Wir haben mehrere Berichte zur Zugspitze (2962m) im Wetterstein:

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Die Große Klammspitze im Ammergebirge.

Ein königlicher Blick über das Ammergebirge

Zwischen Brunnenkopf und Großer Klammspitze


16. August 2011 • Autor: red.


Übersicht

Dieser Bericht behandelt die Besteigung des Brunnenkopf und der Großen Klammspitze in den Ammergauer Alpen. Startort ist dabei das Schloss Linderhof. Von dort führt uns der Weg über die Brunnenkopfhütte erst auf den Brunnenkopf und anschließend, wiederum über die Brunnenkopfhütte, auf die exponierte Große Klammspitze. Von dort geht es – nach einer kurzen Einkehr – wieder zurück zum Schloss Linderhof.

Schwierigkeit: T3, UIAA IGPS-Route: DownloadWanderkarte: Kompass 5

Auf den Spuren des Märchenkönigs

In seinen letzten Lebensjahren residierte der als Märchenkönig berühmt gewordene König Ludwig II. sehr oft in Schloss Linderhof (947m), einer prachtvollen Schlossanlage in den Ammergauer Alpen. Um vom aufreibenden Alltag etwas Ruhe zu finden, pflegte Ludwig sich bei Ausritten in den umliegenden Bergen zu entspannen. Bei dieser Tour wollen wir es ihm gleichtun und versuchen, sowohl den Brunnenkopf (1718m) als auch die Große Klammspitze (1924m) zu erklimmen, die sich beide unweit des Schlosses gen Himmel strecken.

Das Schloss Linderhof nahe Ettal.

Der Startpunkt unserer Wanderung: das märchenhafte Schloss Linderhof.

Die ersten Meter

Wir beginnen unsere Wanderung auf dem Parklatz von Schloss Linderhof nahe Ettal (Achtung: Parkgebühr). Nach den ersten Metern auf dem steinigen Weg hören wir bereits ein erfrischendes Rauschen zu unserer rechten Seite, das uns noch einige Minuten begleiten wird. Denn zunächst folgen wir einem glasklaren Bächlein, das sich laut plätschernd und durchsetzt von kleineren Wasserfällen durch die Bäume schlängelt. Kurz darauf muss eben dieser kleine Wasserlauf überquert werden. Ohne Zögern waten wir durch das fünf Zentimeter hohe, tosende Wasser, die Gischt uns gegen die Knöchel schlagend ... An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass wasserabweisendes Schuhwerk keine schlechte Idee wäre.

Serpentinen über Serpentinen

Nachdem wir diese erste natürliche Barriere souverän hinter uns gelassen haben, schreiten wir mit gutem Tempo die Serpentinen hoch, die uns noch für einige Zeit auf dieser Wanderung begleiten werden. Hierbei handelt es sich um eine gewöhnliche, nicht allzu steile Forststraße, die von allen Seiten durch Wald umrandet ist und somit zunächst keinen Blick ins Umland erlaubt. Damit bei den Wanderern dennoch keine Langweile aufkommt, gibt es einige vorzüglich geschnitzte Kunstwerke in Form von Pilzen, Äpfeln oder Eichhörnchen, die sich am Wegesrand in unregelmäßigen Abständen zeigen. Doch schließlich neigen sich die Serpentinen dem Ende entgegen, der Wald lichtet sich ein wenig und gibt erste Blicke gen Süden preis.

Der Blick auf die Gipfel jenseits des Lindertales.

Ein erster Blick auf die Gipfel des Ammergebirges.

Die Brunnenkopfhütte

Nach einer kleinen Rast auf einer Lichtung, bei der wir den Ausblick aufs Umland genießen, folgen wir weiter dem gepflegten Weg Richtung Brunnenkopfhütte (1602m). Diese erreichen wir knapp zwei Stunden, nachdem wir aufgebrochen sind. Hier bietet sich nicht nur die Gelegenheit, einen Blick auf das eindrucksvolle Bergpanorama zu werfen, sondern auch neue Kräfte zu tanken. Doch wir belassen es zunächst bei einer kleinen Rast und machen uns auf zum Gipfel des Brunnenkopf (1718m). Schließlich ist dieser in nur 20 Minuten von der Brunnenkopfhütte aus zu erreichen.

Jetzt wird’s eng

Zunächst führt uns der Weg über einen erdigen Pfad, der nicht allzu schwer zu begehen scheint. Doch schon bald müssen wir uns über allerlei Wurzeln und Gebälk den Weg nach oben bahnen. Dies ist zugegebenermaßen etwas kräfteraubend. Doch nach einigen Minuten rückt das hölzerne Gipfelkreuz in unser Blickfeld und der Gipfelerfolg scheint in greifbarer Nähe zu sein. Für schwindelanfällige Personen hat der Brunnenkopf (1718m) allerdings noch eine letzte Herausforderung zu bieten. Denn auf den letzten Metern geht es auf einem doch arg schmalen Pfad dem Gipfel entgegen. Während sich auf der rechten Seite der kahle Fels erhebt, geht es auf der linken Seite des Weges senkrecht nach unten. Immerhin vermittelt ein straff gespanntes Drahtseil entlang des ausgesetzten Pfades etwas Sicherheit.

Der Gipfel des Brunnenkopf im Ammergebirge.

Die letzten Meter zum Gipfel des Brunnenkopf erfordern Schwindelfreiheit.

Auf dem Gipfel des Brunnenkopf

Brunnenkopf
LandDeutschland
GebirgeAmmergauer Alpen
KammKlammspitzkamm
Höhe1718 m
Koordinaten47°34′58″N, 10°55′26″E

Nachdem wir diese letzte Hürde gemeistert haben, stehen wir nun auf dem Gipfel des Brunnenkopf (1718m). Von hier aus hat man bei gutem Wetter einen sagenhaften Ausblick in alle Richtungen. Im Westen erhebt sich die markante Große Klammspitze (1924m), im Süden zeigen sich die Ammergauer Alpen in voller Pracht und im Nordosten lässt sich der Staffelsee erahnen. Nachdem wir die Aussicht ein wenig genossen haben, klatschen wir das Gipfelkreuz ab und machen uns auf den Rückweg zur Brunnenkopfhütte (1602m).

Unterwegs zum zweiten Gipfel

Von dort setzen wir uns nun in westliche Richtung in Bewegung, um auch noch die Große Klammspitze (1924m) zu besteigen. Wir nehmen noch schnell Notiz von einem Schild des DAV, das uns darauf hinweist, dass »alpine Erfahrung, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich« für diese Unternehmung ist. Doch dann geht es auch schon weiter, und wir steuern mit gutem Tempo auf den imposanten und einschüchternden Berg zu. In der Ferne können wir klitzekleine menschliche Silhouetten erkennen, die sich durch den schrofigen Fels ihren Weg nach oben bahnen. Doch bis wir dahin kommen, ist es noch ein weiter Weg. Also schreiten wir auf einem erdigen Trampelpfad weiter gen Westen. Rechts von uns erhebt sich eine grasgrüne Flanke, links können wir einen Blick hinunter ins sogenannte Wintertal werfen.

Die Große Klammspitze im Ammergebirge.

Eine Nebelbank zieht vor der Großen Klammspitze auf.

Der Weg wird steiniger

So schön ist es hier, dass sich auch einige Gämse nicht lumpen lassen und sich vor unseren Augen vergnügt das Gras in den Rachen schaufeln. Unmerklich wird der Weg für uns Wanderer immer steiniger, je näher wir an die Große Klammspitze (1924m) heranrücken. Momentan kommen wir damit noch gut zurecht, doch beim Rückweg wird es auf diesen losen Steinen etwas unangenehmer zu gehen sein. Mit gut platzierten Schritten kommen wir dem Berg immer näher und rechterhalb zeigt sich nun die Kleine Klammspitze (1882m) in ihrer vollen Pracht. Ehrfürchtig lassen wir unsere Augen über die majestätische Felswand nach oben gleiten, um einen Blick auf den Gipfel zu erhaschen, der heute nicht bestiegen wird.

Wir schlängeln uns die Serpentinen hinauf

Von nun an geht es über kleine Serpentinen nach oben. Dabei gilt die Daumenregel: je höher man auf der Klammspitze (1924m) kommt, desto anspruchsvoller wird der Weg. So müssen wir mittlerweile bei einigen Stellen schon die Hände benutzen, um sicher voranzukommen. Langsam arbeiten wir uns so über allerlei Gestein und Geröll nach oben. Der Weg ist einigermaßen gut markiert, doch an manchen Stellen wären eindeutigere Markierungen wünschenswert gewesen. Denn wer hier vom Weg abkommt, findet sich schnell in einer steilen, engen Felsrinne wieder, in der ihm der Fels unter den Fingern wegbröselt.

Ein einschüchternder Blick nach oben

Links von uns ragt ein formschöner Felsobelisk in den Himmel. Wir passieren ihn, und über eine enge Felsrinne geht es endlich auf ein kleines Zwischenplateau, das sich für eine kurze Verschnaufpause eignet. Und spätestens jetzt wird uns klar, dass der schwerste Teil der Tour noch vor uns liegt. Von nun an geht es nämlich steil nach oben und zwar über zahlreiche beachtliche Felsen, so dass kleinere Klettereinlagen (UIAA I) unvermeidlich sind. Schwindelanfällige Wanderer sollten hier besonders vorsichtig sein, denn links und rechts des Weges geht es steil nach unten. Auch vor Felsschlag sollte man sich in Acht nehmen, denn einige Steine liegen lose auf den Felsen herum und können von unachtsamen Wanderern losgetreten werden. Mit Hand und Fuß krebsen wir sorgsam den schrofigen Gipfelaufbau hinauf, der sich auf diese Weise knappe 100 Höhenmeter bis kurz unterhalb des Gipfels hinzieht. Doch zwei Stunden nachdem wir von der Brunnenkopfhütte (1602m) aus aufgebrochen sind, haben wir es endlich geschafft und erreichen den Gipfel der Großen Klammspitze (1924m).

Update

Nach starken Erosionsschäden wurde 2020 der finale Aufschwung zum Gipfel durch die Sektion Bergland des DAV neuverlegt und der ursprüngliche Weg rückgebaut.

Der Gipfel der Großen Klammspitze im Ammergebirge.

Endlich in Reichweite: der Gipfel der Großen Klammspitze.

Auf dem Gipfel der Großen Klammspitze

Große Klammspitze
LandDeutschland
GebirgeAmmergauer Alpen
KammKlammspitzkamm
Höhe1924 m
Koordinaten47°34′50″N, 10°54′33″E

Bevor wir den fordernden Aufstieg erst einmal in Ruhe verdauen, schleppen wir uns noch zum hölzernen Gipfelkreuz und umarmen es voll Freude. In einer Box finden wir auch das Gipfelbuch, welches allerdings einen sehr durchnässten und zerfledderten Eindruck auf uns macht. Doch da lässt sich nichts machen, und somit lassen wir uns nieder und genießen den »Ausblick« auf die undurchdringlichen Nebelwände, die vor wenigen Minuten um uns herum aufgezogen sind. Als wir uns nach einigen Minuten wieder auf den Rückweg vorbereiten, klart der Himmel dann doch noch ein wenig auf und wir erhaschen einen Blick auf den Forggensee im Westen. Im Osten lässt sich der Brunnenkopf (1718m) erblicken und im Süden hat man einen schönen Blick aufs Wettersteinmassiv mit der Zugspitze (2962m).

Der lange Weg zurück

Doch dann wird es endgültig Zeit, den Rückweg anzutreten, und so hangeln wir uns mit Hand und Fuß wieder den Gipfelaufbau mit seinen schrofigen Felsen vorsichtig hinunter. Hier sollte man sich ruhig Zeit nehmen und auf Nummer sicher gehen, denn ein Fehltritt kann hier fatale Folgen haben. Nach kurzer Zeit erreichen wir das Plateau und etwas später dann auch die obligatorischen Serpentinen. Erneut erblicken wir einige Gämse auf den Wiesen unter uns, die wir aber rechts liegen lassen, während wir wieder auf den steinigen Weg einbiegen. Von dort geht es über die saftige Wiesenflanke schließlich wieder hinauf zur Brunnenkopfhütte (1602m), welche wir nach zwei Stunden erreichen. Dort kehren wir erst einmal ein und kaufen uns etwas Köstliches zu essen. Anschließend geht es über die serpentinenlastige Forststraße wieder zurück zum Wanderparkplatz. Um dieser Tagestour den perfekten Abschluss zu verpassen, spazieren wir noch kurz durch die schönen Anlagen von Schloss Linderhof und treten schließlich die Heimreise an.

Bildergalerie: Brunnenkopf & Große Klammspitze

Zusammenfassung

Während der Weg vom Schloss Linderhof bis hinauf zur Brunnenkopfhütte ein Zuckerschlecken ist, wird es spätestens am finalen Einstieg zur Großen Klammspitze anspruchsvoller. Zahlreiche Stellen, vor allem auf den letzten Metern zum Gipfel, erfordern den Einsatz der Hände (UIAA I), festes Schuhwerk, Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und alpine Erfahrung. Doch wer diese Eigenschaften mitbringt, der wird mit der Großen Klammspitze seine Freude haben. Wer es entspannter angehen lassen will, kann sich auch mit dem Brunnenkopf begnügen. Dieser ist von der Brunnenkopfhütte in wenigen Minuten erreicht und deutlich leichter zugänglich.

StationenDistanzDifferenzZeit
Schloss Linderhof
→ Brunnenkopfhütte +5,0 km655 m ↑1 m ↓+2h 05m
→ Brunnenkopf ✝ +0,2 km115 m ↑0 m ↓+0h 20m
→ Brunnenkopfhütte +0,2 km0 m ↑115 m ↓+0h 20m
→ Große Klammspitze ✝ +1,9 km322 m ↑39 m ↓+2h 00m
→ Schloss Linderhof +6,9 km40 m ↑977 m ↓+3h 20m
Gesamt14,2 km 1132 m ↑1132 m ↓8h 05m