Durch die Khumbu Region

Vom Gokyo-Tal zum Cho La Pass


19. – 28.03.2013 • Autor: nea.


Übersicht

Dieser Bericht beschreibt unsere zehntägige Trekkingtour in der Khumbu-Region im Himalaya. Von Namche Bazar führt unser Weg durch das Gokyo Tal bis in die kleine Ortschaft Gokyo. Dort besteigen wir den Berg Gokyo Ri. Die letzte Etappe führt uns dann von Gokyo auf den Cho La Pass und von dort weiter bis Pangboche. Von dort kehren wir nach Namche Bazar zurück.

Schwierigkeit: T4GPS-Route: Download

Kapitel 1: Das Gokyo-Tal

Ich mache mich zusammen mit vier Studienkollegen nach der Landung in Lukla (2840m) – die weniger spektakulär als erwartet war – in nördlicher Richtung auf nach Namche Bazar (3440m), das nach der zweiten Tagesetappe erreicht ist. Von hier aus kann man von einigen Aussichtspunkten aus bereits einen Blick auf den Mount Everest (8842m) erhaschen. Uns zeigt sich das Dach der Welt jedoch nur wolkenverhangen. Durch einen Akklimatisierungstag in Namche gestärkt geht der Trek anschließend weiter nach Nordosten das Gokyo-Tal hinauf. Im Gegensatz zur Route zum Everest Base Camp ist diese Strecke nicht so sehr von Trekkingtouristen überlaufen, und man kann die beeindruckende Landschaft manchmal auch ganz allein auf den Wegen genießen – zumindest solange noch nicht die Hauptsaison angebrochen ist.

Los geht’s in Namche Bazar.

Der Weg führt uns über Dhole (4110m) und Macherma (4470m) zu den Seen bei Gokyo, die wir am sechsten Tag unseres Programms erreichen. Die Seen sind größtenteils gefroren und liegen still im teils schneebedeckten Bergpanorama, das von einem strahlend blauen Himmel überspannt ist. Vereinzelt sind Wasservögel auf der Suche nach Nahrung am Rand der Seen zu beobachten. Weiter talaufwärts gelangt man vorbei am zweiten See names Taboche Tsho zu dem winzigen Ort Gokyo (4790m), der fast nur aus Lodges für Trekker besteht und am Ufer des dritten und größten Sees (Dudh Pokhari) am Fuße der Seitenmoräne des Ngozumba Gletschers liegt. Der imposante Gletscher ist von Gokyo aus nicht zu sehen, doch bei der Besteigung der Moräne, einfach den Hang hinter dem Ort hinauf, bietet sich ein spektakulärer Blick über die Eis- und Schuttlandschaft der Gletscherzunge.

Kapitel 2: Der Gokyo Ri

Am nächsten Morgen machen wir uns in aller Früh auf, um den Gokyo Ri (5357m) zu besteigen. Mit Stirnlampen bewaffnet quälen wir uns nun langsam aber stetig den Schotterhang hinauf. Dabei macht uns nicht nur die Kälte sondern auch die Höhenluft etwas zu schaffen. Doch nach zwei Stunden haben wir es geschafft. Vom Gipfel des Gokyo Ri beobachten wir, wie die Sonne langsam hinter den Giganten des Himalaya aufsteigt. Nachdem wir das traumhafte Panorama ausgiebig studiert habe, kehren wir flott zurück nach Gokyo, wo bereits ein herzhaftes Frühstück auf uns wartet.

Gebetsfahnen hängen am Gipfel des Gokyo Ri.

Kapitel 3: Der Cho La Pass

Auch wenn die Besteigung am Morgen durchaus anstrengend war, gönnen wir uns keine lange Pause. Noch am selben Tag geht es weiter: Drei von uns treten auf derselben Route den Rückweg an, und die zwei noch Ambitionierteren machen sich auf den Weg in Richtung der härtesten Etappe des Treks, der Überquerung des Cho La Passes (5420m). Dazu führt der Weg zunächst über die Seitenmoräne und über den Ngozumba Gletscher. In der faszinierenden Eislandschaft ist ab und zu das Krachen von einstürzenden Blöcken zu hören, doch der Guide kennt den sicheren Weg, und wir erreichen nach zwei Stunden bereits Dragnag (4700m) auf der anderen Seite des Gletschers und am Fuße des Cho La. Bei Nudelsuppe und Milktea strecken wir die Beine vor der Lodge in die Sonne und erholen uns ein wenig für den Aufstieg am nächsten Tag.

Bildergalerie: Khumbu-Region

Dieser beginnt auch wieder sehr früh: Um 5 Uhr morgens brechen wir auf und steigen ein Tal aus Schotter und Felsen hinauf bis wir die erste Erhebung überwunden haben. Auf der windigen, exponierten Stelle steckt eine hohe, bunte Gebetsfahne in einer dicken, vereisten Schneeschicht, und von hier aus sieht man nun auch endlich den eigentlichen Pass. In den Wochen vorher war der Pass aufgrund großer Schneemengen nicht passierbar, jetzt ist der Weg frei. Weg im eigentlichen Sinne gibt es jedoch keinen, man sucht sich die gangbarste Route zwischen größeren und kleineren Felsen, Schotter- und Schneefeldern und kämpft sich den Steilhang hinauf. Das ist zugegebenermaßen mit dem großen Rucksack und der dünnen Luft sehr anstrengend, aber „bistare, bistare“ (Langsam, langsam!) ist alles möglich.

Steigeisen oder Grödeln sind nicht notwendig – das hängt aber natürlich von der aktuellen Witterung ab! Auch Stöcke benutzen wir keine; oft ist es zwischen den Felsen am steilen Hang besser, die Hände zum Festhalten frei zu haben. Hinter dem Pass sieht man die Sonne aufgehen und man kann den Augenblick kaum erwarten, endlich oben zu stehen (besonders wenn man schon den Jubel des Vordermanns hört und selber noch mit der Atmung kämpft ...). Endlich oben ist jedoch jede Anstrengung der letzten drei Stunden verflogen, und ich möchte nur noch schreien vor lauter Bergpanorama und Adrenalin. Die Aussicht ist grandios: die nahen Gipfel des Cholatse (6440m), Taboche (6542m) und Lobuche (6119m), sowie ihre Gletscher und Schneefelder strahlen im Sonnenlicht, und in der Ferne formieren sich die höheren Gipfel. Ein riesiges unberührtes Eisfeld glänzt vor uns.

Ankunft am Cho La Pass. Wunderbar!

Nachdem auf dem Pass mit zirka 5400 Metern der höchste Punkt erreicht ist, geht es von nun an nur noch bergab. Zunächst queren wir das Eisfeld, danach klettern wir über Felsblöcke in das schneebedeckte Tal zwischen Cholatse (6440m) und Lobuche (6119m). Wieder haben wir keine Grödeln angezogen, obwohl wir schon darüber nachgedacht hatten. Es ist jedoch nur an sehr wenigen Stellen rutschig, wo wir dann unsere Stöcke zu Hilfe nehmen – wir haben aber auch tolles Wetter erwischt. Bei der ersten Lodge, die wir nach etwa einer Stunde erreichen, genehmigen wir uns unsere aus der Lodge mitgenommene Brotzeit – nach der Anstrengung ist der Yak-Käse mit Chapati ein Festmahl, und wir ziehen schon bald gestärkt weiter.

Wir kommen schnell voran – unser Guide ist begeistert – und wir lassen bald den Chola Tsho, einen großen dreieckigen See, hinter uns und erreichen das Tal des Khumbu Gletschers. Mit Gegenwind und flottem Tempo nähern wir uns im Flussbett, wo wir den schmalen Strom über herausstehende Steine queren, schon gegen Mittag dem kleinen Ort Pheriche (4240m), dem eigentlichen Zielpunkt unserer Tagesetappe. Dabei haben wir immer den wunderschönen Ama Dablam im Blick, der mit seiner markanten 6814 Meter hohen Spitze auf uns herunter schaut. Nach der obligatorischen Veggie Noodle Soup beschließen wir aber weiter zu laufen und gönnen uns erst in Pangboche (3930m), wo wir um kurz nach halb drei ankommen, eine warme Dusche – die vier Euro für das heiße Wasser waren es uns nach diesem Hammer-Tag mit so vielen unvergesslichen Berg-Eindrücken wirklich wert.

Nicht nur wir haben schwer zu tragen...

Mit zirka 9,5 Stunden waren wir sehr schnell bei unserer Cho La Überquerung bis Pangboche und darauf ist auch unsere Guide so stolz, dass er jedem, der ans Herdfeuer der Lodge kommt, sofort erzählte, dass er „mit den beiden da heute erst über den Cho La hier her gekommen“ war. Am nächsten Tag treffen wir den Rest unserer Gruppe und kehren gemeinsam zurück nach Namche Bazar.

StationenDistanzDifferenzZeit
Lukla
→ Namche Bazar+18,0 km2377 m ↑1801 m ↓+9h 05m
→ Dhole +11,1 km1231 m ↑ 587 m ↓+6h 00m
→ Macherma +3,1 km 181 m ↑ 63 m ↓+1h 30m
→ Gokyo +6,9 km 405 m ↑ 41 m ↓+3h 00m
→ Gokyo Ri ✝ +1,7 km 581 m ↑ 14 m ↓+2h 15m
→ Gokyo +1,7 km 14 m ↑ 581 m ↓+1h 45m
→ Dragnag +3,7 km 49 m ↑ 115 m ↓+2h 00m
→ Cho La Pass +4,0 km 797 m ↑ 137 m ↓+3h 00m
→ Pheriche +9,6 km 138 m ↑ 706 m ↓+3h 30m
→ Pangboche +6,2 km 84 m ↑ 390 m ↓+2h 30m
→ Namche Bazar+15,0 km 893 m ↑1456 m ↓+8h 05m
Gesamt 81,0 km6750 m ↑5891 m ↓42h 40m