Action, Kälte, Nervenkitzel

Canyoning am Gardasee


19.09.2019 • Autor: brm.


Übersicht

Diese kurze Reportage gehört zu unserer Serie Berg&Sport und beschreibt die Sportart Canyoning. In dieser Sportart kraxelt man flussabwärts durch einen Gebirgsbach. Konkret fand die hier beschriebene Tour in Piovere am Gardasee statt und dauerte knapp sechs Stunden. Davon befanden wir uns vier Stunden im Wasser. Die Serie Berg&Sport erscheint in unregelmäßigen Abständen.

Der Vorgeschmack

Ein beherzter Sprung ins Wasser des schmalen Gebirgsbaches: Eiskalt! Sofort heben sich die selbstschwimmenden Schuhe und ziehen uns horizontal ins Wasser. Durch ungelenke Bewegungen steuern wir gegen und mit einiger Mühe bekommen wir unseren Körper wieder unter Kontrolle. Mühsam kämpfen wir uns aus dem Becken heraus. Es ist ein Vorgeschmack auf das, was uns die kommenden vier Stunden erwarten soll. Dabei ist das hier nur das Abkühlen.

Rutschen gehört zum Standardrepertoire des Canyoning.

Die Infos

Wir befinden uns am Gardasee. Es ist Mitte September, knapp dreißig Grad. Heute wollen wir eine Canyoning-Tour unternehmen. Dabei durchwandert man einen Gebirgslauf flussabwärts und muss dabei mit dem Gelände und seinen Unwägbarkeiten zurechtkommen. Der Sport selbst ist sehr vielfältig, aber auch gefährlich und sollte zwingend immer mit einem Guide durchgeführt werden. Meist geht es darum, enge Tunnel zu durchklettern, über schmierige Steinrinnen abzurutschen, durch Wasserfälle abzuseilen oder schlichtweg einfach zu springen oder zu schwimmen.

Unseren Guide und drei Mitstreiter haben wir in Piovere (300m) am Westufer des Gardasees getroffen. Hier wird uns die komplette Ausrüstung gestellt: Neoprenanzug, Neoprenschuhe, Helm (wir haben unsere eigenen Helme mitgenommen) und löchrige Rucksäcke zum Transport von zusätzlicher Ausrüstung wie dem Kletterseil und Getränken. Technische, nicht wasserfeste Geräte müssen naheliegenderweise zurückbleiben. Unsere Actionkamera können wir mitnehmen. Der Guide führt außerdem eine Kamera mit, mit der die Teilnehmer abwechselnd Fotos machen können.

Die Tour

Vom Parkplatz weg müssen wir ein Stück über kleine Wanderwege zu Fuß zurücklegen. Kurz vor dem Wassereinstieg folgt eine Pinkelpause, eine Einweisung und eine Motivationsrede und dann geht’s los. Die Aufregung ist greifbar.

Das erste Hindernis — abgesehen von dem kleinen Becken zum Einstieg: ein kurzer Wasserfall. Unser Guide seilt uns an: Hinsetzen, Füße überkreuz, leicht anwinkeln, ein kurzer Schub und ab geht die Fahrt über glattgespülte Steinplatten. Und ins kalte Wasser. Mit Mühe kämpfen wir uns heraus. Die schwimmenden Schuhe? Weiter ungewohnt. Zum Jammern bleibt keine Zeit. Das nächste Hindernis wartet: Diesmal eine Rutsche ohne Anseilen. Hinsetzen, Beine zusammen, ein unsicherer Blick, das Ziel ist nicht sichtbar. Es geht um eine Biegung. Aber Zögern ist nicht. Angeschoben, um die Kurve rum und wieder ins Wasser. Adrenalin!

Besonders spektakulär: das Abseilen neben den Wasserfällen.

So geht es immer weiter. Ein Hindernis folgt dem nächsten. Im Entenmarsch schlängeln wir uns durch den Canyon. Mal springen wir mit dem Rücken zum Wasser ab, mal kriechen wir durch ein schmales Loch, mal hängen wir am Eingang einer Höhle frei in der Luft . Die Gefühle: mulmig, ängstlich, nervös, euphorisiert. Zwischendurch sind Sprünge möglich: drei Meter, sechs Meter, acht Meter. Immer freiwillig. Das Highlight: fünfzig Meter Abseilen am Rande eines Wasserfalls. Nicht ohne, auf dem schmierigen Untergrund.

Das Ende

Nach zweit Dritteln beruhigt sich der Fluss und damit auch unser Trip. Die kurze Rast mit süßen Schokoriegeln hat gutgetan. Wir wandern durch das uns umgebende Blätterdach und nach letzten Rutschpartien ist die Tour beendet. Gerade zur rechten Zeit, denn langsam wird es doch kalt unter den immer feuchten Neoprenanzügen. Und so geht es nach einer kurzen Wanderung zurück zum Ausgangspunkt unseres empfehlenswerten Abenteuers.

Die Natur ist bei diesem Sport besonders spürbar.