Die deutsch-tschechische Grenze am Großen Osser.

Sibirische Kälte im Bayerischen Wald

Der Große Osser


04. Februar 2012 • Autor: red.


Übersicht

Dieser Bericht beschreibt die Besteigung des Großen Osser im Bayerischen Wald. Unsere Winterwanderung beginnt in Lohberg. Von dort führt uns ein winterlicher Weg hinauf zum Gipfel des Großen Osser, der an der Grenze zwischen Deutschland und Tschechien liegt. Nach einer kleinen Brotzeit bei eisigen Temperaturen steigen wir über dieselbe Route wieder hinab.

Schwierigkeit: WT2GPS-Route: DownloadWanderkarte: Kompass 198

Ein eisiger Empfang

Ein eisiger Wind fegt übers Land, als wir mit unserem Auto in Lohberg (636m) eintrudeln. Die beschauliche 2000-Seelen-Gemeinde im Bayerischen Wald dient uns als Stützpunkt für die Besteigung des Großen Osser (tsch. Velký Ostrý) an der deutsch-tschechischen Grenze. Kurz nach der Ortseinfahrt verweist uns auch schon ein Schild in Richtung des Osser-Parkplatzes. Dort stellen wir unser Auto ab und bereiten uns auf die Schneeschuhwanderung vor. Bei sibirischen Temperaturen um die -15°C ist vor allem die richtige Ausrüstung wichtig. Doch wir sind mit mehreren Lagen Funktionskleidung sowie warmen Handschuhen gut gerüstet und strotzen der Kälte relativ souverän.

Das winterliche Lohberg.

Sibirische Kälte empfängt uns in Lohberg.

Langeweile im Forst

Die erste Stunde der Wanderung verläuft relativ unspektakulär über verschneite Trampelpfade. Mehr als den dichten Forst entlang des Weges bekommen wir hier leider nicht zu sehen. Doch zumindest kommen wir schnell voran. Der Weg ist trotz der starken Schneefälle der letzten Tage relativ gut gespurt. Die Schneeschuhe lassen wir deshalb vorerst in unseren Rucksäcken ruhen. Schließlich erreichen wir eine kleine Lichtung, von der aus man einen tollen Blick hinunter in die Täler hat ... normalerweise. Doch uns ist Petrus (noch) nicht ganz gewogen, und so müssen wir bei diesigem Wetter auf den erquickenden Blick ins Tal verzichten. Zudem hat es nun auch noch angefangen, leicht zu schneien. Da es für uns also nichts Anderes gibt, das uns auf dieser Lichtung halten könnte, setzen wir uns erneut in Bewegung.

Der knackige Schlussspurt

Schließlich kommt es, wie es kommen muss ... wir biegen erneut auf einem Waldweg ein. Um so größer ist die Freude, als nach wenigen Minuten endlich unser Tagesziel, der Gipfel des Großen Osser (1293m), unverhofft durch die Bäume blitzt. Weit kann es also nicht mehr sein, und so marschieren wir voller Tatendrang weiter dem Gipfel entgegen. Schon bald zeigt sich uns ein Schild, welches die Staatsgrenze zwischen Deutschland und Tschechien ankündigt. Wir biegen nach links ab und passieren die Westflanke des Großen Osser. Der Weg ist nun nicht mehr ganz so gut gespurt, aber immer noch ohne Schneeschuhe begehbar. Nach einigen Minuten kommen wir an eine Engstelle, an der ein Drahtsteil als Hilfe gespannt ist. Rechts befindet sich eine Felswand, links lauert der Abgrund. Vorsichtig arbeiten wir uns an dieser Stelle vor und lassen sie schließlich souverän hinter uns.

Der verschneite Gipfel des Großen Osser.

Die letzten Meter zum Gipfelaufbau des Großen Osser.

Auf dem Gipfel des Ossers

Großer Osser
AliasVelký Ostrý
LandDeutschland | Tschechien
GebirgeBayerischer Wald
Höhe1293 m
Koordinaten49°12′11″N, 13°06′34″E

Von nun an ist es nicht mehr weit. Über verschneite und vereiste Stufen erklimmen wir die letzten Meter des Gipfelaufbaus. Hier ist wegen der Rutschgefahr Vorsicht geboten, doch immerhin vermittelt ein Eisengeländer etwas Sicherheit. Über die letzten kleinen Felsen geht es nun zum vom Eis gezeichneten Gipfelkreuz. Nach zwei Stunden haben wir den Gipfel des Großen Osser (1293m) endlich erreicht. Von hier oben haben wir auch einen guten Blick auf den Kleinen Osser (1266m), der nur einen Kilometer weiter nördlich liegt. Sonst sehen wir aufgrund des trüben Wetters leider nicht allzu viel.

Das Osserschutzhaus

Da es hier auch nochmal eine ganze Ecke kälter ist als unten im Tal und der Wind uns zu allem Überfluss auch noch ins Gesicht bläst, begeben wir uns hinab zum Osserschutzhaus (1285m), das direkt unterhalb des Gipfels liegt. Leider ist die Schutzhütte am heutigen Tag geschlossen, was aber bei Schneehöhen, die bis zum Türrahmen reichen, nicht allzu verwunderlich ist. Also suchen wir uns ein windgeschütztes Fleckchen, wo wir kurz eine Brotzeit fassen können. Glücklicherweise wurde eine Schneise zur Türe freigeräumt, wo wir ein wenig Schutz finden können.

Das Osserschutzhaus am Großen Osser.

Leider geschlossen: das Osserschutzhaus direkt unter dem Gipfel.

Der Abstieg

Nachdem wir neue Kräfte getankt haben und langsam wieder unsere Finger spüren, treten wir den Rückweg an. Nach einiger Zeit ist Petrus dann doch noch gnädig zu uns und zeigt uns, dass eine Tour zum Großen Osser (1293m) bei schönem Wetter durchaus idyllisch sein kann. Denn plötzlich blitzt die Sonne hinter dem Wolkenschleier hervor und ihre Strahlen verwandeln die tänzelnden Schneeflocken, die sich zärtlich von den Bäumen herab ergießen, in einen glitzernden Funkenregen. Doch! Der Große Osser hat wirklich auch seine schönen Seiten! Nach einer Stunde erreichen wir schließlich wieder den Wanderparkplatz und kurz darauf auch unser Auto. Endlich können wir also wieder unsere Finger anständig aufwärmen ... ah, tut das gut!

Zusammenfassung

Eine Winterwanderung zum Großen Osser ist eine relativ unspektakuläre Tour, die meist über gut gespurte Waldwege führt. Einzig kurz unterhalb des Gipfels nimmt der Schwierigkeitsgrad etwas zu, wenn der Weg steiler wird und schließlich in einer mit einem Drahtseil versicherten Engstelle mündet. Besondere Vorsicht ist schließlich am Gipfelaufbau geboten, da der Fels bei niedrigen Temperaturen vereist und dadurch sehr rutschig sein kann. Vom Gipfel aus steht dem Wanderer der Weg zum Kleinen Osser offen sowie in den Sommermonaten eine Tour über den Grenzwanderweg.

StationenDistanzDifferenzZeit
Lohberg
→ Großer Osser ✝ +3,1 km655 m ↑6 m ↓+2h 00m
→ Lohberg +3,1 km6 m ↑655 m ↓+1h 05m
Gesamt 6,2 km660 m ↑660 m ↓3h 05m