Der Simetsberg.

Eine Nacht über dem Walchensee

Der Simetsberg


16./17. August 2017 • Autor: red.


Übersicht

Dieser Bericht behandelt die Besteigung des Simetsberg am Walchensee. Unsere Wanderung beginnt auf dem Parkplatz zwischen der Versuchsanstalt Obernach und dem Sachensee. Von dort führt uns zunächst ein steiler Weg hinauf zum Großen Wallgauer Wasserfall. Nach einer kurzen Brotzeit geht es anschließend über die Simetsberg-Diensthütte weiter zum Gipfel. Dort schlagen wir unser Nachtlager auf und studieren vom Schlafsack aus die Milchstraße. Nach einem spektakulären Sonnenaufgang steigen wir schließlich über die Forststraße wieder hinab zum Parkplatz.

Schwierigkeit: T2GPS-Route: DownloadWanderkarte: Kompass 5

Wenn das Biwak ruft…

Der Abend hat sich bereits über die Bayerischen Voralpen gelegt, als wir den Walchensee passieren. Für eine normale Bergtour ist es mittlerweile schon zu spät – doch eine »normale Bergtour« sollte das heute eh nie werden! Zusammen mit meinem Begleiter will ich heute Abend zum Gipfel des Simetsberg (1840m) aufsteigen und dort die Nacht unter freiem Himmel verbringen. Wenn alles glatt läuft, erwartet uns eine unvergessliche Sommernacht. Es muss nur das Wetter mitspielen...

Die Ankunft der Packesel

Es ist kurz nach 18:00 Uhr, als wir den Ausgangspunkt unserer Tour erreichen. Auf einem kleinen Parkplatz (834m) an der Seestraße (B11), zwischen der Versuchsanstalt Obernach und dem Sachensee, stellen wir unseren Wagen ab und hieven die schweren Rucksäcke aus dem Kofferraum. Mit der ganzen Biwak-Ausrüstung (Isomatte, Schlafsack, etc.) und unserem Kamera-Equipment sind wir heute wieder einmal beladen wie die Packesel – doch das gehört bei solch einer Unternehmung einfach dazu. Voller Elan schultern wir die Rucksäcke und machen uns auf den Weg.

Irrungen und Wirrungen

Zielstrebig überqueren wir den mintgrünen Obernachkanal und biegen nach Norden ab. Doch bereits nach wenigen Minuten gerät unser temporeicher Marsch zum ersten Mal ins Stocken: Dort, wo laut unserer Wanderkarte ein Weg sein sollte, finden wir lediglich ein verwildertes Waldstück vor. »Das geht ja schon gut los«, lacht mein Begleiter. Notgedrungen machen wir kehrt und probieren es in der anderen Richtung. »Das sieht schon besser aus«, murmle ich, als nach einigen Minuten ein gelber Wegweiser vor uns auftaucht. Der Simetsberg (1840m) ist hier zwar noch nicht ausgeschrieben, dafür aber der große Wasserfall, der ebenfalls auf unserer Route liegt.

Der mintgrüne Obernachkanal.

Direkt neben dem Parkplatz fließt der ruhige Obernachkanal vorbei.

Der Große Wallgauer Wasserfall

Zügig folgen wir dem Wegweiser nach Nordwesten, bis wir auf eine hölzerne Brücke treffen, die sich über den Schwarzbach spannt. Geschwind überqueren wir den kleinen Wasserlauf und folgen anschließend einem schmalen Steig bergauf. Während mein Begleiter von dem steilen Pfad geradezu angetan ist, sehne ich mich bereits nach der ersten Pause. Nach ein paar Serpentinen wird mein Wunsch zum Glück erhört und der Große Wallgauer Wasserfall taucht vor uns auf. Schätzungsweise 60 Meter stürzt hier das kühle Nass von den felsigen Klippen herab. Zufrieden legen wir die Rucksäcke ab und gönnen uns beim Blick über die Kaskaden die erste kleine Brotzeit.

Der Große Wallgauer Wasserfall

Eindrucksvoll bahnt sich der Große Wallgauer Wasserfall seinen Weg.

»Wo zur Hölle sind wir?«

Während der bisherige Weg gar nicht so übel war – die Startschwierigkeiten einmal ausgenommen – folgt schon bald die Ernüchterung. Anstatt vom Wasserfall direkt zur Forststraße im Südwesten weiterzugehen, nehmen wir auf halber Strecke eine vermeintliche »Abkürzung«. Diese stellt sich jedoch schnell als ein äußerst ungepflegter Trampelpfad heraus. Als wir nach einigen bizarren Kurven immer noch nichts von der Forststraße sehen, kommen erste Zweifel auf. »Wo zur Hölle sind wir?!«, murmelt mein Begleiter vor sich hin. Eine sehr gute Frage, die selbst ein Blick auf die Karte nicht beantworten kann. Wir haben komplett die Orientierung verloren. Uns bleibt nichts anderes übrig, als einfach weiterzugehen. »Irgendwann werden wir schon wieder auf der Forststraße landen...«

Immer den Steinmännern nach!

Nach ein paar Minuten erreichen wir plötzlich eine Abzweigung, an der ein paar kleine Steinmänner ihr Dasein fristen. Wo wir genau sind, wissen wir zwar immer noch nicht, aber wir werten diesen Fund als ein gutes Zeichen. Zuversichtlich folgen wir den archaischen Wegweisern in den Wald hinein und landen kurz darauf tatsächlich wieder auf der Forststraße. »Endlich!«

Ein Steinmann am Simetsberg.

Filigrane Steinmänner weisen den Weg zurück zur Forststraße.

Forststraßen-Langeweile

Relativ unspektakulär geht es nun immer weiter nach oben. Es ist zugegebenermaßen ein ziemlich zäher Hatscher, doch zumindest lockern die Wegweiser entlang der Forststraße mit ihren abstrusen Zeitangaben die Stimmung auf. Zügig wandern wir nach Norden, bis es linkerhand auf einmal in den Wald hinein geht. Vor uns liegt nun der steilste Abschnitt der gesamten Tour. Über unzählige enge Serpentinen steigen wir hinauf zur Simetsberg-Diensthütte (1610m), welche wir im letzten Licht des Tages erreichen. Für ein paar Minuten setzen wir uns auf die Veranda und genießen den Blick auf den Walchensee, dann nehmen wir endlich den Gipfel ins Visier.

Die Simetsberg-Diensthütte.

Die Simetsberg-Diensthütte liegt endlich vor uns.

Der finstere Schlussspurt

Simetsberg
LandDeutschland
GebirgeBayerische Voralpen
KammEstergebirge
Höhe1840 m
Koordinaten47°33′59″N, 11°15′13″E

Während auf der Alm hinter der Hütte einige Kühe und Pferde grasen, wenden wir uns dem Schlussspurt zu. Dieser führt uns zunächst über schwache Spuren im Gras, dann durch eine enge Latschengasse immer weiter nach oben. Gerade einmal eine halbe Stunde dauert der Aufstieg, dann taucht hinter einer Kehre auch schon das schemenhafte Gipfelkreuz des Simetsberg (1840m) auf. Es ist eine Landung nach Maß, denn mittlerweile ist es schon so dunkel, dass man kaum noch die Hand vor Augen erkennen kann. Zufrieden klatschen wir uns ab.

Bildergalerie: Simetsberg

Die Alpen bei Nacht

Die nächsten Minuten verbringen wir damit, das herrliche Bergpanorama aufzusaugen. Im Osten liegt uns der Walchensee zu Füßen, während sich direkt daneben die dunklen Silhouetten der Karwendelgipfel in den Nachthimmel bohren. Im Süden blicken wir auf die Lichter von Mittenwald im Isartal sowie auf den dunklen Kamm des Wettersteingebirges, und im Westen zeigen sich uns die Zweitausender des Estergebirges. Komplementiert wird das nächtliche Panorama vom flachen Alpenvorland im Norden.

Das Alpenvorland bei Nacht.

Im Norden liegt uns das flache Alpenvorland zu Füßen.

Lange lassen wir unsere Blicke über die eindrucksvolle Bergwelt schweifen, dann holen wir unsere Kameras heraus. Die letzten Wolken haben sich mittlerweile verzogen und ein makelloser Sternenhimmel prangt nun am Firmament. So schön wie heute Nacht haben wir die Milchstraße schon lange nicht mehr gesehen! Während unsere Kameras fröhlich vor sich hin rattern, schlagen wir unser Nachtlager auf. Von der Wärme des Schlafsacks aus verbringen wir die restliche Nacht mit der Suche nach Sternschnuppen.

Die Milchstraße über der Zugspitze.

Einfach traumhaft: Die Milchstraße zieht über die Zugspitze hinweg.

Eine Farbexplosion am Morgen

Als um kurz nach 05:00 Uhr morgens die erste Morgenröte den neuen Tag einleitet, stehen wir langsam wieder auf. Lange dauert es nicht mehr, bis die Sonne hinter dem Walchensee emporsteigt und alle Gipfel im Umland in ein herrliches Alpenglühen taucht. Es ist ein unglaubliches Farbspiel! Allein für diesen Moment haben sich alle Strapazen gelohnt.

Der Sonnenaufgang über dem Walchensee.

Der Sonnenaufgang sorgt für ein prächtiges Farbspiel über dem Walchensee.

Der lange Weg zurück

Nachdem die Sonne schließlich hinter einer hochgelegenen Wolkenschicht wieder verschwunden ist, wird es langsam Zeit zu gehen. Schnell verewigen wir uns noch im Gipfelbuch, dann geht es auf altbekannten Wegen auch schon wieder hinab zur Diensthütte (1610m) und anschließend weiter zur Forststraße. Auf dieser bleiben wir heute so lange wie möglich, denn auf eine »Abkürzung« wie gestern können wir diesmal gerne verzichten! Nach etwas mehr als zwei Stunden ist es dann geschafft: Wir sind zurück am Parkplatz. Zufrieden hieven wir die schweren Rucksäcke wieder in den Kofferraum, dann machen wir uns auf die Suche nach einer Bäckerei. Denn ein ordentliches Frühstück, das haben wir uns mittlerweile mehr als verdient!

Die Diensthütte über dem Walchensee.

Der Abstieg führt uns wieder an der schön gelegenen Hütte vorbei.

StationenDistanzDifferenzZeit
Parkplatz (B11)
→ Simetsberg-Diensthütte +6,8 km776 m ↑0 m ↓+2h 40m
→ Simetsberg ✝ +0,9 km230 m ↑0 m ↓+0h 30m
→ Simetsberg-Diensthütte +0,9 km0 m ↑230 m ↓+0h 20m
→ Parkplatz (B11) +8,1 km0 m ↑776 m ↓+2h 00m
Gesamt 16,7 km1006 m ↑1006 m ↓5h 30m