Der Geigelstein.

Unterwegs im Winterwunderland

Eine Hüttentour zum Geigelstein


29. – 30. März 2016 • Autor: red.


Übersicht

Dieser Bericht behandelt die Besteigung des Geigelstein in den Chiemgauer Alpen. Unsere Wintertour beginnt am Wanderparkplatz bei Sachrang im Priental. Von dort führt uns eine monotone Forststraße zunächst hinauf zur idyllisch gelegenen Priener Hütte. Nach einer erholsamen Nacht in dem modernen Schutzhaus geht es am nächsten Morgen weiter bis zum Gipfel, wo uns ein einmaliges Bergpanorama erwartet. Der anschließende Abstieg erfolgt über dieselbe Route.

Schwierigkeit: WT2GPS-Route: DownloadWanderkarte: Kompass 10

Immer ein Genuss

Der Geigelstein (1808m) gehört aufgrund seiner exponierten Lage zu den beliebtesten Gipfeln in den Chiemgauer Alpen. Das ganze Jahr über pilgern Wanderer und Wintersportler hier herauf, um in den Genuss eines einmaligen Bergpanoramas zu kommen. Genau aus diesem Grund haben auch wir uns heute Nachmittag auf den Weg ins idyllische Priental gemacht. Von der kleinen Ortschaft Sachrang (738m) aus wollen wir zunächst zur Priener Hütte (1410m) aufsteigen und am morgigen Tag schließlich dem lohnenden Aussichtsgipfel einen kurzen Besuch abstatten.

Zwischen den Jahreszeiten

Es ist ein herrlicher Tag im Chiemgau, als wir unseren Wagen auf dem geräumigen Wanderparkplatz kurz vor dem Ortseingang von Sachrang abstellen (Achtung: gebührenpflichtig!). Während auf den Wiesen im Talgrund bereits der Frühling Einzug gehalten hat, tragen die Gipfel im Umland alle noch ein dünnes Schneekleid. Zwar haben wir heute weder Grödeln noch Schneeschuhe dabei, dennoch sind wir voller Zuversicht. Immerhin haben wir in der Vergangenheit schon Schlimmeres gemeistert! Und so greifen wir ohne großes Zögern nach unseren Rucksäcken und machen uns auf den Weg zu unserem heutigen Tagesziel, der Priener Hütte (1410m).

Wegweiser am Parkplatz Sachrang.

Unser heutiges Etappenziel ist bereits am Wanderparkplatz ausgeschrieben.

Schnee im Getriebe

Der Aufstieg führt uns zunächst relativ unspektakulär über den monotonen Ackerwaldweg (#200) hinein ins Gebirge. Dabei passieren wir nicht nur zwei tosende Wasserfälle und einen unscheinbaren Tümpel am Wegesrand, sondern auch eine kleine Diensthütte, vor der einige Schlitten aufgereiht stehen. Doch vom Winter ist hier unten nicht mehr sonderlich viel zu sehen. Tatsächlich dauert es fast eine Stunde, bis wir schließlich auf die ersten Schneefelder treffen. Dann bremst uns der eisige Matsch auf der Forststraße aber abrupt aus. Um nicht ganz so viel Zeit zu verlieren, versuchen wir eine kleine Abkürzung über den Grünbodensteig zu nehmen. Doch auch auf diesem schmalen Waldpfad haben wir mit dem Schnee zu kämpfen – und so macht sich langsam etwas Missmut breit.

Bildergalerie: Geigelstein

Heiteres Schilderchaos

Lediglich die völlig absurden Zeitangaben auf den gelben Wegweisern am Straßenrand lockern die Stimmung immer wieder auf. Denn wenn zum Beispiel die ursprüngliche Vorhersage von zwei Stunden beim nächsten Schild nicht abnimmt, sondern plötzlich sogar auf zweieinhalb Stunden anwächst, dann kann etwas nicht stimmen! Doch beirren lassen wir uns von diesem Schilderchaos nicht. Stattdessen schleppen wir uns immer weiter durch den Schneematsch bergauf, bis hinter einem kleinen See schließlich unser heutiges Tagesziel zum Vorschein kommt.

Bergsee an der Priener Hütte.

Kurz vor der Priener Hütte stoßen wir auf einen winterlichen Bergsee.

Eine Nacht auf der Priener Hütte

Im letzten Licht des Abends erreichen wir die idyllisch gelegene Priener Hütte (1410m). Zufrieden legen wir unsere Rucksäcke ab und setzen uns erst einmal auf die Terrasse, um die letzten Sonnenstrahlen aufzusaugen. Da öffnet sich plötzlich die Tür zur Gaststube und die Hüttenwirtin tritt heraus. »Wenn ihr noch ein Abendessen bekommen wollt, solltet ihr hereinkommen«, ruft sie uns zu. Nach dem anstrengenden Aufstieg lassen wir uns das nicht zweimal sagen – und so schnappen wir schnell unsere Rucksäcke und treten in die warme Stube ein.

Kartoffelsuppe auf der Priener Hütte.

Das Abendessen wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen.

Zu unserer Überraschung ist die Gaststube heute Abend fast leer. Lediglich vier Damen mittleren Alters haben sich heraufgewagt und warten nun im Speisesaal auf das Abendessen. Ansonsten ist die rustikale Stube praktisch wie ausgestorben. Während wir uns ein paar Skiwasser bestellen, erklärt uns die Bedienung, dass ursprünglich viel mehr Gäste heraufkommen wollten. »Heute Morgen hatten wir noch 19 Reservierungen. Doch die wechselhafte Witterung hat die meisten dann doch abgeschreckt.« Während die Wirtin sicherlich gerne ein volles Haus gehabt hätte, freuen wir uns über die Ruhe. Nach einer kurzen Begegnung mit dem liebenswerten Hüttenkater Gustl lassen wir den Tag mit einer herzhaften Suppe gemütlich ausklingen.

Sternenhimmel über der Priener Hütte.

Die Nacht fällt über das Chiemgau herein.

Aufbruch im Morgengrauen

Um kurz nach sechs Uhr werden wir am nächsten Morgen von unserem Wecker abrupt aus dem Schlaf gerissen. Draußen ist es noch stockdunkel, doch da wir gerne den Sonnenaufgang vom Gipfel des Geigelstein (1808m) beobachten wollen, müssen wir jetzt raus! Und so hieven wir uns schweren Herzens aus den gemütlichen Betten und trotten langsam hinunter zur Terrasse. Dort werden wir von einer kühlen Brise und ein paar Regentropfen unwirtlich empfangen. Trotzdem machen wir uns sogleich ans Werk.

Aufstieg im Morgengrauen.

Bereits zum Morgengrauen brechen wir auf.

Voller Tatendrang folgen wir den Wegweisern hinter der Hütte zunächst nach Norden und lassen bereits nach wenigen Minuten die tief eingeschneite Mitterkaser Hütte (1440m) linkerhand liegen. Anschließend führt uns der Weg über eine breite Piste steil nach oben. Der Schnee liegt hier so hoch, dass selbst die gelben Wegweiser nahezu gänzlich darunter zu verschwinden drohen. Da wir keine Schneeschuhe dabei haben, brechen wir zu allem Überfluss auch noch bei jedem zweiten Schritt durch die verharschte Eisdecke. Doch mit letzter Kraft erreichen wir den Sattel zwischen Rossalpenkopf (1762m) und Geigelstein (1808m). Von hier aus ist es nicht mehr weit! Beflügelt vom Anblick des zum Greifen nahen Gipfelkreuzes nehmen wir nun auch die letzte Etappe in Angriff und erreichen nach gerade einmal einer Stunde bereits unser Tagesziel.

Der Gipfel des Geigelstein.

Der Gipfel des Geigelstein ist zum Greifen nah.

Ein einmaliges Bergpanorama

Geigelstein
LandDeutschland
GebirgeChiemgauer Alpen
KammKampenwandgruppe
Höhe1808 m
Koordinaten47°42′27″N, 12°20′04″E

Zufrieden stapfen wir über den geräumigen Gipfel des Geigelstein (1808m) zum hölzernen Kreuz, das sich hinter einer kleinen Miniaturkapelle versteckt, und klatschen es ab. Obwohl wir den Sonnenaufgang knapp versäumt haben, ist die Aussicht von hier oben traumhaft. Während das flache Alpenvorland im Norden noch unter einem bedrohlich schwarzen Wolkenteppich liegt, glitzert im Osten das Wasser des nahegelegenen Chiemsees bereits im ersten Licht der Morgensonne. Der Blick gen Süden wird von den schneebestäubten Zweitausendern des Wilden Kaisers geprägt, während wir im Westen den frühlingshaften Talkessel von Kufstein erkennen können. Was für ein Panorama! Kein Wunder, dass der Geigelstein zu den beliebtesten Aussichtsgipfeln im Chiemgau gehört!

Der Blick vom Geigelstein gen Norden.

Düstere Wolken ziehen über das Alpenvorland im Norden.

Der Blick vom Geigelstein gen Osten.

Der Blick nach Osten reicht vom Chiemsee bis zu den Berchtesgadener Alpen.

Der Blick vom Geigelstein gen Süden.

Im Süden zeigt sich uns das Kaisergebirge und der Kufsteiner Talkessel.

Ein rasanter Abstieg

Fast eine ganze Stunde bleiben wir im Schatten der kleinen Gipfelkapelle sitzen und genießen die herrliche Szenerie. Dann drängt uns ein eiskalter Wind langsam zur Rückkehr. Mit Siebenmeilenstiefeln jagen wir rennend und springend wieder über die verschneiten Hänge talwärts und versinken dabei gelegentlich bis zur Hüfte im nasskalten Schnee. Doch die gute Laune lassen wir uns davon nicht verderben – zumal wir äußerst flott vorankommen. Gerade einmal 35 Minuten brauchen wir zurück bis zur Priener Hütte (1410m), wo uns Gustl, der Kater, bereits freudig erwartet.

Der Abstieg vom Geigelstein.

Voller Elan spurten wir über die verschneiten Hänge zur Hütte zurück.

Während die anderen Hüttengäste noch leicht verschlafen zur Gaststube trotten, um sich ein Frühstück zu bestellen, klopfen wir bereits den Schnee aus unseren Stiefeln und pressen die durchnässten Socken aus. »Wart ihr etwa schon oben?«, fragt uns die Hüttenwirtin leicht erstaunt, als wir ihr im Treppenhaus begegnen. »Freilich!«, entgegnen wir ihr und plauschen anschließend noch ein wenig über die Wegverhältnisse. Dann verziehen wir uns noch einmal auf unser Zimmer, wechseln die durchnässten Klamotten und packen unsere Rucksäcke für den Abstieg. Dieser führt uns anschließend gemütlich über die altbekannte Forststraße zurück zu unserem Wagen.

StationenDistanzDifferenzZeit
Wanderparkplatz Sachrang
→ Priener Hütte +7,0 km 684 m ↑ 12 m ↓+2h 20m
→ Geigelstein ✝ +1,6 km 398 m ↑ 0 m ↓+1h 00m
→ Priener Hütte +1,6 km 0 m ↑398 m ↓+0h 35m
→ Wanderparkplatz Sachrang +7,0 km 12 m ↑684 m ↓+1h 30m
Gesamt 17,2 km1094 m ↑1094 m ↓5h 25m