dann können wir endlich unseren Marsch fortsetzen. Was für eine kuriose Begegnung!

Ein Tannenhuhn in den Kanadischen Rockies.

Ein schlecht gelauntes Tannenhuhn versperrt uns kurzzeitig den Weg.

Melancholischer Abstieg zum See

Mit dem Wald kommt die Melancholie. So schön der bisherige Weg durch die weite, offene Berglandschaft war, so beengt und aussichtslos wirkt nun der letzte Abschnitt der heutigen Etappe. Nur noch selten blitzt zwischen den Bäumen die kleine, türkisblau umrandete Insel am Ende des Sees hervor. Abgesehen davon gibt es nicht mehr viel zu sehen.

Die Insel des Marvel Lake in den Kanadischen Rockies.

Türkisblau glitzert das Wasser rund um die kleine Insel am Ende des Marvel Lake.

Über einen engen Zickzackpfad erreichen mein Begleiter und ich schließlich den Marvel Lake. Ein frischer Wind pfeift durch das Schilf am Ufer, das Wasser glitzert im Schein der Nachmittagssonne. Für einen kurzen Augenblick atmen wir durch, und lassen ein letztes Mal unsere Blicke über die vergletscherten Gipfel im Umland schweifen. Dann ziehen wir auch schon weiter. Gezeichnet von den Strapazen der letzten Tage wollen wir mittlerweile nur noch zur Campsite, die sich hier irgendwo im finsteren Wald verstecken muss.

Ein hölzernes Schild weist uns den Weg. Zu unserem Unmut stellt sich der Zustieg zum Zeltplatz noch einmal als ein äußerst zäher und schlammiger Waldhatscher heraus. Mit jeder Minute, die verrinnt, sinkt unsere Stimmung ein Stückchen tiefer. Das liegt nicht nur daran, dass uns langsam die Kraft ausgeht, sondern auch daran, dass wir nichts mehr haben, auf das wir uns freuen können. Die Highlights — der Mount Assiniboine (3618m), der Lake Magog, der Nub Peak (2746m), der Marvel Lake — liegen alle hinter uns. Jetzt erwartet uns nur noch eine Nacht im Wald und der lange Marsch zurück zum Auto.

Das letzte Nachtlager

Um kurz nach 15 Uhr erreichen wir schließlich die Marvel Lake Campsite [Br13] (1815m). Der umliegende Wald scheint düster und traurig. Da es unter dem dichten Blätterdach zudem vor Moskitos nur so wimmelt, beeilen wir uns mit dem Zeltaufbau. Als das Nachtlager steht, stapfen wir noch schnell den langen Waldweg hinüber zur Kochstelle, um die Reste unseres Proviants für heute Abend einzulagern. Dann verkriechen wir uns erst einmal in unserem Zelt.

Die Marvel Lake Campsite in den Kanadischen Rockies.

An der Marvel Lake Campsite schlagen wir unser letztes Nachtlager auf.

Erst als der Abend hereinbricht, wagen wir uns wieder heraus. Zu unserem Unmut sind die Moskitos noch immer allgegenwärtig. Doch das Abendessen ruft — das letzte hier im Park — und so trotten wir den Blutsaugern zum Trotz noch einmal hinüber zur Kochstelle.

Während unsere Nudeln langsam vor sich hinköcheln, gesellt sich ein junges Pärchen aus Texas zu uns an den Tisch. Als wären sie alte Freunde, kommen wir direkt mit ihnen ins Gespräch. Angeregt tauschen wir uns über die gesammelten Eindrücke und Erfahrungen aus, und lassen all die Höhe- und die Tiefpunkte der letzten Tage Revue passieren. Ja, es ist ein versöhnlicher Tagesabschluss.

Im fahlen Licht der Abenddämmerung verabschieden wir uns schließlich. Unten am Bach putzen wir noch schnell die Zähne, dann kehren wir zum Zelt zurück, wo wir ein letztes Mal im Schutz unserer Schlafsäcke verschwinden.

StationenDistanzDifferenzZeit
Lake Magog Campsite
→ Lake Magog +1,2 km 5 m ↑ 50 m ↓+0h 25m
→ Lake Magog Campsite +1,2 km 50 m ↑ 5 m ↓+0h 25m
→ Wonder Pass +4,8 km240 m ↑ 50 m ↓+1h 30m
→ Marvel Lake Viewpoint +1,7 km 65 m ↑ 95 m ↓+0h 40m
→ Marvel Lake Campsite +9,8 km 30 m ↑565 m ↓+3h 05m
Gesamt 18,7 km390 m ↑765 m ↓ 6h 05m

ÜbersichtEtappe 1Etappe 2Etappe 3Etappe 4