Bildergalerie: Chesil Beach07. – 08. September 2019
An einem warmen Septemberabend mache ich mich auf den Weg nach Dorset im Süden Englands, um dem Chesil Beach einen Besuch abzustatten. Mein Plan ist es, den 29 Kilometer langen Kieselstrand einmal komplett abzugehen — und zwar über Nacht.
Meine Wanderung beginnt kurz nach Sonnenuntergang auf der Isle of Portland — dem östlichen Ende des Strandes. Direkt unter mir ist der weite Bogen des Chesil Beach bereits bestens zu erkennen.
Nachdem ich mich schnell umgezogen habe, beginne ich im letzten Licht des Tages meinen langen Marsch nach Westen.
Zunächst leisten mir noch einige Angler Gesellschaft. Bald schon bin ich aber völlig allein unterwegs.
Während ein herrlicher Halbmond über der Isle of Portland emporsteigt, lasse ich die Zivilisation langsam hinter mir.
Bald schon bin ich links und rechts von Wasser umgeben — auf der einen Seite von der Fleet, auf der anderen vom Ärmelkanal. Gegen Mitternacht schlage ich im Schutze eines alten Fischerboots mein erstes Nachtlager auf.
Doch der kalte Wind treibt mich bald weiter. Im Schein der Sterne schleppe ich mich jetzt wieder durch die südenglische Nacht.
Nach meinem zweiten Nachtlager, diesmal im Schatten eines alten Unterschlupfes, beginnt es langsam zu dämmern.
Während ein schönes Morgenrot den neuen Tag einleitet, ist das Ende der Fleet noch immer nicht in Sicht.
Im ersten Licht des Tages werfe ich einen Blick zurück auf den bisherigen Weg. Mein Startpunkt, die Isle of Portland, erscheint noch immer greifbar nah.
Nach elfeinhalb Stunden ist der erste Meilenstein dann endlich erreicht: Ein weites Schilfbett im Schatten des Chapel Hill markiert das Ende der Fleet.
Die Küste erwacht derweilen langsam wieder zum Leben. Unter anderem sehe ich ein paar Kanadagänse, die in V-Formation dem Festland entgegenfliegen.
Malerische Hügellandschaften bilden jetzt die Kulisse für den nächsten Wegabschnitt.
Bei West Bexington kehre ich im Club House für ein herzhaftes Frühstück ein. Dann wende ich mich aber auch schon wieder dem Chesil Beach zu.
Was mich jetzt erwartet, ist wohl der schlimmste Abschnitt der gesamten Wanderung.
Mit jedem Schritt versinke ich bis zu den Knöcheln in den feinen Kieseln des Chesil Beach. Immer wieder muss ich anhalten, um meinen müden Füßen etwas Rast zu gönnen.
Doch mit letzter Kraft schlage ich mich bis zum Hive Beach durch. Nach einem deftigen Mittagessen im gleichnamigen Café erwartet mich jetzt die finale Etappe meiner Tour. Ein großes Schild warnt, dass es jetzt noch einmal brenzlig wird.
Die monumentalen Sandsteinklippen, die den letzten Abschnitt des Chesil Beach prägen, sind nämlich äußerst instabil. Immer wieder kommt es hier erosionsbedingt zu gigantischen Felsstürzen.
Nachdem ich sowohl die Burton Cliffs als auch die East Cliffs unversehrt hinter mir gelassen haben, rückt mit dem Pier von West Bay das Ende meiner Wanderung endlich in Sicht.
Nach über 18 Stunden und 30 Kilometern habe ich es endlich geschafft: Das Ende des Chesil Beach ist erreicht. Es war zweifelsohne eine anstrengende Tour, aber zugleich auch eine unvergessliche.