Die Nam Ha National Protected Area in Laos.

Auf den Spuren der Hmong

Dschungel-Trekking in der Nam Ha National Protected Area


11. – 13.04.2019 • Autor: ned.


Übersicht

In der Nam Ha National Protected Area und angrenzenden Gebieten bei Luang Namtha in Nord-West Laos können verschiedene einmalige Outdoor-Aktivitäten durchgeführt werden. Dies beinhaltet Trekking, Kayaking, Mountain Biking, sowie Überlebensstrategien für den Dschungel. Mein Highlight sind aber die kulturellen Einblicke in das traditionelle Dorfleben verschiedener Stämme. Derartige Touren sollten aus Gründen der Sicherheit auf keinen Fall ohne einen lokalen Guide unternommen werden. Ich habe eine dreitägige Trekking-Tour mit einem Home Stay und einer Übernachtung im Dschungel unternommen.

Vorbereitung in Luang Namtha

An der Hauptstraße von Luang Namtha gibt es eine Fülle an Tourveranstaltern, die bis auf leichte Variationen alle ähnliche Programme anbieten: Geführte Touren von 1 bis 5 Tage in und um die Nam Ha National Protected Area im Norden Laos. Mögliche Aktivitäten beinhalten Trekking, Kayaking, Mountain Biking, sowie Überlebensstrategien für den Dschungel und kulturelle Einblicke in das Leben lokaler Dorfgemeinschaften, die heute noch in Einklang mit der Natur leben, aber natürlich auch modernen Einflüssen, wie Motorrädern und Smartphones, ausgesetzt sind.

Alleine aus Sicherheitsgründen raten wir strikt davon ab, diese oder ähnliche Touren auf eigene Faust durchzuführen. Zudem ermöglicht ein lokaler Guide eine wesentlich bessere Interaktion mit der Bevölkerung und kann im Dschungel vieles erklären, insofern sein Englisch gut genug ist. Grundsätzlich werden Touren immer günstiger, je mehr Personen teilnehmen. Daher kann es sich lohnen sich mit anderen Reisenden mit ähnlichen Interessen abzustimmen und beim gleichen Veranstalter zu buchen. Es besteht zudem die Möglichkeit bei Agenturen Interesse für eine bestimmte Tour anzumelden, sodass andere Reisende dies sehen können. Hier wird scheinbar aber auch von verschiedenen Veranstaltern geflunkert, also mehr Interesse vorgegaukelt, als tatsächlich vorhanden ist. Wir empfehlen einen kritischen Blick.

Ich habe mich dann schließlich dort entschieden, wo der Verkäufer gut Englisch sprach und es sich um eine relative neue Route mit einem noch wenig besuchten Dorf handelte. Der Platzhirsch unter den Veranstaltern (Topempfehlung aus Lonely Planet) machte einen sehr professionellen Eindruck, hat aber in dem von ihm besuchten Dorf bereits eine Art »Gästehaus« für den »Home Stay« eingerichtet. Das mag für die eine oder den anderen ein positives Argument sein, für mich eher nicht, da ich mich auf diese Erfahrung voll einlassen wollte. Die Auswahl und Buchung lassen sich leicht am Vorabend zur Tour innerhalb von ein bis zwei Stunden organisieren. Ich habe mich für eine dreitägige Trekking-Tour mit einem Home Stay und einer Übernachtung im Dschungel entschieden.

Packliste

Im Preis enthalten sind in der Regel alle Übernachtungen und Mahlzeiten. Wasser, Kochzutaten und ein Schlafsack werden gestellt, müssen aber von den Teilnehmern getragen werden. Auf Grund der hohen Temperaturen sind keine allzu dicken Klamotten notwendig. Leichte, langärmlige Kleidung schützt vor Sonneneinstrahlung und Insekten. Daher sind auch eine Kopfbedeckung, Sonnenschutz und Insektenspray eine absolute Pflicht. Zudem empfehle ich eine Taschenlampe für die Nächte und eine Powerbank, falls Nachgeladen werden muss. Eine Filterflasche oder Filtertabletten sind eine mögliche Alternative zum Abkochen von Wasser.

Marktbesuch in Luang Namtha

Der erste Tag startet um 8:30 mit dem Kennenlernen der anderen Teilnehmer, einem französischen Pärchen, und unseres Guides Kam. Dann fahren wir zunächst zum Markt in Luang Namtha und kaufen Kochzutaten für die nächsten drei Tage, die dann auch zum Tragen auf Teilnehmer und Guide verteilt werden. Kulinarisch sehen wir also schon, was die nächsten Tage auf uns zukommt. Jede Menge Reis, Gemüse, Chili, Fleisch und Fisch.

Der Markt in Luang Namtha.

Vorbereitung ist alles: Der Proviant für die Tour wird auf dem Markt in Luang Namtha gekauft.

Start der Tour

Mit einem Jeep verlassen wir Luang Namtha nach Osten und folgen der Hauptstraße 3 und somit dem Nam Thong River für etwa 10 Kilometer Richtung Nateuy. Wir steigen an der Straße aus, ohne dass ein markanter Punkt unseren Start bezeichnen würde. Es ist etwa 9:15 Uhr. Der Weg beginnt mit einer kurzen Passage über’s offene Feld. Den ersten, schon nach Kurzem ersehnten, Schatten erhalten wir von einem Kautschuk-Wäldchen. Dann folgt ein zweistündiger Aufstieg durch verschlungene Dschungelpfade. Ich merke bereits hier, dass Klima und Insekten mir das Leben noch schwer machen werden und bin froh um die erste Mittagspause gegen 11:30 Uhr.

Au dem Weg nach Samyot.

Über Wald- und Wiesenwege geht es hinein in die laotische Wildnis.

Kochen im Dschungel

Die Mahlzeiten im Dschungel wurden von Kam je nach den gleichen Prinzipien zubereitet, auch wenn es für die einzelnen Komponenten verschiedenen Varianten gab. Einige Zutaten sowie die Kochutensilien findet man im Dschungel. Der Rest muss mitgebracht werden.

Grundvoraussetzung ist ein kleines Lagerfeuer. Blätter, kleinere Äste und größere Hölzer finden sich im Dschungel genug.

Traditionelle Küche im laotischen Dschungel.

Mit knurrenden Mägen versammeln wir uns um das Lagerfeuer, das unser Guide angeheizt hat.

Basis jeder Mahlzeit ist Sticky Rice (gesprochen »Stickiiii Leiii«). Ohne den geht gar nix. Der wächst leider nicht im Dschungel und muss daher mitgetragen werden. Er wird in großen Bambusrohren gekocht, welche hochkant ins Feuer gestellt werden. Der Reis nimmt die obere Hälfte des Rohrs ein, während unten das Wasser zum Sieden gebracht wird. Der Reis ist durch ein kleines, von Hand gebasteltes Plättchen vom Wasser getrennt. Kochzeit etwa 20 Minuten.

In der Regel wird aus den mitgebrachten Gemüsen und Gewürzen eine Sauce erstellt, die mit dem Sticky Rice harmoniert. Die Gemüse, etwa Tomaten, Zwiebel, Knoblauch und vor allem Chilis, werden zunächst im Feuer gegart, dann geschält und in einem Mörser (ebenfalls ein Bambusrohr) zerstampft und mit Gewürzen verfeinert. Achtung: Die Laoten mögen’s scharf! Den Schärfegrad lieber vorher mit dem Koch abstimmen. In unserem Fall hat sich Kam gerne mal separat seine 10 Chilis gebraten und vernascht.

Jede zweite Mahlzeit hatte noch eine kleine Fleisch- oder Fischkomponente. Die Zubereitung hier ist vielleicht am intuitivsten, verglichen mit der von Reis und Sauce. Ein kleiner Stock wird gespalten, sodass Fleisch oder Fisch eingespannt werden können. Dann wird dieser Spieß oben zusammengebunden und kann über dem Feuer gebraten werden. Ein klassisches Barbecue.

Essen im laotischen Dschungel.

Serviervorschlag: gegarter Fisch mit Reis und Gemüse auf Bananenblättern.

Zweimal gab es auch ein Art Salat aus der Frucht der Bananenblume. Die Frucht muss zunächst geschält werden und ist roh auch sehr bitter. Im gebratenen oder gewürzten Zustand ist sie aber durchaus eine Bereicherung für die Dschungel-Mahlzeit.

Home Stay im Hmong-Dorf Samyot

Nach unserer ersten Mahlzeit im Dschungel folgen zwei weitere Stunden durch den Busch und unsere Ankunft im Hmong Dorf Samyot. Wir nutzen den Nachmittag für eine kurze Dusche am Dorfbrunnen und zur Erkundung des Dorfes. Das Dorf hat etwa 20 Häuser und 150 Einwohner. Die Menschen leben zusammen mit ihren Hühnern, Schweinen und Büffeln, welche auch als Zahlungsmittel anerkannt sind. Die Männer verbringen viel Zeit im Dschungel auf der Jagd nach Essbarem, während sich die Frauen um Heim und Kinder kümmern. Die Hmong werden in der Regel sehr früh verheiratet. Eine Ehe kann allerdings durch Verhandlung aufgelöst werden, wenn einer der Eheleute durch einen neuen Partner aus der Ehe herausgekauft wird. Polygamie ist nicht üblich. Nur wenn eine Ehe kinderlos bleibt, können die Eheleute beschließen eine Zweitfrau zuzulassen. Die Erstfrau genießt dann allerdings wesentlich mehr Rechte und wir raten von einem derartigen Arrangement umgehend ab.

Das Hmong-Dorf Samyot in Laos.

Erschöpft erreichen wir Samyot, das Ziel der heutigen Etappe.

Die Hmong sind keine Anhänger des Buddhismus sondern glauben an ihre eigenen Geister. Unser Guide Kam konnte uns einige der Bräuche erläutern. Es ergeben sich verschiedene Opferriten von Tieren, aber auch Regeln für Essen (kein Hähnchen-Herz für Männer) sowie das Zusammenleben im Dorf. So wird etwa eine Hütte mit Blättern markiert, insofern sie nur von der dort wohnenden Familie betreten werden darf. Sind die Blätter welk, so sind auch meist die Geister wieder beruhigt.

Der Home Stay findet bei einer fünfköpfigen Familie in einer 20qm-großen Bambushütte statt. Es gibt ein Lagerfeuer zum Kochen in der Mitte der Hütte, ein Schlafbereich ist abgetrennt und in einem Eck ist eine Schmiede. Die Familie bereitet Essen für uns zu. Eine Suppe aus Bananenblumenfrucht. Kommunikation mit der Gastfamilie ist trotz Guide nicht einfach. Aber es ist schön, live dabei zu sein und an diesem so ganz anderen Leben teilzuhaben. Die Familie lässt sich von uns auch nicht stören und geht, als es finster wird, ihrer Abendbeschäftigung nach. Videos kucken und Musik hören mit dem Smartphone. Unser Schlafplatz ist der Boden unter einem Moskitonetz. Schlafenszeit ist um 20:00 Uhr. Wenn es finster ist, gibt es auch nicht viel zu tun hier. Wir sind dann auch schon um 6:00 Uhr ausgeschlafen. Auch wenn die Nacht auf dem Fußboden kein großer Genuss war, verspüre ich doch große Lust auf ein Frühstück.

Das Hmong-Dorf Samyot in Laos.

Eine andere Welt: Fasziniert lernen wir über das Leben und die Bräuche der Hmong.

Wandern und Übernachtung im Dschungel

Bei so mancher Tour kann man morgens die Schule oder den Dorfschamanen besuchen. Wir treffen aber weder da noch dort jemanden an und starten daher schon um 8:00 Uhr die Wanderung. Zunächst führt der Weg über eine Forststraße, bis er dann wieder ins Unterholz abbiegt. Die Schwierigkeit variiert mit der Dichte der Bewaldung. Auch heute ist es ein Auf und Ab. Durch das kurze Vormittagsprogramm ist die Mittagspause um 10:30 Uhr. Unser Tagesziel erreichen wir schon um 14:00 Uhr. Obwohl sich das für erfahrene Wanderer nach wenig Zeit anhört, so ist doch die Intensität bei hohen Temperaturen und Luftfeuchte immens. Die Vielzahl an Insekten erschwert einem auch das Leben. Durch deren Anwesenheit kann man sich bei Tageslicht eigentlich niemals wirklich entspannen, was die Atmosphäre drückt. Mittlerweile verstehe ich, warum die Leute im Dschungelcamp schlecht drauf sind.

Der zweite Tag in der Nam Ha National Protected Area.

Am frühen Morgen machen wir uns wieder auf den Weg.

Als Unterschlupf gibt es eine Art Camp mit Stelle für ein Lagerfeuer und Holzgerüsten, welche wir aus Gründen der Wohnlichkeit mit Bananenblättern auskleiden, als Dach über dem Kopf für die Nacht. Wegen Erschöpfung legen wir uns diesmal sogar schon gegen 19:00 Uhr auf den Dschungelboden und schlafen bis circa 6:00 Uhr. Auch diese Nacht buche ich nicht unter Genuss, sondern unter Erlebnis. Die Insekten sind auch in der Nacht aktiv und wir haben kein Moskitonetz, welches ich empfehlen würde.

Traditionelle Küche im laotischen Dschungel.

Traditionelle Küche: Reis wird in Bambusrohren über dem offenen Feuer gekocht.

Der Weg zurück

Am dritten Tag starten wir früh und sind von 7:30 Uhr bis 12:30 Uhr bis auf kleine Pausen auf den Beinen. Dies ist das anspruchsvollste Stück. Es gibt immer wieder Passagen durch dichten Bambus und über steile Abgänge, die sich wegen Laub äußerst rutschig präsentieren. Hier sollte man zum Stock greifen, um Stürze zu vermeiden. Auf diesem Weg sehen wir auch das einzige nennenswerte Tier dieser Tour. Eine amtliche Spinne. Die letzten Meter der Tour verlaufen wieder übers freie Feld und wir queren einmal den relativ seichten Nam Thong River. Zum Willkommen in der Zivilisation gibt es eine traditionelle laotische Nudelsuppe. Oh wie ich die doch im Dschungel vermisst habe! Dann bringt uns der Jeep zurück nach Luang Namtha und wir verabschieden und von Kam mit einem Trinkgeld.

Ein letzter Blick über den wilden Norden von Laos.

Ein letzter Blick über den wilden Norden von Laos, dann geht es für mich zurück in die Zivilisation.