Gämse am Mulhacén.

Hitzeschlacht in Andalusien

Die Besteigung des Mulhacén


25. – 27. Juli 2014 • Autor: bra.


Übersicht

Dieser Bericht behandelt die Besteigung des Mulhacén in der Sierra Nevada. Mit dem Mietwagen reisen wir nach Trevélez, eine kleine Berggemeinde im Herzen Andalusiens. Von dort steigen wir über die malerischen Siete Lagunas zunächst hinauf zum Pico Alcazaba. Anschließend wenden wir uns mit dem Mulhacén dem höchsten Berg der Iberischen Halbinsel zu. Nachdem wir diesen erfolgreich erklommen haben, geht es über den Mulhacén II und den Alto del Chorrillo zurück nach Trevélez.

Schwierigkeit: T3GPS-Route: Download

Ein Abend in der Sierra Nevada

Andalusien im Zeitraffer
(In Kooperation mit APTP)

Nachdem wir in Málaga unseren Mietwagen abgeholt haben, geht es auf in die Sierra Nevada – genauer gesagt nach Trevélez (1540m), eine der höchstgelegenen Gemeinden Spaniens, welche vor allem für ihren luftgetrockneten Serrano-Schinken berühmt ist. Das kleine Dorf ist der Ausgangspunkt für unsere Wanderung zum Mulhacén (3482m). Am späten Nachmittag – bei 30° Celsius – gehen wir los. Der Weg ist aufgrund der Beschilderung leicht zu finden. Er führt anfangs an einem kleinen Bach entlang, der von grünen Sträuchern gesäumt ist. Wir treffen auf Bauern, die mit ihren Eseln und Hunden zurück ins Tal reiten.

Andalusische Bauern am Mulhacén.

Während wir uns am Abend noch nach oben kämpfen, geht es für die Bauern zurück ins Tal.

Nach ein paar Stunden Aufstieg wird der Bach breiter und man kann ihn nicht mehr ohne Weiteres überqueren. Da es langsam dunkel wird, beschließen wir auf zirka 2200 Metern das Zelt aufzuschlagen. Notwendig ist dies aufgrund der warmen Temperaturen jedoch nicht wirklich... Während wir den Sternenhimmel genießen und Fotos von unseren Umrissen in Kampfpose machen – mein Wanderpartner ist praktizierender Taekwondo-Lehrer – umweht uns ein lauwarmer Wind, der die brütende Tageshitze der kommenden sonnigen Tage mahnend vorwegnimmt.

La Campiñuela

Nachdem wir uns schließlich doch noch ein wenig unseren Träumen hingegeben haben, können wir entspannt bei den ersten Sonnenstrahlen aufstehen, ein kleines Frühstück einnehmen, das unnötige Zelt einpacken, und uns wieder auf den Weg machen. Bereits kurz nachdem wir unseren Marsch fortgesetzt haben, brennen die Sonnenstrahlen wieder auf unserer Haut. Der Aufstieg verläuft fast ausschließlich in der Nähe des Baches, später geht es etwas steiler nach oben. Wir durchqueren einen Wald, dessen Bäume jedoch kaum Schulterhöhe erreichen. Nach einiger Zeit kommen wir an einer Hütte namens »Refugio La Campiñuela« vorbei (2400m). Dort informiert ein Schild die Wanderer über das Leben der Einheimischen.

La Campiñuela am Mulhacén.

Die erste Station am zweiten Tag unserer Tour ist das Regufio La Campiñuela.

Aufstieg zu den Siete Lagunas

Bereits von Weitem können wir eine kleine Felswand sehen, über die sich Wasser ergießt. An diesem »Wasserfall« machen wir mehrere Touristen aus, die sich den Weg an seiner rechten Seite entlang bahnen. Dahinter wird der erste Zwischenpunkt unserer Wanderung liegen: die große Ebene rund um die bekannten Siete Lagunas (2890m) – sieben traumhafte Bergseen, die auf fast 3000 Meter Höhe ihr Dasein fristen.

Der Wasserfall vor den Siete Lagunas.

Hinter diesem Wasserfall erwarten uns die Siete Lagunas.

Doch der Weg dorthin zieht sich! Da weit und breit kein Schatten vorzufinden ist, wird die Sonne immer unangenehmer. Dennoch bleiben wir standhaft und stürmen unserem Zwischenziel entgegen. Nach einer gefühlten Ewigkeit haben wir auch den letzten Anstieg endlich überwunden, und uns offenbart sich ein wundervoller Anblick: ein großer See in einer saftig grünen Wiese, die mit farbigen Blumen gesäumt ist. Dahinter erhebt sich – alles überragend – der größte Berg der Iberischen Halbinsel: der Mulhacén (3482 m). Darüber hinaus sind weitere »Lagunas« zu sehen, die linkerhand vom Berghang des Mulhacén und rechterhand von anderen, kleineren Bergen eingerahmt werden.

Bildergalerie: Mulhacén, Mulhacén II & Pico Alcazaba

Zeit für einen Schlachtplan

Wir beschließen, am ersten großen See unser Mittagessen einzunehmen und die weiteren Tage zu planen. Zunächst wollen wir in einer Rundtour die Siete Lagunas (2890m) vollständig besichtigen und das Tal entlangwandern, dann nach Norden auf den 3371 Meter hohen Pico Alcazaba steigen, und hinter dessen Bergrücken wieder zur Hochebene und dem ersten Bergsee zurückkehren. Am nächsten Tag steht dann der Höhepunkt – die Besteigung des Mulhacén (3482m) – sowie der Abstieg nach Trevélez über den Mulhacén II (3362m) auf dem Programm.

Die Siete Lagunas.

Bevor es hoch hinaus geht, wollen wir erst noch die malerischen Siete Lagunas erkunden.

Letzte Vorbereitungen

Bevor wir uns der Besteigung des Pico Alcazaba (3371m) widmen, stellen wir jedoch erst einmal unser Zelt auf und lagern unwichtige, aber schwere Gegenstände darin. Eigentlich ist das Zelten im Naturschutzgebiet ja streng verboten und wird hart bestraft, jedoch sind wir bei weitem nicht die Einzigen, die die schöne Landschaft und die bequeme Graswiese dafür nutzen, einen angenehmen Schlafplatz aufzubauen.

Die Siete Lagunas.

Am ersten See schlagen wir unser nicht ganz legales Nachtlager auf.

Zwischen den Seen

Anschließend setzen wir unseren Weg entlang des ersten Bergsees nach Westen hin – also geradeaus – fort und gelangen zu den weiteren Seen. Zu dieser Jahreszeit sind jedoch nicht mehr alle sieben Seen der Siete Lagunas übrig. Zwei sind bereits ausgetrocknet. Die Verbleibenden werden durch kleine Wasserzuflüsse verbunden, an dessen Ufern saftiges Gras und mehrere kleine Blumen wachsen. Ansonsten ist die Landschaft jedoch steinig und kahl.

Auf Abwegen

Wir überwinden bei unserem Aufstieg mehrere große Steinplatten, die den Blick auf den letzten See freigeben, welcher von Geröll und den letzten Altschneefeldern umringt wird. Da wir den Weg aus den Augen verloren haben, steuern wir einfach weiter geradeaus auf einen Kamm zu, der leicht zu besteigen ist. Von dort aus wollen wir nach rechts auf den Pico Alcazaba (3371m) abbiegen. Noch ein paar Steinplatten, und wir sind endlich am Kamm, wo uns ein grandioser Ausblick erwartet: Unter uns sehen wir noch weitere kleine, türkisfarbene Bergseen und im Osten den Pico Veleta (3396m) – den zweithöchsten Berg der Sierra Nevada. Hinter uns sind die Siete Lagunas (oder das, was noch von ihnen übrig ist) und unser Zelt zu sehen. Die große Ebene wird mittlerweile von Wolken umringt, deren Bewegungen ein Schauspiel der besonderen Art darstellen.

Der letzte See an den Siete Lagunas.

Am letzten See der Siete Lagunas hält sich der Altschnee noch hartnäckig.

Links geht es nun steil zum Mulhacén (3482m) empor, rechts liegt unsere nächste Herausforderung: die Südflanke des Pico Alcazaba (3371m). Von weiter entfernt sah diese »Wand« noch einfacher zu besteigen aus! Wir vermuten, dass wir uns nicht mehr auf dem offiziellen Pfad befinden... Dennoch versuchen wir, über die Steinwand nach oben zu klettern. Vergeblich. Es ist uns zu gefährlich. (Dafür gelingen uns ein paar gute Fotos!) Als wir weiter entfernt eine Menschengruppe aufsteigen sehen, haben wir unseren Beweis. Wir sind zu lange geradeaus über die Steinplatten gegangen und haben die richtige Abzweigung nach rechts verpasst.

Auf Abwegen am Pico Alcazaba.

Eines wird uns schnell klar: »Das kann nicht der richtige Weg sein...«

Der Pico Alcazaba

Pico Alcazaba
LandSpanien
GebirgeSierra Nevada
Höhe3371 m
Koordinaten37°04′08″N, 03°18′16″W

Wir gehen wieder zurück – und nach einem steilen aber relativ kurzen Aufstieg erreichen wir schließlich doch noch den Gipfel des Alcazaba (3371m), von dem wir einen guten Blick auf die im Osten und Norden liegenden Berge haben. Nach einem kurzen Zwischenstopp gehen wir einen anderen, nach Südosten führenden Weg weiter, der uns in einem Bogen zurück zu den Siete Lagunas (2890m) führt.

Der Gipfel des Pico Alcazaba.

Unser erster Gipfel, der Pico Alcazaba, ist zum Greifen nah.

Die zweite Nacht

Da sich die Sonne langsam verabschiedet und auch die Wolken die verbleibenden Strahlen dämpfen, wird es schnell kälter – eine Erinnerung daran, wie kalt es in luftigen Höhen werden kann! Mit Schrecken fällt mir die Erstbesteigung des Pico del Teide (3718m) ein: Die Erinnerung lässt mich frösteln! Doch wir haben uns gut ausgestattet und verwenden dieses Mal auch ein Zelt. So überstehen wir nicht nur die kalte Nacht, sondern können bei der folgenden Fotosession auch unser Zelt mit der Milchstraße in Szene setzen. Auf 3000 Metern Höhe ist der Sternenhimmel wirklich traumhaft!

Eine Nacht an den Siete Lagunas.

Trotz der Kälte überstehen wir unsere zweite Nacht am Berg unbeschadet.

Auf dem Mulhacén

Mulhacén
LandSpanien
GebirgeSierra Nevada
Höhe3482 m
Koordinaten37°03′15″N, 03°18′40″W

Am nächsten Morgen ist es dann soweit: Nachdem wir die ersten Sonnenstrahlen unser Haupt erwärmen ließen und ein stärkendes Frühstück eingenommen haben, packen wir unsere Sachen und brechen zum höchsten Gipfel des spanischen Festlandes auf. Der Pfad beginnt südlich des ersten Sees und führt uns steil nach oben. Danach geht es rechterhand auf den Mulhacén (3482m) zu, der erfreulich leicht zu besteigen ist. Nach 75 Minuten erreichen wir den geräumigen Gipfel, der trotz der durchaus umfangreichen Menschenansammlung genug Platz bietet, um sich abseits des Trubels etwas auszuruhen und den atemberaubenden Blick auf die Siete Lagunas (2890m) und die Gebirgslandschaft der Sierra Nevada zu genießen. Unsere Ruhe wird nur hin und wieder von den überaus zahlreich anzutreffenden, neugierigen Gämsen unterbrochen, die in der Hoffnung auf eine Fütterung die Nähe zu uns suchen.

Der Gipfel des Mulhacén.

Der Ausblick vom Gipfel des Mulhacén ist traumhaft!

Mulhacén – Part II

Mulhacén II
LandSpanien
GebirgeSierra Nevada
Höhe3362 m
Koordinaten37°02′40″N, 03°18′44″W

Nach diesem grandiosen und abwechslungsreichen Gipfelaufenthalt führt uns unser Weg über eine vom Aufstiegspfad abweichende Route über den Mulhacén II (3362m) zurück ins Tal. Ja, der Mulhacén II... Ein spannender Berg! Dieser Geröllhaufen ›Marke Gipfelbeton‹ liegt auf dem Weg nach Trevélez (über den Alto del Chorrillo) und ist mit einem Anstieg von ganzen zwei Metern ein wahrer Gigant!

Der Gipfel des Mulhacén II.

Mehr Geröllhaufen als Gipfel: der Mulhacén II.

Rückkehr nach Trevélez

Wie dem auch sei... Der Abstieg vom Mulhacén (3482m) »über« den Mulhacén II (3362m) nach Trevélez gestaltet sich unkompliziert, aber abwechslungsreich. Das einzige Problem stellt die Sonneneinstrahlung dar, die dazu führt, dass ich mein weißes Hemd anziehe, und mein Freund seinen Pullover, eine lange Hose, einen Schal und Handschuhe. Lieber schwitzen als brennen! (Die Strecke wird auch gerne von Mountainbikern nach oben geschoben und nach unten gefallen, also Obacht!)

Der schattenlose Abstieg über den Alto del Chorrillo.

Schatten suchen wir beim Abstieg wieder einmal vergeblich.

Nachdem wir am Alto del Chorrillo (2721m) in Richtung Trevélez (1540m) abgebogen sind, können wir das Dorf auch schon weit unter uns liegen sehen. Je weiter wir die steilen, schmalen Serpentinen hinabsteigen, desto freundlicher wird die Natur. Das Geröll weicht grünen Sträuchern und gelben Blumen, und auch einer Kuhherde begegnen wir. Schließlich gelangen wir an ein kleines Tor, das wir öffnen, um einem kleinen Pfad zu folgen, der uns zurück zu unserem Ausgangspunkt führt.

Der schattenlose Abstieg über den Alto del Chorrillo.

Lange dauert es nicht mehr, dann sind wir zurück im beschaulichen Trevélez.

StationenDistanzDifferenzZeit
Trevélez
→ Siete Lagunas +8,2 km1358 m ↑ 8 m ↓+4h 00m
→ Pico Alcazaba ✝ +2,6 km 482 m ↑ 1 m ↓+2h 00m
→ Siete Lagunas +3,0 km 1 m ↑ 482 m ↓+1h 00m
→ Mulhacén ✝ +2,5 km 593 m ↑ 1 m ↓+1h 20m
→ Mulhacén II ✝ +1,1 km 5 m ↑ 125 m ↓+0h 15m
→ Atlo del Chorrillo +4,5 km 0 m ↑ 641 m ↓+1h 55m
→ Trevélez +6,2 km 0 m ↑1181 m ↓+2h 20m
Gesamt 28,1 km2439 m ↑2439 m ↓12h 50m