Aufstieg zur Auerspitz.

Hitziger Hatscher

Die Besteigung der Auerspitz


05. Juli 2015 • Autor: red.


Übersicht

Dieser Bericht beschreibt die Besteigung der Auerspitz in den Bayerischen Voralpen. Wir beginnen unsere Wanderung am Wanderparkplatz »Am schweren Gatter« südlich von Bayrischzell. Von dort bahnen wir uns über das Sillberghaus, die Wirthsalm und die Sandbichler Alm den Weg nach oben zum aussichtsreichen Gipfel. Nachdem wir das fantastische Alpenpanorama bestaunt haben, steigen wir über den Soinsee wieder hinab zum Sillberghaus, wo wir nach einer anstrengenden Tour gemütlich einkehren. Mit neuen Kräften meistern wir schließlich auch die letzte Etappe zurück zum Wanderparkplatz.

Schwierigkeit: T2GPS-Route: DownloadWanderkarte: Kompass 8

Die etwas andere Jubiläumstour

Zur Feier unseres vierjährigen Bestehens hatten wir eigentlich eine entspannte Wanderung zur Auerspitz (1811m) im Mangfallgebirge geplant. Der Weg zu diesem aussichtsreichen Gipfel ist weder sonderlich lang, noch muss dabei eine außergewöhnliche Höhendifferenz überwunden werden. »Ich denke, spätestens in vier, fünf Stunden sind wir wieder zurück am Auto.«, sagt mein Partner noch, als wir am Wanderparkplatz südlich von Bayrischzell eintrudeln. »Ja. Das wird eine kurze, gemütliche Tour.«

Sieben Stunden später erreichen wir mit letzter Kraft und hochroten Köpfen wieder unser Auto. Der Schweiß steht uns auf der Stirn und unsere Wasserflaschen sind bis auf den letzten Tropfen geleert. Ja, die Tour war alles, nur nicht gemütlich und kurz... Doch dazu später mehr.

Letzte Vorbereitungen

Es ist brütend heiß, als wir um 10 Uhr den Wanderparkplatz »Am schweren Gatter« an der Tiroler Straße erreichen. Die Hitzewelle hat Deutschland immer noch fest im Griff und bereits jetzt am frühen Morgen hat das Thermometer die 30°C-Marke locker überschritten. Da hilft nur eines, viel Trinken. Nachdem jeder von uns eine zusätzliche Wasserflasche im Rucksack verstaut hat, setzen wir uns endlich in Bewegung. »So schlimm wird’s schon nicht werden!«

Der steile Weg zum Sillberghaus

Zu Beginn der Wanderung führt uns der Weg über eine kleine Brücke, die den idyllischen Sillbach überspannt. Nachdem wir kurz darauf eine große Schranke hinter uns gelassen haben, geht es über eine breite Forststraße bereits knackig bergauf. Auch wenn uns hier der Nadelwald noch etwas Schatten bietet, steht uns schon nach wenigen Minuten der Schweiß auf der Stirn. Nichtsdestoweniger bahnen wir uns ungebremst den Weg nach oben. Nach etwa 25 Minuten brechen wir schließlich wieder aus dem Wald hervor und erreichen eine schöne Wiesenlandschaft. Hinter einer kleinen Kurve versteckt sich hier das bewirtete Sillberghaus (1030m), welches wir für den Moment allerdings rechts liegen lassen – auch wenn der Swimming Pool auf der Terrasse schon jetzt sehr verlockend erscheint. Aber es hilft alles nichts, wir müssen weiter! Mit flotten Schritten wandern wir auf der Wiesenlandschaft weiter gen Westen, bis die Forststraße wieder im dichten Wald verschwindet.

Das Sillberghaus.

Das Sillberghaus lassen wir zunächst rechts liegen.

Abkühlung auf der Wirthsalm

Nach einigen Minuten lichtet sich der Forst schließlich wieder, und wir erreichen die schön gelegene Wirthsalm (1324m). Von der drückenden Hitze mittlerweile gezeichnet hechten wir zu einer Wassertränke, die vor der urigen Hütte steht, und versenken Kopf und Arme im kühlenden Nass. Da muss sogar der Almwirt, der gerade ums Eck biegt, schmunzeln. Während das klare Bergwasser noch aus unseren Haaren perlt, setzen wir unseren Marsch aber auch schon wieder fort. Auf der schattenlosen und kurvenreichen Forststraße geht es immer weiter und weiter nach Westen. Während sich rechterhand die grünen Flanken des Maroldschneids nach oben ziehen, können wir linkerhand einen schönen Blick hinunter ins Kloo-Aschertal und auf die anderen Gipfel des Mangfallgebirges werfen.

Die Wirthsalm.

Der Blick zurück auf die Wirthsalm.

Eine kleine Rast bei der Sandbichler Alm

Nach etwa 15 Minuten in der prallen Sonne rückt schon das nächste Gebäude in unser Blickfeld: die Sandbichler Alm (1408m). Hier gibt es endlich wieder etwas Schatten. Erneut steuern wir zunächst eine Wassertränke an und kühlen uns nochmal ab. Dann lassen wir uns im Schatten der Hütte nieder und machen eine kleine Brotzeit. Dabei stellen wir fest, dass unsere Wasservorräte drastisch sinken – aber bis zum Gipfel sollte es schon noch reichen.

Die verfallene Niederhoferalm

Nun ja, es hilft alles nichts! Wir können nicht ewig im Schatten der Hütte sitzen bleiben, und so setzen wir uns nach einigen Minuten der Rast notgedrungen wieder in Bewegung. Wir verabschieden uns von der monotonen Forststraße und folgen nun einem schmalen Steig weiter nach Westen. Nach einer langgezogenen Rechtskurve rückt eine weitere Alm in unser Blickfeld: die Niederhoferalm (1430m). Von dieser sind allerdings nur noch Ruinen zu erkennen. Hier wird’s also nichts mit einer kleinen Abkühlung! Schritt für Schritt kämpfen wir uns nun weiter unserem Ziel entgegen, auch wenn wir die Auerspitz (1811m) immer noch nicht sehen können. Gnadenlos brennt die Mittagssonne vom Himmel. »Beim nächsten schattigen Plätzchen machen wir eine Pause«, sagt mein Partner. Doch soweit das Auge reicht, es ist einfach kein Schatten in Sicht...

Bildergalerie: Auerspitz

Endlich das Ziel vor Augen

Als wir uns schließlich über eine kleine Kuppe schleppen, ist es endlich soweit: Wir können zum ersten Mal einen Blick auf die Auerspitz (1811m) erhaschen. Mächtig erhebt sich der von Latschen überwucherte Gipfel vor uns. Aus der Ferne können wir erkennen, wie sich einige Silhouetten um das kleine Gipfelkreuz tummeln. Doch bis wir zu ihnen hinzustoßen können, wird noch einige Zeit vergehen. Immerhin müssen wir uns noch einige Minuten auf dem Steig nach Westen schleppen. Schließlich erreichen wir den zweiteiligen Schlussanstieg. Zunächst geht es über einige ermüdende Stufen steil die Bergflanke hinauf bis zu einem Sattel, wo es endlich wieder ein bisschen Schatten gibt. Nachdem wir dort nochmal etwas getrunken haben, nehmen wir schließlich den letzten Abschnitt zum Gipfel in Angriff. Zwischen einige Latschengewächsen schlängelt sich der Weg noch einmal hundert Höhenmeter nach oben. Mittlerweile wird jeder Schritt zur Qual.

Der Schlussanstieg zur Auerspitz.

Der Schlussanstieg wird durch einige hölzerne Stufen eingeleitet.

Auf der Auerspitz

Auerspitz
LandDeutschland
GebirgeBayerische Voralpen
KammMangfallgebirge
Höhe1811 m
Koordinaten47°38′40″N, 11°56′43″E

Nach zwei Stunden und 40 Minuten haben wir es dann aber endlich geschafft. Erschöpft klatschen wir das eiserne Gipfelkreuz ab und kramen den letzten Proviant aus den Rucksäcken hervor. Während wir uns von den Strapazen des hitzigen Aufstiegs etwas zu erholen versuchen, genießen wir die tolle Rundumsicht, die sich uns von hier oben bietet. Während die Rotwand (1884m) mit dem urigen Rotwandhaus den Blick gen Nordwesten dominiert, können wir im Norden den Hochmiesing (1883m) und den Dürrmiesing (1863m) erkennen. Etwas vorgelagert ragen die felsigen Ruchenköpfe (1805m) aus der grünen Talsohle heraus. Direkt daneben erstreckt sich der herrlich schimmernde Soinsee. Im Nordosten lässt sich der Gipfel des Wendelstein (1838m) mit seinem markanten Sendemasten erblicken, während im Osten der Große Traithen (1852m) das Panorama dominiert. Im Südosten ragen unter dem dichten Dunst des heutigen Tages die Gipfel des Kaisergebirges dem Himmel entgegen und im Süden lässt sich das Hintere Sonnwendjoch (1986m) sowie der Trausnitzberg (1808m) erkennen. Ein fantastisches Panorama, das alle Mühen wert war!

Rotwand, Hochmiesing und Dürrmiesing.

Im Norden erkennen wir die Rotwand sowie den Hoch- und den Dürrmiesing.

Der Große Traithen hinter dem Maroldschneid.

Hinter dem Maroldschneid prägt der Große Traithen den Blick gen Osten.

Die Qual der Wahl

Nachdem wir uns am Gipfel der Auerspitz (1811m) etwas erholt haben, wird es Zeit für den Abstieg. Dabei stehen uns nun drei sehr unterschiedliche Optionen zur Verfügung:

Nach einigen Blicken auf das kühle Wasser des Soinsees entscheiden wir uns schließlich für die dritte Variante, auch wenn diese eine Stunde länger dauert. Die Aussicht auf etwas Abkühlung im See ist einfach zu verlockend – da nehmen wir auch gerne einen Umweg in Kauf.

Der lange Weg zurück

Zunächst führt uns ein steiniger Steig hinunter in eine kleine Senke. Als wir nach wenigen Minuten eine Weggabelung erreichen, biegen wir nach Osten ab und passieren dabei die Ruchenköpfe (1805m) sowie das Bergwachthaus. Schließlich führt uns der Weg am einsamen Soinsee vorbei, den wir aber jetzt doch einfach links liegen lassen. Denn mittlerweile plagt uns weniger die Hitze, als der Hunger und der Durst. Spontan entscheiden wir uns, zum Sillberghaus (1030m) zurückzukehren, um dort gemütlich einzukehren und neue Kräfte zu tanken. »Hoffentlich gibt’s da Schnitzel mit Kartoffelsalat.« »Und einen Eiskaffee!« Doch bis wir wirklich in den Genuss dieser Leckereien kommen, wird noch einige Zeit vergehen, denn der Weg zieht sich hier unglaublich. Über eine Wiese steigen wir immer weiter hinab, bis der ruppige Trampfelpfad schließlich bei der Soinalm (1420m) in eine breite Forststraße übergeht. Wie gewohnt gibt es auch hier wieder keinerlei Schatten, und die Sonne brennt immer noch mit unverminderter Härte von oben herab. Da wirkt das Plätschern des Soingraben wie ein verführerischer Sirenengesang.

Die Soinalm.

Beim Abstieg passieren wir die Soinalm.

Einkehr im Sillberghaus

Am Nordosthang des Sillbergs passieren wir schließlich eine unscheinbare Abzweigung. Wer hier in den Forst abbiegt, kann relativ schnell ins Tal absteigen. Da wir aber noch zum Sillberghaus (1030m) wollen, halten wir uns auf der Forststraße, die sich nun noch einmal ewig um den Osthang des Sillberg herumzieht. Was für ein Hatscher! Doch nach fast drei Stunden ist es endlich geschafft und das Gasthaus rückt endlich in unser Blickfeld. Mit letzter Kraft schleppen wir uns noch hoch zur Terrasse, stellen unsere Rucksäcke ab und spazieren zur Essensausgabe. Während wir noch mit einem Funkeln in den Augen die Menütafel studieren, biegt ein Angestellter ums Eck. »Da braucht ihr gar nicht schauen. Wir haben heute nur noch Käsekuchen. Der Koch hatte einen Hitzschlag.« Kein Wunder bei dem Wetter. Nun gut, gewappnet mit Käsekuchen und einer Johannisbeerschorle schlendern wir wieder hinaus zur Terrasse und lassen es uns endlich gut gehen. Nach dieser kleinen Stärkung meistern wir auch die letzte Etappe zurück zum Wanderparkplatz problemlos.

Der Käsekuchen vom Sillberghaus.

Zum Ausklang der Tour gönnen wir uns im Sillberghaus einen Käsekuchen.

StationenDistanzDifferenzZeit
Am schweren Gatter
→ Sillberghaus +1,2 km222 m ↑1 m ↓+0h 25m
→ Wirthsalm +2,2 km278 m ↑1 m ↓+0h 40m
→ Sandbichler Alm +0,9 km88 m ↑0 m ↓+0h 15m
→ Auerspitz ✝ +2,5 km392 m ↑0 m ↓+1h 20m
→ Am schweren Gatter +8,7 km8 m ↑986 m ↓+3h 00m
Gesamt 15,5 km988 m ↑988 m ↓5h 40m