Der Drachenstein mit dem Mondsee im Salzkammergut.

Grenzerfahrungen

Der Drachenwand-Klettersteig


06. August 2018 • Autor: bra.


Übersicht

Dieser Bericht behandelt die Durchsteigung der Drachenwand in den Salzkammergut-Bergen. Unsere Tour beginnt am Gasthof Drachenwand bei Sankt Lorenz. Nach einer kurzen Wanderung zum Einstieg geht es über den Drachenwand-Klettersteig (C) hinauf zum Drachenstein. Dort genießen wir für ein paar Minuten die herrliche Aussicht über den Mondsee und steigen anschließend über einfache Wanderwege wieder zurück ins Tal.

Schwierigkeit: T3, UIAA I, K3 (C)GPS-Route: DownloadWanderkarte: Kompass 291

Selbstzweifel

Als der Himmel im Sommer wieder blau und wolkenlos wird, entscheide ich mich dafür, meine erste Klettersteigtour zu planen. Gemeinsam mit einem Freund habe ich das Salzkammergut in Österreich als Ziel auserwählt. Die Drachenwand am Mondsee soll es sein. Diese mittelschwere, aber gut ausgebaute Route mit 400 Klettersteig-Höhenmetern ist eine wunderschöne Tour mit direktem Blick auf den Mondsee. Empfohlen ist sie für erfahrene Kletterer: Der Klettersteig besteht nämlich zu 60% aus B-Stellen und zu 40% aus C-Stellen. Dazu gibt es auch noch einige D-Stellen, die man jedoch über eine Hängebrücke umgehen kann.

Ob dies für einen ersten Klettersteig nicht zu schwer ist? Mein Freund drängt jedoch. Etwas zu Lasches will er nicht gehen… Ich lasse mich überreden, schließlich habe ich ja vor einigen Jahren in der Halle regelmäßig das Klettern geübt. Reicht das? Am Vortag der Tour sehe ich mir auf YouTube ein Video zum Klettersteig an und bin einigermaßen verängstigt: Bei den häufigen senkrechten Klettereinlagen und ausgesetzten Stellen wird mir vom Anschauen bereits schwindlig… Schaffe ich das wirklich? Aber es hilft nichts, da muss ich nun durch!

Ein früher Start

Sehr früh brechen wir auf, um dem Ansturm der Klettersteiggeher zuvorzukommen. Wir parken unseren Wagen beim Gasthof Drachenwand südlich von Sankt Lorenz (490m) und blicken die beeindruckende Wand empor. Da gehen wir hoch? Wow! Nachdem wir nochmals alles geprüft haben — Helm, Klettersteigset, Handschuhe, etc. — gehen wir los.

Die Drachenwand in den Salzkammergut-Bergen.

Beeindruckend thront die Drachenwand über Sankt Lorenz.

Nach einer halben Stunde und 160 Höhenmetern kommen wir zum Anseilplatz bei einem Felsblock, wobei vor uns nun ein paar Kletterer sind. Hoffentlich werden das nicht mehr! Wir legen das Klettersteigset an und los geht es.

Zunächst geht es senkrecht zwei Leitern nach oben (B). Dies ist für mich bereits eine Herausforderung, da das Umklipsen der Karabiner des Klettersteigsets inmitten der luftigen Leiter ein mulmiges Gefühl verursacht. Man merkt, dass ich dies zum ersten Mal mache. Jedoch sind die Leitern bald überwunden und es geht nicht mehr so steil weiter (A/B). Ich konzentriere mich sehr auf meine Beine — wo stehe ich, wie setze ich den nächsten Schritt — und klammere mich, wo nötig, an die reichlich vorhandenen Sicherungen. Der Ausblick ist bereits jetzt traumhaft: die steile Wand, dahinter der Mondsee und das österreichische Voralpenland. Mittlerweile sind wir bei einer ersten flacheren Ebene angekommen und können etwas ausruhen.

Der Blick von der Drachenwand auf den Mondsee.

Schon bald werden wir mit den ersten ungestörten Blicken auf den Mondsee belohnt.

Mit Genuss durch die Wand

Nach der »Scharte«, bei der im Frühjahr ein kleiner Wasserfall zu sehen wäre, geht es einen gestuften Grat nach oben (B), wobei oben eine steile Stufe auf uns wartet (B/C). Mittlerweile habe ich mich an das Klettersteigset etwas gewöhnt und gehe in den Klettermodus über. Es ist ein schönes, angenehmes Klettern, welches vom Schwierigkeitsgrad genau richtig ist.

Der Drachenwand-Klettersteig in den Salzkammergut-Bergen.

Obwohl der Schwierigkeitsgrad schön langsam anzieht, genießen wir die Kletterei.

Wir kommen auf einem flachen Zwischenplateau an, wo wir eine kurze Pause einlegen und von zwei anderen Kletterern überholt werden. Aber insgesamt haben wir Glück: Es ist nicht viel los, und für einige Zeit können wir nun ohne Begegnungen mit anderen Kraxlern weitergehen.

Nun geht es relativ einfach weiter (A/B), bis wir mit der »Weißen Verschneidung« die nächste schwierige senkrechte Stelle überwinden müssen (C). Dies ist für mich mittlerweile jedoch gut machbar. Es ist tatsächlich ein Riesenspaß, im Felsen Hand anzulegen und sich mit eigener Kraft Schritt für Schritt und Hand für Hand nach oben zu arbeiten. Nun geht es mit gleichbleibender Schwierigkeit (B) nach oben und über eine Plattenstelle (B/C) zu einem Wegweiser.

Der Blick vom Drachenwand-Klettersteig auf den Mondsee.

Die Aussicht über die malerische Landschaft lädt zum Verweilen ein.

Die Brücke

Hier trennen sich die Wege: entweder über die schwierige, steile Pfeilerwand mit Pfeilerquerung (C/D) oder über die Seilhängebrücke (B/C) hinauf. Wir entscheiden uns für die Hängebrücke — ich als Vorsichtsmaßnahme, um mich nicht zu übernehmen, mein Freund aufgrund der atemberaubenden Action-Fotos.

Nachdem wir eine Wand nach oben geklettert sind und um die Ecke blicken, ist sie vor uns zu sehen: die Hängebrücke, die waagerecht von einer Seite des Felsaufbaus über ein tiefes Tal gespannt zur gegenüberliegenden Wand führt. Mein Begleiter hängt sich ein und geht direkt hinüber. Ich bleibe zunächst noch stehen und schieße einige tolle Fotos, dann gehe ich ebenso hinüber. Ich hänge mich an beiden Seiten ein und gehe auf die erste Sprosse. Schon ist der Boden unter den Füßen nicht mehr zu sehen. Stattdessen geht es mehrere hundert Meter hinab in ein grünes Tal, vor und hinter mir steile Felswände, und rechterhand liegt mir in beeindruckendem Blau der glitzernde Mondsee zu Füßen. Traumhaft! Das ist der Höhepunkt der Tour.

Die Hängebrücke an der Drachenwand.

Eines der spektakulärsten Motive ist zweifelsohne die Hängebrücke.

Mein Kumpane ist bereits an der anderen Seite angekommen und macht einen kleinen Ausflug zu der spektakulär platzierten Bank, die rechterhand über eine seitlich führende Sicherung erreicht werden kann. Mir ist dies jedoch zu luftig, und so halte mich ich lieber an den Hauptweg.

Probleme am Zackengrat

Am anderen Ende angekommen, gilt es jetzt eine senkrechte Wand zu besteigen (B/C). Auch diese Stelle ist für mich tatsächlich leichter zu überwinden, als es aus der Ferne zunächst aussah. Also bin ich jetzt guter Dinge, dass auch die restlichen 100 Höhenmeter problemlos überwunden werden können — insbesondere da es sich meist nur um A- oder B-Stellen handelt.

Der Blick über den Rest der Drachenwand.

Mittlerweile haben wir einen guten Blick über den Rest der Wand.

Wir gehen weiter zum »Zackengrat« — eine flache, aber ausgesetzte Felsformation, über die man hinwegkraxeln muss. Hier habe ich richtig Probleme. Ich stehe mit einem Bein auf einem Zacken, auf der anderen Seite wartet ein zweiter, und dazwischen geht es jäh hinab. Irgendwie ist es schwierig, diese Ritze zu überwinden, und anseilen ist leider nicht möglich, da keine passende Sicherung existiert. Mein Kumpane eilt voraus, während ich hier gefangen bin. Ich teste mehrere Optionen aus, sehr konzentriert und mit aller nötigen Vorsicht, und schließlich gelingt es mir irgendwie dann doch, von der einen auf die andere Seite zu kommen. Hinter mir warten bereits zwei weitere Klettersteiggeher, die die Ritze ohne Probleme überwinden... Ich frage mich, woran es lag. War ich einfach zu vorsichtig aufgrund der fehlenden Sicherung? Oder lag es an einer falschen Technik? Naja, egal, weiter geht es zur Gipfelwand (B/C). Nun habe ich es fast geschafft!

Am Ende der Kraft

Als ich in die Wand einsteige und ein paar Meter nach oben geklettert bin, merke ich plötzlich, dass mir die Kraft langsam, aber sicher ausgeht. Meine Armmuskulatur macht zu, und wenn ich mich mit den Armen lange festhalte, fangen diese an zu zittern. Es wird Zeit, dass wir oben ankommen!

Bildergalerie: Drachenwand & Drachenstein

Auf einem kleinen Zwischenplateau mache ich dementsprechend nochmals eine Pause, und weiter geht’s! Schwitzend und mit müden und zitternden Armen klettere ich weiter und versuche, möglichst viel Gewicht auf die Beine zu verlagern. Dann schließlich ist es geschafft: Der Weg wird flacher, die Arme entspannen sich, und bald schon können wir das Gipfelkreuz des Drachenstein (1060m) vor uns ausmachen.

Der Drachenstein

Drachenstein
LandÖsterreich
GebirgeSalzkammergut-Berge
KammSchafberggruppe
Höhe1060 m
Koordinaten47°48′48″N, 13°21′17″E

Endlich! Genau im richtigen Moment! Oben angekommen, setzen wir uns hin und genießen die unbeschreibliche Aussicht auf den Mondsee, der direkt vor uns liegt, die kleineren Seen um ihn herum, und den Attersee in der Ferne. Das Salzkammergut ist wie immer traumhaft!

Der Gipfel des Drachenstein in den Salzkammergut-Bergen.

Mit zitternden Armen erreichen wir den Gipfel des Drachenstein.

Entspannter Tagesausklang

Nach einer ausgiebigen Rast gehen wir zu Fuß über den Wanderweg zum Auto zurück. Der Weg ist zunächst ein einfacher Wanderweg mit einem längeren Gegenanstieg, später wird er auch etwas anspruchsvoller, als im Walddickicht auch einige felsige Wege mit einigen Leitern zu überwinden sind.

Auf der Heimreise machen wir noch eine Pause am etwas weiter nördlich gelegenen Irrsee und genießen dort noch ein kurzes warmes Bad im blauen und relativ seichten Wasser. Man merkt, dass es seit ein paar Wochen deutlich über 20 Grad hatte. Ebenso kommt uns ein Schwan im See besuchen und schwimmt mit uns ein paar Runden.

Der Irrsee im Salzkammergut.

Am nahegelegenen Irrsee lassen wir den Tag gemütlich ausklingen.

Schlussgedanken

Für mich kann ich festhalten: Als Einstieg war die Drachenwand genau richtig. Die Kraft hat genau so lange gereicht, wie der Klettersteig lang war. Viel mehr hätte es nicht sein sollen. Jedoch lag dies sicherlich auch daran, dass man als Novize zunächst zu viel Energie in das Festklammern steckt, da man die richtige Klettersteigtechnik noch nicht so gut kennt. Beim nächsten Klettersteig am Attersee sollte ich dies beachten und es sollte somit eine entspanntere Tour werden...

StationenDistanzDifferenzZeit
Gasthof Drachenwand
→ Drachenstein ✝ +1,4 km 570 m ↑ 0 m ↓+3h 30m
→ Gasthof Drachenwand +2,6 km 100 m ↑ 670 m ↓+1h 35m
Gesamt 4,0 km 670 m ↑ 670 m ↓ 5h 05m