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Ein Tag am Libyschen Meer

Von Palea Agia Roumeli nach Agios Ioannis


09. Mai 2018 • Autor: bra.


Übersicht

Dieser Bericht beschreibt meine Wanderung von Palea Agia Roumeli nach Agios Ioannis im Südwesten Kretas. Meine Tour beginnt am Friedhof des alten Ortskerns und führt mich auf schönen Pfaden schnell hinauf zum Kastro – einer alten türkischen Festung. Nach einer kurzen Pause steige über einen Serpentinenweg hinab nach Agia Roumeli, wo ich mir eine wohlverdiente Auszeit gönne. Anschließend geht es immer an der Küste entlang nach Agios Pavlos und schließlich über steile Pfade hinauf nach Agios Ioannis, wo mich mein Mietwagen bereits erwartet.

Schwierigkeit: T2GPS-Route: Download

Im Alleingang

Während sich mein Begleiter auf die Odyssee durch die Samaria-Schlucht begeben hat, muss ich heute wieder zurück nach Agios Ioannis (770m), um unseren Mietwagen nicht der Einsamkeit preiszugeben. Zuvor nutze ich jedoch die Gelegenheit, um noch das Kastro (200m) zu besichtigen. Die Festung liegt auf dem ersten Hügel neben dem Eingang der Samaria-Schlucht und bietet einen grandiosen Blick auf das Libysche Meer. Es wurde im 19. Jahrhundert von den damals noch herrschenden Osmanen erbaut, um den wichtigen Handelsweg nach Norden zu überwachen.

Bildergalerie: Von Palea Agia Roumeli nach Agios Ioannis

An der Bogenbrücke von Palea Agia Roumeli (56m), unweit des alten Friedhofs, folge ich den Wegweisern nach Westen. Nach einem kurzen, aber knackigen Aufstieg, der immer wieder einen schönen Blick in die Samaria-Schlucht bietet, erreiche ich schon bald den Südostgrat des Papoures (962m), und kann vor dort einen ersten Blick auf die Bucht von Agia Roumeli werfen. Nun ist es nur noch ein Katzensprung bis zum Kastro.

Der Blick auf Palea Agia Roumeli und den Eingang der Samaria-Schlucht.

Meine Wanderung beginnt in Palea Agia Roumeli, dem letzten Ort vor der Samaria-Schlucht.

Die Ruinen des Kastro

»Endlich da!« Auch wenn ich nicht lange unterwegs war, so hat mich der Aufstieg doch viel Kraft gekostet — zumal ich meine Beine noch von der gestrigen Gipfeltour zum Psiloritis (2456m) spüre.

Der Blick vom Kastro auf Agia Roumeli.

Vom Kastro bietet sich mir ein herrlicher Blick auf Agia Roumeli.

Bei Sonnenschein genieße ich das sich vor mir ausbreitende Meer und kann die majestätische Schönheit des Kastro zur Zeit der Osmanen nur erahnen. Trotz des noch frühen Tages fahren unten in der Bucht bereits die Schiffe ein und aus und bringen immer neue Touristen nach Agia Roumeli (12m).

Nachdem ich mich gestärkt habe, trete ich den Abstieg über die Serpentinen auf der Südflanke an, wobei mir die Ortschaft und das türkisblaue Meer stets zu Füßen liegen.

Das Kastro über Agia Roumeli.

Die Überbleibsel der Festung stammen noch aus der Zeit der osmanischen Besatzung.

Eine Auszeit

Unten in Agia Roumeli gehe ich zunächst in ein Touristengeschäft, um Sonnencreme, eine Kappe, und ein paar Pflaster zu kaufen, welche ich vor lauter spontanen Entscheidungen im Rucksack meines Freundes vergessen habe. Nun ausreichend für den Rückweg ausgestattet, gönne ich mir noch einen Kaffee an einem einsamen Strandrestaurant, sehe mir in Gemütsruhe den Hafen an, und halte am Strand meine geschundenen Füße in das wunderschöne Wasser des Libyschen Meeres.

Der Hafen von Agia Roumeli.

Am Hafen von Agia Roumeli gönne ich mir eine wohlverdiente Auszeit.

Rückkehr nach Agios Pavlos

Bei steigender Temperatur und Sonneneinstrahlung — es ist bald Mittag — mache ich mich auf den Weg zurück nach Agios Pavlos (7m). Wie schon beim Hinweg ergeben sich bei dieser Küstenwanderung auch auf dem Rückweg traumhafte Ausblicke auf das türkisblaue Meer.

Der Küstenwanderweg zwischen Agia Roumeli und Agios Pavlos.

Immer an der malerischen Küste entlang geht es weiter nach Agios Pavlos.

Zurück an der Taverne Saint Paul (7m) gönne ich mir noch ein Bad im Libyschen Meer und besuche kurz die byzantinische Kapelle. Dann nehme ich den langen Aufstieg nach Agios Ioannis in Angriff.

Die letzte Etappe

Zunächst geht es, weiterhin an der Küste entlang, durch den Wald. Nach zirka 20 Minuten teilt sich der Weg schließlich. Geradeaus würde man nach Loutro kommen, ich wähle aber den Weg nach Agios Ioannis, der linkerhand den Hang hinaufführt. Der Aufstieg ist steil und schweißtreibend, und meine verbleibenden Kräfte werden nochmal bis aufs Äußerste angespannt. Je höher ich komme, desto lichter wird der Wald, und mir bieten sich jetzt immer wieder grandiose Blicke auf die Küste. Dadurch, dass mir keine Wanderer begegnen, entwickelt sich ein unbeschreibliches Gefühl von Freiheit.

Die Serpentinen von Agios Pavlos.

Ein steiler Serpentinenweg bringt mich schon bald hinauf zu den Klippen.

Bald habe ich die Abbruchkante (540m) erreicht. Der restliche Weg, der vor mir liegt, ist flach, kaum bewaldet, und dank der Ziegen, die regelmäßig meinen Pfad kreuzen, alles andere als einsam. Als die Sonne schließlich dem Horizont entgegensinkt, erreiche ich erschöpft, aber glücklich wieder die Straßen von Agios Ioannis (770m). Dort schwinge ich mich in meinen Mietwagen und verabschiede mich von der Südwestküste Kretas.

StationenDistanzDifferenzZeit
Palea Agia Roumeli
→ Kastro +0,9 km 144 m ↑ 0 m ↓+0h 30m
→ Agia Roumeli +1,4 km 0 m ↑188 m ↓+0h 25m
→ Agios Pavlos +4,2 km 180 m ↑185 m ↓+1h 00m
→ Agios Ioannis +5,7 km 767 m ↑ 4 m ↓+2h 30m
Gesamt 12,2 km1091 m ↑377 m ↓ 4h 25m