Der Blick vom Kühgundkopf auf den Iseler und den Edelrid-Klettersteig.

Der Edelrid-Klettersteig

Über Iseler und Kühgundkopf


09. Juli 2020 • Autor: bra.


Übersicht

Dieser Bericht beschreibt die Überschreitung des Iseler und des Kühgundkopf in den Allgäuer Alpen. Von der Bergstation der Wiedhagbahn wandern wir zum Einstieg des Edelrid-Klettersteigs (bis 2021 Salewa-Klettersteig), kurz oberhalb der Bergstation der Iselerbahn. Eine abwechslungsreiche Kraxelei im ersten Abschnitt des Klettersteigs bringt uns zunächst hinauf zum Gipfel des Iseler. Von dort folgen wir dem Klettersteig weiter nach Osten bis zum Gipfel des Kühgundkopf. Der Abstieg führt uns schließlich über den Ostgrat und den Schmugglerweg zurück zur Wiedhag-Alpe.

Schwierigkeit: T3, K3 (C)GPS-Route: DownloadWanderkarte: Kompass 04

Ein Klettersteig im Allgäu

Im relativ unbeständigen Alpensommer 2020 tut sich Anfang Juli endlich ein schöner Sonnentag auf. Das müssen wir gleich nutzen, und so entscheiden wir uns, für einen Tag ins Allgäu zu fahren und über den Edelrid-Klettersteig (C) — ehemals bekannt als Salewa-Klettersteig — zwei Gipfel zu besteigen: den Iseler (1876m) und den Kühgundkopf (1908m). Der Klettersteig führt über drei Abschnitte, wobei der erste mehr oder weniger vertikal zum Gipfel des Iseler ansteigt und die nächsten beiden von dort aus eher horizontal zum Kühgundkopf hinüberführen.

Zwischen den Bahnen

Da die Iselerbahn bei Oberjoch (1160m) noch geschlossen hat, fahren wir zunächst mit dem Sessellift der Wiedhagbahn das erste Stück hinauf. Dabei erhalten wir einen ersten guten Blick über das schwäbische Voralpenland. Vor uns sehen wir bereits den Gipfel des Iseler (1876m) und die Bergwand, durch die der Klettersteig verläuft. Wir haben auch einen schönen Blick auf den kleinen Speichersee bei der Wiedhag-Alpe (1441m), der wir nach der Tour einen Besuch abstatten werden. Das satte Grün der Allgäuer Alpenwiesen, ein paar versprengte Tannenbäume, und die zahlreichen bunten Frühlingsblumen, die in der Sonne glänzen, entschädigen für die lange Anfahrt.

Der Wiedhag-Speichersee an der Wiedhag-Alpe.

Ein kleiner Speichersee ziert die Wiedhag-Alpe.

Von der Bergstation der Wiedhagbahn (1468m) gehen wir zunächst für zirka 30 Minuten auf abwechslungsreichen Wegen Richtung Iselerbahn. Obwohl wir mit als erstes den Sessellift genommen haben und es unter der Woche ist, sind bereits einige Wanderer unterwegs. Als wir an der Bergstation der Iselerbahn (1559m) ankommen, ist es jedoch auf einmal fast wie ausgestorben.

Der Blick auf den Iseler in den Allgäuer Alpen.

Mit dem Iseler im Blick machen wir uns auf den Weg nach Westen.

Wir folgen dem ausgeschilderten Weg in Serpentinen nach oben in Richtung Iseler (1876m) und erreichen nach 30 Minuten eine Bank. Dort legen wir eine Pause ein, um unser Klettersteigset anzuziehen und nochmals den Blick über die Berglandschaft schweifen zu lassen. Dann gehen wir weiter und erreichen nach fünf Minuten endlich den Einstieg zum Edelrid-Klettersteig, der linkerhand vom Hauptweg wegführt.

Eine Bank am Iseler in den Allgäuer Alpen.

Bei einer Bank streifen wir endlich die Klettersteigausrüstung über.

Der erste Streich

Zunächst steigen wir über eine Rampe (B) leicht bergab und können erneut einen traumhaften Blick auf den Speichersee bei der Wiedhag-Alpe werfen. Wir hängen uns ein, und dann geht es los. Zunächst wird geradeaus gekraxelt. Vor uns ragt die Nordwand des Iseler (1876m) nach oben, die wir Schritt für Schritt erklimmen werden.

Der Einstieg des Edelrid-Klettersteigs am Iseler in den Allgäuer Alpen.

Die ersten Meter des Edelrid-Klettersteigs sind noch relativ einfach.

Vorbei geht es an der »Biwakhöhle« (A), in der die Erbauer eine Nacht verbracht haben, immer leicht bergauf im Schwierigkeitsgrad B. Vor und hinter uns befinden sich andere Klettersteiggeher, auch mit Kindern, jedoch Gott sei Dank mit genügend Abstand, so dass wir in Ruhe das Handanlegen am Fels genießen können.

Schon bald führt uns die steile »Rampe« (B/C) in der Wand Richtung Nordosten. Es gibt jedoch immer wieder ausreichend Möglichkeiten, mal eine kurze Verschnaufpause im flachen Gelände einzulegen. Wahrlich atemberaubend ist hingegen die Aussicht: Man sieht direkt auf die grünen Alpenwiesen und den türkisblauen Speichersee hinunter, der wie eine Perle im Hochkessel liegt. »Wow! Konzentriere dich auf den Klettersteig!!!«

Der Blick vom Edelrid-Klettersteig am Iseler auf die Wiedhag-Alpe.

Immer wieder genießen wir die herrliche Aussicht auf die malerische Landschaft des Allgäus.

Weiter geht es über eine steile, leicht überhängende Felswand (C) — die sogenannte »Bergführerplatte« (C) — und weitere einfachere Passagen zum letzten Abschnitt des ersten Teils: die »Gipfelwand« (B), in der wir nochmals konzentriert zu Werke gehen müssen.

Auf dem Iseler

Iseler
LandDeutschland
GebirgeAllgäuer Alpen
KammVilsalpseeberge
Höhe1876 m
Koordinaten47°29′58″N, 10°25′15″E

Dann ist es geschafft! Wir befinden uns auf dem Gipfel des Iseler (1876m) und können erstmals einen Blick nach Süden werfen und die höheren Alpenberge im Umland bestaunen. Ebenso ist unser nächstes Ziel, der Kühgundkopf (1908m), jetzt sehr gut zu sehen. Unterhalb des Verbindungsgrats erkennen wir bereits den zweiten und dritten Teil des Klettersteigs.

Das Gipfelkreuz des Iseler in den Allgäuer Alpen.

Am Gipfel des Iseler gönnen wir uns eine wohlverdiente Pause.

Wir suchen uns einen schönen Platz, was allerdings nicht ganz so einfach ist, da viele Wanderer den Gipfel über den Normalweg bereits erreicht haben und leider die Ruhe etwas stören. Trotzdem gelingt es uns, genüsslich ein kleines Pausenbrot einzunehmen und ein schönes Gipfelfoto zum Andenken zu schießen.

Am Gipfel erzählt uns noch ein Wanderkollege, dass der Klettersteig normalerweise am Wochenende sehr überlaufen sei, was wir uns ob der auch jetzt schon großen Anzahl an Bergsteigern gar nicht ausmalen möchten. Von einer Besteigung am Wochenende ist also abzuraten.

Der Blick vom Iseler auf den Kühgundkopf.

Im Osten haben wir mit dem Kühgundkopf unser nächstes Ziel bereits im Blick.

Der zweite Streich

Schließlich ziehen wir weiter. Zunächst steigen wir auf dem gleichen Weg leicht bergab, bevor der Klettersteig rechterhand in den zweiten und gefühlt schwersten Abschnitt mündet. Es geht eine steil abfallende Steinplatte (B/C) hinab, wobei man seine Füße sehr vorsichtig setzen muss, um nicht abzustürzen. Nach einer leicht abschüssigen Teilstrecke (B) — weiterhin mit einem atemberaubendem Blick auf die grünen Wiesen des Allgäu und den Wiedhag-Speichersee — kommen wir zur »Schusterplatte« (B/C), bei der wir einen weiteren Kraxelabstieg vollführen. Dann treten wir aus dem zweiten Teil des Steiges hinaus und befinden uns wieder auf dem Kühgundgrat.

Der zweite Abschnitt des Edelrid-Klettersteigs am Iseler in den Allgäuer Alpen.

Der Weg durch die Nordwand bleibt auch weiterhin spektakulär!

Der dritte Streich

Etwa zehn Minuten lang folgen wir entspannt dem Grat und genießen es, dabei immer wieder einen Blick nach Süden werfen zu können. Dann geht es linkerhand hinein in den dritten und einfachsten Teil des Edelrid-Klettersteigs, der erneut knapp unterhalb des Grats weiter nach Osten führt. Waren im ersten Abschnitt noch viele Klettersteiggeher unterwegs, so nahm die Anzahl im zweiten Teil deutlich ab, und jetzt im dritten Abschnitt sind nur noch ich und mein Begleiter unterwegs.

Bildergalerie: Iseler & Kühgundkopf

Anfangs gehen wir, teilweise ohne ein Klettersteigset zu benötigen, freihändig geradeaus und können uns auf die weiterhin schöne Aussicht konzentrieren. Hinter dem »Gemsband« (B) kommen wir zum »Kanonenrohr« (B): ein gerölliger Abschnitt, der durch eine murenähnliche Rille führt und bei dem etwas mehr Vorsicht angesagt ist. Ein letzter Anstieg, »Kühgund« (A/B) genannt, führt uns dann auch schon wieder auf den Grat.

Der zweite Abschnitt des Edelrid-Klettersteigs am Iseler in den Allgäuer Alpen.

Der dritte und letzte Abschnitt des Klettersteigs ist angenehm zu begehen.

Auf dem Kühgundkopf

Kühgundkopf
AliasWannenjoch
LandDeutschland | Österreich
GebirgeAllgäuer Alpen
KammVilsalpseeberge
Höhe1908 m
Koordinaten47°30′14″N, 10°25′53″E

Wir gehen ein paar Minuten weiter, und dann stehen wir auch schon auf dem zweiten Gipfel des Tages: dem Kühgundkopf (1908m) — unter Österreichern auch bekannt als Wannenjoch. Ein weißer Grenzstein kennzeichnet den höchsten Punkt. Die Sonne brennt stark herab, aber der luftige Wind sorgt für eine angenehme Temperatur. Auch von hier haben wir wieder eine beeindruckende Aussicht, die vom Iseler (1876m) im Westen bis zum grünen Tannheimer Tal im Osten reicht.

Der Blick vom Gipfel des Kühgundkopf ins Tannheimer Tal.

Vom Gipfel des Kühgundkopf haben wir einen schönen Blick aufs Tannheimer Tal im Osten.

Der Weg zurück

Im Anschluss an eine ausgiebige Gipfelrast setzen wir unseren Weg auf dem ausgesetzten Kühgundgrat fort und steigen zügig in östlicher Richtung talwärts, wobei wir schon bald an einem vorgelagerten Gipfelkreuz — der Kühgundspitz (1852m) — vorbeikommen.

Nach einem steilen und teils ausgesetzten Abstieg wandern wir schließlich über den Schmugglerweg zurück in Richtung Wiedhag-Alpe. Dort kehren wir noch bei der Vorderen Wiedhag (1441m) am türkisblauen Speichersee ein und lassen den sonnigen Tag mit einem kühlen Skiwasser ausklingen, ehe uns der Sessellift wieder zurück ins Tal bringt.

StationenDistanzDifferenzZeit
Wiedhagbahn (Bergstation)
→ Iselerbahn (Bergstation) +1,1 km120 m ↑ 29 m ↓+0h 30m
→ Iseler ✝ +1,4 km319 m ↑ 2 m ↓+1h 40m
→ Kühgundkopf ✝ +1,1 km110 m ↑ 78 m ↓+1h 15m
→ Vordere Wiedhag-Alpe +3,4 km 64 m ↑531 m ↓+1h 05m
→ Wiedhagbahn (Bergstation) +0,5 km 31 m ↑ 4 m ↓+0h 10m
Gesamt +7,5 km644 m ↑644 m ↓+4h 40m