Der Blick vom Pyramidenkogel (Traunstein) über den Traunsee und das Höllengebirge.

Über felsige Wände auf den Traunstein

Der Traunsee-Klettersteig


09. August 2019 • Autor: bra. & mop.


Übersicht

Dieser Bericht behandelt die Besteigung des Traunstein in den Oberösterreichischen Voralpen. Unsere Wanderung beginnt beim Gasthof Ramsau am Ostufer des Traunsee. Von dort steigen wir über den Hernlersteig und den Traunsee-Klettersteig zunächst hinauf zum Fahnenkogel. Nach einer kurzen Pause an der Gmundner Hütte wenden wir uns schließlich mit dem Pyramidenkogel dem Hauptgipfel des Traunsteinmassivs zu. Anschließend kehren wir über das Traunsteinhaus (auch bekannt als Naturfreundehaus) am Traunkirchner Kogel und den Naturfreundesteig wieder zurück ins Tal.

Schwierigkeit: T3, UIAA I, K4 (D)GPS-Route: DownloadWanderkarte: Kompass 291

Ein ambitionierter Plan

Da die letzte Alpenwanderung schon über ein halbes Jahr und der letzte Klettersteig schon über ein Jahr her ist, entscheiden wir uns, an einem schönen Sommertag das Traunsteinmassiv am herrlich blauen Traunsee zu erkunden. Da wir die umfangreichen Kletter- und Kraxelmöglichkeiten ausnutzen wollen, werden wir zunächst über den Hernlersteig (A/B) und den Traunsee-Klettersteig (D) zur Gmundner Hütte (1660m) am Fahnenkogel (1666m) aufsteigen. Nach einem Abstecher zum Pyramidenkogel (1691m) – dem Hauptgipfel des Massivs – geht es dann über das Traunsteinhaus (1575m, auch bekannt als Naturfreundehaus) am Traunkirchner Kogel (1575m) und den steilen Naturfreundesteig (B) wieder ins Tal zurück.

Im Vorhinein sei gewarnt: Sowohl der Auf- als auch der Abstieg sind sehr anspruchsvoll und haben bereits mehr als 130 Todesopfer auf dem Gewissen. Zudem ist eine außerordentliche Kondition gefragt. Für den Klettersteig empfehlen wir einen »Brotzeithaken« (Bandschlinge), um Pausen einlegen zu können. Ebenso sind die in vielen Berichten genannten zeitlichen Angaben selbst für erfahrene Bergsteiger kaum einzuhalten. Es sollte aus unserer Sicht mindestens mit vier Stunden Aufstieg und zwischen drei und dreieinhalb Stunden Abstieg gerechnet werden. Der Abstieg über den Naturfreundesteig lässt sich aufgrund des bis zuletzt steilen Geländes nicht viel schneller als der Aufstieg bewältigen. Es ist ganz klar kein Berg für Klettersteiganfänger.

Startschwierigkeiten

Nun zur Tour... Die lange Anfahrt treten wir um 06:30 Uhr von Regensburg aus an. Am Ostufer des Traunsee angekommen, gestaltet sich die Parkplatzsuche schwierig. Alle Stellplätze am Parkplatz Traunstein sind besetzt, und auch in der Umgebung ist alles belegt. Erst am Gasthof Ramsau (425m) werden wir fündig. Es wird uns erlaubt, dass wir den Parkplatz nutzen können, wenn wir auch einkehren nach unserer Tour. Wir bestellen bei der Wirtin eine Apfelschorle und dann geht es los, natürlich mit ausreichend Red Bull eingedeckt. Mittlerweile ist es 10:55 Uhr.

Der Traunsee im Salzkammergut.

Unsere Tour beginnt am Ostufer des malerischen Traunsee.

Der Hernlersteig

Wir gehen zunächst 20 Minuten mit schönem Seeblick an der Traunsteinstraße entlang bis zum Einstieg des Hernlersteig. Dann geht es auf Waldwegen nach oben, wobei wir auch kurz eine Forststraße kreuzen, die in die Kaltenbachwildnis führt. Nach zirka einer halben Stunde erhalten wir den ersten schönen Blick auf den Traunsee. Nachdem wir eine kleine Brücke überquert haben, gelangen wir an die erste Kraxelrinne, die von uns unbeschwert überwunden wird. Anschließend geht es über Leitern weiter hinauf, wobei die Aussicht zurück auf den Traunsee immer traumhafter wird — so wie man es vom Salzkammergut eben kennt! Leider zeigt sich in den regelmäßigen Gedenktafeln am Wegesrand auch die tragische Seite des Berges, der — neben seiner schönen und abwechslungsreichen Landschaft — auch Viele aus ihrem schönen Leben gerissen hat.

Der Blick vom Hernlersteig am Traunstein auf den Traunsee.

Bereits am Hernlersteig werden wir mit den ersten tollen Fernblicken belohnt.

Am Aussichtspunkt »Dachsteinblick« (1023m) legen wir schließlich eine kleine Pause ein und lassen die Augen über den vor uns liegenden schneebedeckten Dachstein (2995m) schweifen, während sich zudem auch der Blick auf das Südufer des Traunsee mit der Ortschaft Ebensee freigibt.

Von Zweifeln geplagt

Es ist nun bereits kurz vor Mittag, aber wir befinden uns immer noch im Schatten des Berges. Bisher hatten wir Glück und es sind uns kaum Wanderer begegnet. Uns ist gererell ein bisschen mulmig in Bezug auf den finalen Klettersteig, da wir ihn nicht einschätzen können, er erst nach einem kraftraubendem Aufstieg beginnt, und er für mich – zumindest von der offiziellen Anforderung her – der bisher schwierigste Klettersteig sein wird.

Bildergalerie: Fahnenkogel, Pyramidenkogel & Traunkirchner Kogel

Als wir weiter durch den Wald aufsteigen, begegnen wir mehreren Wanderern, die unsere Sorgen schnell zerstreuen. Der Erste sagt, dass er den Traunsee-Klettersteig bereits gegangen ist und es eher ein kurzer C-Klettersteig mit wenigen, einfachen D-Stellen sei. Und eine Wandererin erklärt uns, dass der Klettersteig »a ganz a liaba und kuaza« sei. »Der is fia eich koa Problem«, fügt sie hinzu. Auch wenn fremde Meinungen immer subjektiv sind und wir nicht wissen, wie wir diese einordnen sollen, fällen wir die Entscheidung, den Schlussaufstieg über den Traunsee-Klettersteig und nicht den Hernlersteig zurückzulegen.

Der Traunsee-Klettersteig

Bald lassen wir den Wald hinter uns und gelangen zum steilen, durchgehend gesicherten »Brandgraben«, bei dem wir vorsichtig aufsteigen. Hier werden wir mit einem Blick über die österreichischen Alpen belohnt. Auf der »Hohen Rast« machen wir eine kurze Pause und steigen anschließend weiter durch den »Brandgraben«, vorbei an allerlei Latschenfeldern, bis zur Abzweigung des Traunsee-Klettersteig auf, welche sich auf zirka 1500 Metern befindet. Vor uns türmt sich der mittlerweile in Sonnenlicht getauchte Gipfelaufbau als graue Felswand auf, und auch der blaue Traunsee unter uns ist ein Augenschmaus.

Der Blick von der »Hohen Rast« am Traunstein auf den Traunsee und das Salzkammergut.

Auf der »Hohen Rast« legen wir eine Pause ein und genießen die Aussicht.

Da wir mittlerweile schon seit zwei Stunden und 40 Minuten unterwegs sind, gönnen wir uns nochmals eine ausgedehnte Pause und trinken ein Red Bull. Dann legen wir die Klettersteigausrüstung an und steigen in den Klettersteig ein, der zunächst eine Querung (C) nach rechts macht. Danach folgt die Direttissima, eine steile Verschneidung, die gleich den Anspruch des Steiges zeigt (D). Wir fühlen uns wie ein Fisch im Wasser! Mit großer Konzentration steigen und ziehen wir uns nach oben, vor uns die steile Wand, unter uns der wunderschöne Traunsee. Das Adrenalin gibt uns einen regelrechten Kick! Nachdem es zunächst ein wenig flacher wird (B), kommt nochmals eine kurze, leicht überhängende Passage (D). Eine weitere Querung (C) führt uns im Anschlusss an die senkrechte Pfeilerkante heran. Im Folgenden geht es wie auf einer Leiter den Eisenstiften folgend zirka 70 Höhenmeter an der glatten Felswand empor (D).

Der Traunsee-Klettersteig am Traunstein.

Nichts für Anfänger: Der Traunsee-Klettersteig hat es in sich!

Dann ist der schwerste Teil geschafft, und wir erreichen ein Latschenband (A), bei dem wir eine ausgedehnte Rast einlegen können. Mittlerweile ist das Traunsteinhaus (1575m), über das wir hernach absteigen wollen, bestens zu sehen, und auf der anderen Seite des Tales erblicken wir das Höllengebirge, welches einige Wehmut ob der bereits dort durchgeführten und noch geplanten Biwaktouren aufkommen lässt.

Der Blick vom Traunsee-Klettersteig hinüber zum Traunsteinhaus und dem Höllengebirge.

Hinter dem Traunsteinhaus breitet sich das Höllengebirge aus.

Nach einem Eintrag im Wanderbuch geht es die kurze Schlusswand (C/D) leicht überhängend, aber sehr gut gesichert, gerade empor. Nach einer Links-Rechts-Querung (B) blickt man um einen Felsen und kann entspannen: man hat es geschafft! Es wird flacher und die Gmundner Hütte (1660m) ist bereits zu sehen. Interessanterweise kommen uns hier ein paar Wanderer aus Tschechien entgegen, die den Abstieg antreten wollen. Nachdem wir ihnen erläutert haben, dass hinter uns nur eine überhängende Felswand auf sie wartet, kehren sie vernünftigerweise um.

Die Schlusswand des Traunsee-Klettersteigs am Traunstein.

Die letzten Meter vor der Gmundner Hütte haben es noch einmal in sich.

Schlussfolgerungen zum Traunsee-Klettersteig: Alles in allem ist er wirklich sehr gut gesichert und bietet auch ausreichend Eisenstifte an steilen Stellen, so dass diese gut gemeistert werden können. Wir waren insgesamt, inklusive Pause im Latschenband, 80 Minuten lang im Klettersteig – deutlich länger als andere online zu findende Angaben. Dies war insbesondere dem geschuldet, dass wir einige Pausen eingelegt haben und kraftsparend vorgegangen sind. Dadurch kam uns der Aufstieg relativ einfach vor. In der Tat kam mir persönlich der Traunsee-Klettersteig einfacher vor als zum Beispiel die Drachenwand oder der Attersee-Klettersteig. Aber dies ist immer auch subjektiv.

Am Fahnenkogel

Fahnenkogel
LandÖsterreich
GebirgeOberösterreichische Voralpen
KammTraunsteinmassiv
Höhe1666 m
Koordinaten47°52′23″N, 13°50′02″E

An der Gmundner Hütte (1660m) angekommen, gönnen wir uns erstmal einen Almdudler und kommen mit ein paar Wanderern ins Gespräch, die sich für unsere Route interessieren. Raunen verursacht unser Eingeständnis, dass dies erst unser zweiter respektive dritter Klettersteig gewesen sei – wobei wir der Ehrlichkeit halber hinzufügen, dass wir in der Vergangenheit regelmäßig kletterten beziehungsweise immer noch dem Bouldern fröhnen. Nachdem wir noch ein paar nette Worte gewechselt haben, machen wir uns wieder auf den Weg. Bevor wir uns gleich dem Hauptgipfel des Traunstein zuwenden, steigen wir der Vollständigkeit halber noch schnell auf den Fahnenkogel (1666m) hinauf, der sich nur wenige Meter hinter der Hütte befindet.

Die Gmundner Hütte am Fahnenkogel.

An der Gmundner Hütte am Fahnenkogel gönnen wir uns eine wohlverdiente Auszeit.

Der Pyramidenkogel

Pyramidenkogel
AliasTraunstein
LandÖsterreich
GebirgeOberösterreichische Voralpen
KammTraunsteinmassiv
Höhe1691 m
Koordinaten47°52′24″N, 13°50′23″E

Lange halten wir uns dort allerdings nicht auf. Stattdessen peilen wir ohne große Umschweife mit dem Pyramidenkogel (1691m) gleich den nächsten Gipfel der Tour an. Gute zehn Minuten dauert der Weg durch das Latschenlabyrinth, dann haben wir den offiziellen Gipfel des Traunstein erreicht! Zufrieden stehen wir unter dem massiven Metallkreuz, das den höchsten Punkt des Massivs markiert, und ergötzen uns an der herrlichen Aussicht. Hier haben wir einen schönen Blick auf das flache Alpenvorland, den blauen Traunsee und die beiden Hütten, das dahinter liegende Höllengebirge, sowie auf den Alpenhauptkamm jenseits des schneebedeckten Dachstein (2995m).

Der Weg zum Pyramidenkogel (Traunstein).

Schmale Latschengassen führen uns in wenigen Minuten hinüber zum Pyramidenkogel.

Am Traunkirchner Kogel

Traunkirchner Kogel
LandÖsterreich
GebirgeOberösterreichische Voralpen
KammTraunsteinmassiv
Höhe1575 m
Koordinaten47°52′10″N, 13°49′41″E

Dann wird es Zeit für den Abstieg. Nach einer kurzen Gipfelrast geht es in einer knappen halben Stunde über aussichtsreiche Wege weiter zum Traunsteinhaus (1575m), das den Traunkirchner Kogel (1575m) ziert. Es ist der dritte und letzte Gipfel unserer heutigen Tour. Hier kommt nochmals die gesamte Schönheit des Traunsee zum Tragen, in dem sich mittlerweile die dem Horizont zugeneigte Sonne spiegelt. Ein kleines hölzernes Klohäuschen lädt zum Abladen unnötigen Balastes mit grandioser Aussicht ein.

Der Weg zum Traunsteinhaus am Traunkirchner Kogel.

Das Traunsteinhaus am Traunkirchner Kogel ist die letzte Gipfelstation der Tour.

Der Naturfreundesteig

Nach einer letzten Stärkungspause – ein Red Bull darf nicht fehlen... – treten wir den Abstieg über den Naturfreundesteig an, der sich als etwas anspruchsvoller als der Hernlersteig herausstellt – insbesondere, da es, bis man unten am See angekommen ist, keine längeren flachen Passagen oder Waldwege gibt. Dafür entschädigt, speziell im ersten Drittel des Abstiegs, ein perfekter Blick auf den Traunsee und die umgebende Landschaft. Herrlich!

Der Naturfreundesteig am Traunstein.

Mit dem Traunsee stets im Blick geht es den Naturfreundesteig hinab.

Erst geht es durch das »Felsentor« (A) hindurch, dann gilt es das steile und steinige »Böse Eck« (A/B) zu überwinden, bevor es für kurze Zeit etwas flacher wird. Nach dem »Überstieg« (1020m) mit dem Rastplatz »Dreimäderlbankerl« geht es am Südwestgrat über steile Felsensteige, Eisenstifte und sehr lange Leitern hinab ins Tal (A/B), wobei bis zum Schluss ein hohes Maß an Aufmerksamkeit gefordert ist. Die Sonne hat sich mittlerweile gefährlich nahe dem Horizont genähert, und ich mache mir Sorgen bezüglich der sich hinter uns befindenden Gruppen, da selbst Stirnlampen in diesem Gelände nicht viel helfen würden.

Nach einer gefühlten Ewigkeit und einem letzten steilen und herausfordernden Wandabstieg (B) im Dämmerlicht – die Sonne hat sich bereits verabschiedet – kommen wir auf einer Forststraßenbrücke an, die etwas über dem See gelegen ist. Von der Lainaubach-Brücke geht es nun auf flachem Wege durch einen langen Tunnel und anschließend direkt am Ufer entlang zurück zum Parkplatz am Gasthof Ramsau (425m), was nochmals eine Stunde in Anspruch nimmt.

Der Sonnenuntergang am Traunsee.

Die Sonne ist bereits untergegangen, als wir den See erreichen.

Tagesausklang

Die abendliche, warme Atmosphäre bei rotem Dämmerlicht ist traumhaft! Menschen grillen, Grillen zirpen, kleine Wellengeräusche des Sees sind zu hören. Urlaubsfeeling! Wir waschen am Steg noch unsere Füße, wobei der ein oder andere Fisch mit dem Bauch nach oben an die Wasseroberfläche treibt. Dies hat den Vorteil, dass wir unser Abendessen ebenso gleich zu uns nehmen können. Nein, Spaß! Nachdem wir unseren Füßen die nötige Auszeit gegönnt haben, kehren wir noch in der Gaststätte ein und treten anschließend die Rückfahrt an. Um 01:30 Uhr – und nach weiteren drei Dosen Red Bull – erreichen wir Regensburg und fallen übermüdet, aber zufrieden in unsere Betten.

Abendstimmung am Traunsee.

Am Ufer des Traunsee lassen wir den Tag gemütlich ausklingen, ehe es heimwärts geht.

StationenDistanzDifferenzZeit
Gasthof Ramsau
→ Fahnenkogel ✝ +4,6 km1242 m ↑ 1 m ↓+4h 30m
→ Pyramidenkogel ✝ +0,5 km 44 m ↑ 19 m ↓+0h 10m
→ Traunkirchner Kogel ✝ +1,2 km 33 m ↑ 149 m ↓+0h 30m
→ Lainaubach-Brücke +2,5 km 3 m ↑1095 m ↓+2h 30m
→ Gasthof Ramsau +3,5 km 37 m ↑ 95 m ↓+1h 00m
Gesamt 12,3 km1359 m ↑1359 m ↓ 8h 40m