Die Kallergi-Hütte in den Weißen Bergen Kretas.

Das Herz der Weißen Berge

Hüttentest: Die Kallergi-Hütte


10. Mai 2018 • Autor: red.


Einführung

Sie ist die einzige bewirtete Berghütte Kretas: die Kallergi-Hütte (1680m) in den Lefka Ori. Im Jahr 1971 wurde die imposant gelegene Herberge eröffnet und dient seitdem Wanderern und Naturliebhabern als Stützpunkt für ihre Erkundungstouren in den Weißen Bergen. Speziell der Zustieg aus Westen – entweder vom Parkplatz Xyloskalo (1¼h) oder vom Omalos-Plateau (2¼h) – ist kurz und unschwierig. Deutlich anspruchsvoller und länger ist hingegen der Zustieg aus südöstlicher Richtung, der gewöhnlicherweise mehrere Tage in Anspruch nimmt und entweder in Agios Ioannis oder Anopoli beginnt. Obwohl sich die einladende Schutzhütte ganzjährig großer Beliebtheit erfreut, verfügt sie lediglich über 45 Schlafplätze, die sich auf mehrere Vierbettzimmer sowie auf ein größeres Bettenlager verteilen. Im Rahmen unserer Kreta-Reise im Mai 2018 haben wir der Hütte einen Besuch abgestattet.

Die Kallergi-Hütte in den Weißen Bergen.

Majestätisch überblickt die Kallergi-Hütte die Samaria-Schlucht.

Lage

Eindrücklich thront die Kallergi Hütte (1680m) mitten im Herzen der Weißen Berge und lockt mit einem abwechslungsreichen Tourenangebot nicht nur Touristen, sondern auch Wanderer und Kletterer an. So gibt es neben der populären Samaria-Schlucht und der malerischen Eligia-Schlucht auch zahlreiche Gipfel zu erkunden, wie zum Beispiel den Psari (1817m), den Mavri (1883m) und den Melindaoú (2133m). Wer Gegenanstiege nicht scheut, findet jenseits von Xyloskalo mit dem Volakias (2116m) und dem Gingilos (2080m) noch zwei weitere lohnende Gipfelziele. Für die meisten Gäste ist die Kallergi-Hütte jedoch Teil eines größeren Projektes, nämlich der Überschreitung der Weißen Berge. Traditionell wird die Strecke zwischen Xyloskalo und Anopoli auf drei Tage bewältigt, mit einer zusätzlichen Übernachtung in der Katsiveli-Hütte (1970m). Im Rahmen dieser mehrtägigen Tour lässt sich auch ein Exkurs zum Pachnes (2453m), dem höchsten Berg der Lefka Ori, machen.

Bewirtung

Obwohl es im Winter selbst auf Kreta etwas ungemütlich werden kann, hält die Kallergi-Hütte ganzjährig ihre Pforten geöffnet. Von April bis Oktober kümmert sich Christoferos um die Gäste, von November bis März steht sein Kollege Christos hinter der Theke. Für 28 Euro bekommt man bei ihnen ein Bett mit Halbpension. Im Gegensatz zu vielen DAV-Hütten gibt es jedoch keine feste Speisekarte. Stattdessen bereitet der Hüttenwirt abends nur eine einzige Mahlzeit zu. In meinem Fall handelte es sich dabei um eine deftige Portion Hähnchenbrust mit Kartoffeln. Als Vorspeise gab es zudem eine schmackhafte Gemüsesuppe. Das Frühstück besteht in der Regel aus ein paar Scheiben Brot, die man sich mit diversen Brotaufstrichen selbst veredeln kann. Für Gäste, die unter Allergien oder einer Glutenunverträglichkeit leiden, bereiten die Hüttenwirte gerne auch spezielle Mahlzeiten zu. Dies muss dem Personal aber frühzeitig gemeldet werden.

Ausstattung

Die Hauptattraktion der Kallergi-Hütte ist zweifelsohne die Sonnenterrasse. Es gibt wohl kaum etwas Schöneres, als sich nach einer langen, anstrengenden Tour einen der Liegestühle zu schnappen und den Abend entspannt beim Blick über die Samaria-Schlucht ausklingen zu lassen. Wem es draußen zu kalt wird, der findet auch im gemütlich eingerichteten Speisesaal ein nettes Plätzchen zum Verweilen. Dort gibt es zudem eine stattliche Bibliothek mit Berg-Literatur, die zum Schmökern einlädt. Wenn die Nacht schließlich über den Weißen Bergen hereinbricht, wird es Zeit, die Schlafplätze aufzusuchen. Während das Erdgeschoss mehrere bequeme Vierbettzimmer beherbergt, gibt es im Obergeschoss auch noch ein größeres Bettenlager. Beide machen einen aufgeräumten und sauberen Eindruck.

Der Speisesaal der Kallergi-Hütte.

Der gemütliche Speisesaal lädt zum Verweilen ein.

Einziger Wermutstropfen sind die sanitären Anlagen, die sich allesamt im Untergeschoss befinden. Zwar sind Waschbecken, Toiletten und Duschen vorhanden, diese lassen sich speziell in der Hauptsaison allerdings nur eingeschränkt nutzen. Dies ist der Wasserversorgung geschuldet, die speziell in den Sommermonaten an ihre Grenzen stößt. Auf die tägliche Morgen- und Abendhygiene muss man dennoch nicht verzichten.

Fazit

Wer die Weißen Berge erkunden will, sollte der Kallergi-Hütte auf jeden Fall einen Besuch abstatten. Nicht nur die malerische Lage und das abwechslungsreiche Tourenangebot wissen zu überzeugen. Auch der gute Service und die nette Atmosphäre machen den Aufenthalt auf der Hütte zu einem absoluten Genuss. Vor allem in der Hauptsaison sollte man sich jedoch in Anbetracht der begrenzten Kapazitäten frühzeitig einen Schlafplatz reservieren lassen – sei es telefonisch oder per E-Mail.