Dichter Nebel am Großen Falkenstein.

Im Zeichen der Heidelbeere

Eine Runde über den Großen und den Kleinen Falkenstein


13. Dezember 2015 • Autor: red.


Übersicht

Dieser Bericht behandelt die Besteigung des Großen und des Kleinen Falkenstein im Bayerischen Wald. Unsere winterliche Rundtour beginnt am Wanderparkplatz bei Zwieslerwaldhaus und führt uns zunächst über die Wanderlinie Heidelbeere und das wilde Höllbachgspreng zum Gipfel des Großen Falkenstein. Nach einer kurzen Brotzeit nahe des Schutzhauses treten wir den Abstieg an, der uns über den Kleinen Falkenstein und die Wanderroute Eibe zurück zu unserem Ausgangspunkt führt.

Schwierigkeit: T2GPS-Route: DownloadWanderkarte: Kompass 198

Ein trüber Wintertag

Grau hängen die Wolken über dem Bayerischen Wald, als wir unser Auto am Wanderparkplatz in Zwieslerwaldhaus (700m) abstellen. Eigentlich ist die kleine Ortschaft nahe der deutsch-tschechischen Grenze ja ein beliebtes Ziel für Wanderer und Wintersportler, doch heute scheint sich außer uns niemand hierher verirrt zu haben. Der große Parkplatz am Ortseingang ist praktisch leer. Vielleicht liegt es an den kühlen Temperaturen, vielleicht aber auch einfach nur an dem undurchdringlichen Nebelschleier, der sich heute Morgen über das ganze Gebiet gelegt hat. Mit tollen Fernblicken werden wir heute wohl nicht belohnt werden.

Der Wanderparkplatz Zwieslerwaldhaus.

Der Startpunkt unserer Wanderung ist der Wanderparkplatz in Zwieslerwaldhaus.

Auf den Spuren der Heidelbeere

Nichtsdestoweniger machen wir uns voller Tatendrang auf den Weg. Unser heutiges Ziel ist der Große Falkenstein (1315m): einer der höchsten Berge im Bayerischen Wald. Am Wanderparkplatz ist der beliebte Aussichtsgipfel zum Glück schon bestens ausgeschrieben, und so biegen wir zunächst in den dichten Mischwald auf der anderen Straßenseite. Gleich mehrere abwechslungsreiche Wanderrouten – mit griffigen Namen wie Heidelbeere, Eibe oder Siebenschläfer – schlängeln sich hier durch den naturbelassenen Forst. Für den Aufstieg folgen wir heute den Wegweisern mit dem Heidelbeersymbol. Diese lotsen uns zunächst gemütlich über eine breite Forststraße – dem Schillerweg – nach Osten bis zum Ahornriegel (980m). Normalerweise gäbe es hier ein tolles Bergpanorama zu bestaunen, doch heute macht uns der dichte Nebel einen Strich durch die Rechnung. Entmutigen lassen wir uns davon allerdings nicht, denn auch eine Nebelwanderung hat ihre Reize. Und so folgen wir unbeirrt einem schmalen Trampelpfad weiter in den Wald hinein.

Dichte Nebelschwaden im Bayerischen Wald.

Mystisch: Dichte Nebelschwaden ziehen durch den Wald.

An der Höllbachschwelle

Nach einigen Minuten auf dem leicht verschneiten Weg taucht im Nebel vor uns plötzlich die Silhouette einer kleinen Holzbrücke auf, die sich über den Höllbach spannt. Früher herrschte hier oben ein reger Betrieb. Immerhin wurde der rauschende Wildbach ab der Mitte des 19. Jahrhunderts vom Forstamt Zwiesel für den Holztransport genutzt. Auch wenn heute freilich keine Baumstämme mehr über den Wasserweg talwärts befördert werden, so gibt es hier an der Höllbachschwelle immer noch einige Überbleibsel aus dieser längst vergangenen Zeit zu begutachten. Unter anderem ist neben dem künstlich aufgestauten Triftteich auch die Höllbachhütte (970m) erhalten geblieben, die einst dem Schleusenwärter als Unterkunft diente. Heute wird das urige Gebäude am Ostufer des Sees hingegen vom Bayerischen-Wald-Verein betreut und als Selbstversorgerhütte eingesetzt.

Die Höllbachschwelle.

An der Höllbachschwelle treffen wir auf eine kleine Holzbrücke.

Das Tor zur Hölle

Nur einige Meter weiter steht uns nun mit dem sogenannten Höllbachgspreng der mit Abstand wildeste Abschnitt der heutigen Wanderung bevor. Gleich mehrere tosende Gebirgsbäche suchen sich hier ihren Weg durch den urtümlichen Mischwald. Auf einem steilen Steig arbeiten wir uns rechterhand der malerischen Kaskaden langsam durch das unwegsame Gelände. Dabei müssen wir uns ordentlich konzentrieren, um auf den nassen Wurzeln und vereisten Steinplatten nicht auszurutschen.

Kurz nachdem wir zwei kleine Wasserläufe überquert haben, führt uns ein serpentinenlastiger Pfad zwischen zahlreichen Felsriegeln weiter nach oben. Unser Blick bleibt dabei immer wieder an den neongelben Schwefelflechten hängen, die den grauen Gneis überzogen haben. An so einem tristen Tag wie heute stechen die grellen Farben geradezu unheimlich heraus. Kein Wunder, dass man früher glaubte, hier müsse sich irgendwo das Tor zur Hölle befinden. Dabei haben wir eh schon das Schlimmste hinter uns. Über eine verschneite Forststraße und einen leichten Trampelpfad geht es nun nämlich wieder relativ locker voran.

Neongelbe Schwefelflechten.

Neongelbe Schwefelflechten haben sich auf einigen Felsen breitgemacht.

Der Große Falkenstein

Großer Falkenstein
AliasVelký Falkenstein
LandDeutschland
GebirgeBayerischer Wald
Höhe1315 m
Koordinaten49°05′05″N, 13°16′48″E

Nach insgesamt zweieinhalb Stunden haben wir es dann geschafft: Das geräumige Gipfelplateau des Großen Falkenstein (1315m) taucht vor uns auf. Die kleine Kapelle und das imposante Falkenstein-Schutzhaus (1315m) lassen wir zunächst unbeachtet liegen. Stattdessen peilen wir direkt den eigentlichen Gipfel an, der sich hinter einer schmalen Baumreihe versteckt hält. An schönen Tagen soll man hier seine Blicke vom Osser (1293m) über den Arber (1456m) bis zum Rachel (1453m) schweifen lassen können, doch heute bekommen wir von dem tollen Bergpanorama nichts mit. Dafür ist der Nebel einfach zu dicht. Da hier oben zudem ein kalter Wind bläst, klatschen wir das kleine Gipfelkreuz nur schnell ab und kehren anschließend auch schon wieder zurück zum Schutzhaus. Am liebsten würden wir hier nun einkehren, doch jetzt im Dezember hat die Hütte leider geschlossen. Und so müssen wir unsere Brotzeit stattdessen im Schatten einiger Bäume einnehmen.

Der Gipfel des Großen Falkenstein.

Der Gipfel des Großen Falkenstein zeigt sich heute einsam und nebelverhangen.

Abstieg über den Kleinen Falkenstein

Kleiner Falkenstein
AliasMalý Falkenstein
LandDeutschland
GebirgeBayerischer Wald
Höhe1190 m
Koordinaten49°05′19″N, 13°16′23″E

Da es hier oben mittlerweile etwas kalt wird, machen wir uns schließlich wieder auf den Weg. Während der Aufstieg im Zeichen der Heidelbeere stand, wählen wir für den Abstieg die Wanderroute mit dem Eibensymbol. Diese führt uns zunächst über eine breite Forststraße, dann über einen schmalen Waldpfad hinunter zum Kleinen Falkenstein (1190m). Da wir schon einmal hier sind, nehmen wir den unscheinbaren Felsriegel natürlich mit. Zu sehen gibt es hier jedoch gewohnt wenig, und so treten wir nach einem schnellen Gipfelfoto den weiteren Abstieg an. Dieser führt uns nun entspannt über den Eiben-Weg zurück zu unserem Ausgangspunkt: dem Wanderparkplatz in Zwieslerwaldhaus. Dort lassen wir den Tag im Gasthaus auf der anderen Straßenseite gemütlich bei Tee und heißer Schokolade ausklingen. Das haben wir uns redlich verdient!

Der Gipfel des Kleinen Falkenstein.

Beim Abstieg nehmen wir den Kleinen Falkenstein im Vorbeigehen mit.

StationenDistanzDifferenzZeit
Zwieslerwaldhaus
→ Höllbachschwelle +5,9 km349 m ↑ 79 m ↓+1h 30m
→ Großer Falkenstein ✝ +2,6 km375 m ↑ 30 m ↓+1h 10m
→ Kleiner Falkenstein ✝+0,8 km 10 m ↑135 m ↓+0h 20m
→ Zwieslerwaldhaus +3,6 km 0 m ↑490 m ↓+0h 55m
Gesamt 12,9 km734 m ↑ 734 m ↓ 3h 55m