Panorama vom Gipfel des Unterrothorn.

Über den Dächern Zermatts

Ein Ausflug auf das Unterrothorn


29. August 2015 • Autor: red.


Übersicht

Dieser Bericht behandelt die Besteigung des Unterrothorn in den Walliser Alpen. Unsere Wanderung beginnt auf dem Sunnegga – einem beliebten Aussichtspunkt hoch über den Dächern Zermatts. Von dort führt uns ein breiter Weg zunächst hinauf zum Blauherd. Nach einer kleinen Pause geht es anschließend über den Furggji-Pass weiter zum gut erschlossenen Gipfel des Unterrothorn. Der Abstieg führt uns schließlich über die Fluhalp und den Stellisee wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt.

Schwierigkeit: T2GPS-Route: DownloadWanderkarte: Kompass 117

Im Innern des Berges

Schnell springen wir noch in eines der Abteile. Ein kurzer Ruck. Dann sausen wir auch schon mit einem lauten Rattern durch den dunklen Bergstollen nach oben. Um unsere heutige Tour auf das Unterrothorn (3103m) etwas abzukürzen, haben wir uns dazu entschieden, die ersten Höhenmeter der Wanderung gemütlich mit dem Sunnegga Express zurückzulegen. Zwar hätten wir auch direkt in Zermatt (1520m) loswandern können, doch heute ziehen wir die bequeme Fahrt in der Standseilbahn der Monotonie der Forststraßen vor – zumal wir uns am »Vorabend« unserer ersten großen Hochtour auch nicht allzu sehr verausgaben möchten.

Die Straßen von Zermatt.

»Lebt wohl, ihr Straßen von Zermatt! Der Berg ruft!«

Eitel Sonnenschein

Als wir fünf Minuten später aus der Finsternis der Bergstation am Sunnegga (2288m) hervortreten, weht uns eine warme Sommerbrise entgegen. »Wir haben mal wieder einen perfekten Tag zum Wandern erwischt«, nickt mir mein Begleiter lächelnd zu. In der Tat könnte das Wetter heute Morgen nicht besser sein: Die Sonne scheint, der Himmel ist nahezu wolkenlos, und die Temperaturen kratzen bereits jetzt an der 30°C-Marke! Da verwundert es kaum, dass hier oben wieder einmal ein regelrechtes Gedränge herrscht. Während die einen das Traumwetter mit einem kühlen Getränk auf der Sonnenterrasse genießen, suchen die anderen am nahegelegenen Leisee (2232m) etwas Abkühlung. Am liebsten würden wir uns jetzt schon dazugesellen, doch uns ruft der Berg – und so machen wir uns ohne große Umschweife gleich auf den Weg in Richtung Gipfel.

Bildergalerie: Unterrothorn

Und täglich grüßt das Murmeltier

Zunächst folgen wir dem Murmeltierweg durch die sommerliche Wiesenlandschaft locker gen Osten und machen dabei schnell die ersten Höhenmeter gut. Dabei halten wir wachsam Ausblick nach den zutraulichen Murmeltieren, die sich hier oben in großer Zahl herumtreiben sollen. Doch im Moment scheinen die Murmelis – wie die Schweizer die kleinen Nager auch nennen – noch ihr Mittagsschläfchen zu halten. »Vielleicht haben wir ja auf dem Rückweg mehr Glück«, scherzt mein Begleiter.

Eine Murmeltierschnitzerei am Sunnegga.

Vorerst müssen wir mit diesen doch eher »hölzernen« Gesellen vorliebnehmen.

Am Blauherd

Nach einigen Serpentinen taucht über uns plötzlich ein klotzartiger Bau auf. »Das muss der Blauherd sein«, rufe ich meinem Begleiter zu. Der belebte Seilbahnknotenpunkt auf 2571 Metern verbindet unter anderem das Sunnegga (2288m) mit dem Gipfel des Unterrothorn (3103m). Laut unserer Wanderkarte müsste sich hier unter den Seilbahnmasten auch ein kleiner Pfad bis zum Gipfel schlängeln – und in der Tat erkennen wir dort einige Zickzacklinien, die sich die steinige Westflanke hinaufziehen. Auf halbem Weg scheinen die engen Serpentinen sich dann allerdings doch irgendwo im brösligen Geröll zu verlieren. Da wir heute keine Lust auf Experimente haben, wenden wir uns sicherheitshalber doch wieder dem Normalweg zu, der rechterhand um den Gipfelaufbau herum führt.

Im Walliser Gletscherparadies

Im »Schatten« der Südwand geht es nun leicht ansteigend immer weiter gen Osten. Da die Landschaft entlang der breiten Piste immer karger wird, lassen wir unsere Blicke nun zusehends in die Ferne schweifen. Während sich am Horizont direkt vor uns das majestätische Strahlhorn (4190m) erhebt, haben wir rechterhand einen großartigen Blick auf den langgezogenen Görnergrat und das dahinterliegende Monte-Rosa-Massiv. Wie viele Gletscher wir hier im Blick haben lässt sich schwer sagen. Es muss mindestens ein halbes Dutzend sein! Komplettiert wird das Walliser Bergidyll vom Stellisee (2537m), der uns schon bald – wortwörtlich – zu Füßen liegt. »Ein Traum!«

Strahlhorn und Findelgletscher.

Das Strahlhorn und der Findelgletscher dominieren den Blick gen Osten.

Unterwegs zum Furggji-Pass

Bevor uns nun gleich der finale Aufschwung bevorsteht, legen wir bei der nächsten Weggabelung noch einmal eine kurze Pause ein. Gut gelaunt setzen wir uns auf ein kleines Mäuerchen, essen ein paar Curry-Cashewkerne, und blicken sehnsuchtsvoll hinüber zum imposanten Breithorn (4164m), das wir morgen besteigen wollen. Noch haben wir keine Vorstellung, was uns dort oben erwarten wird! Doch eines ist uns klar: Wir sollten uns heute möglichst gut akklimatisieren, um uns an die dünne Höhenluft zu gewöhnen. Dementsprechend halten wir die Pause eher kurz und machen uns schon bald wieder auf den Weg, um noch etwas an Höhe zu gewinnen. Als wir nur wenige Minuten später den Furggji-Pass (2981m) – wie der Sattel zwischen Unter- (3103m) und Oberrothorn (3418m) auch genannt wird – erreichen, haben wir das Schlimmste zum Glück schon hinter uns.

Das Breithorn bei Zermatt.

Unser morgiges Ziel: das eindrucksvolle Breithorn.

Auf dem Gipfel des Unterrothorn

Unterrothorn
LandSchweiz
GebirgeWalliser Alpen
KammAllalingruppe
Höhe3103 m
Koordinaten46°01′17″N, 07°47′51″E

Über eine breite, leicht ansteigende Piste erreichen wir schließlich kurz vor 14 Uhr den Gipfel des Unterrothorn (3103m). Erschöpft, aber zufrieden passieren wir die Seilbahnstation und suchen uns vor dem rustikalen Restaurant Rothorn einen sonnigen Pausenplatz. Neben ein paar kleinen Steinmännern legen wir die Rucksäcke ab und genießen die herrliche Aussicht. Während sich das Mattertal zu unseren Füßen noch in einem sattem Grün zeigt, erheben sich rund um uns herum die stark vergletscherten Viertausender des Wallis. Nicht nur die Dufourspitze (4634m) lässt sich von hier hervorragend studieren, sondern auch das markante Ober Gabelhorn (4067m) und die Dent Blanche (4358m). Doch der größte Blickfänger bleibt natürlich das Matterhorn (4478m), dessen steile Wände von hier oben besonders beeindruckend erscheinen.

Der Findelgletscher.

Vom Gipfel des Unterrothorn haben wir einen herrlichen Blick über die Gletscher des Wallis...

Das Matterhorn.

... und das majestätische Matterhorn.

Abschied vom Gipfel

Fast eine ganze Stunde lang bleiben wir sitzen, in der Hoffnung, uns für die morgige Tour ein wenig zu akklimatisieren. Schweren Herzens müssen wir uns aber schließlich doch irgendwann von dem herrlichen Gipfelpanorama verabschieden – zumal wir momentan noch mit dem Gedanken spielen, heute Abend zum Görnergrat auf der anderen Talseite zu fahren. Nachdem unsere Rucksäcke wieder gepackt sind, machen wir uns an den Abstieg. Dieser führt uns zunächst über wohlvertraute Pfade zurück zu der Weggabelung unterhalb des Furggji-Passes (2981m). Doch statt nun rechts abzubiegen und – über unsere Aufstiegsroute – direkt zum Sunnegga (2288m) zurückzukehren, entscheiden wir uns spontan für die Abstiegsvariante über den Stellisee (2537m). Ein wenig Abwechslung ist nie verkehrt!

Der Findelgletscher.

Mit dem Findelgletscher im Blick steigen wir wieder hinab zum Furggji-Pass.

Der Stellisee

Mit flottem Tempo folgen wir dem breiten Weg gen Osten, bis unter uns schon bald die schön gelegene Fluhalp (2606m) erscheint. Als wir das einsame Bergrestaurant kurz darauf erreichen, nutzt mein Begleiter noch einmal die Gelegenheit für eine kurze Toilettenpause, dann geht es über grobes Blockwerk auch schon hinüber zum Stellisee (2537m). Das kleine Gewässer, in dem sich bei gutem Wetter das Matterhorn (4478m) spiegelt, gilt als eines der beliebtesten Fotomotive rund um Zermatt. Wir verstehen sofort warum! Beeindruckt vom Panorama suchen wir uns noch einmal ein schönes Pausen-Plätzchen direkt am Ufer. Den geplanten Ausflug zum Görnergrat heute Abend haben wir mittlerweile schon abgehakt.

Die Fluhalp und der Stellisee.

Was für ein Idyll: der Stellisee mit der abgelegenen Fluhalp im Hintergrund!

Tierischer Abschluss

Um die letzte Talfahrt nicht zu verpassen, müssen wir uns irgendwann dann aber doch vom Stellisee (2537m) verabschieden. Unter den wachsamen Blicken einiger Schwarzhalsziegen schnappen wir uns wieder die Rucksäcke und kehren über einen schönen Trampelpfad zurück zum Blauherd (2571m). Dort, wo sich heute Mittag noch die Touristen drängten, haben sich mittlerweile ein paar kuschlige Schwarznasenschafe breitgemacht. Verzückt passieren wir die zotteligen Tiere, die genüsslich vor sich hin grasen, dann geht es über den altbekannten Murmeltierweg wieder in Richtung Sunnegga (2288m). Kurz bevor wir die Bergstation der Standseilbahn erreichen, bekommen wir nun auch noch einen der niedlichen Nager zu Gesicht! Auf einem kleinen Felsen sitzt das Murmeli und pfeift sich die Seele aus dem Leib! Allzu lange können wir es aber leider nicht beobachten, wenn wir noch unsere Bahn erwischen wollen. Zum Glück schaffen wir es gerade noch rechtzeitig zur letzten Talfahrt! Schnell sprinten wir hinüber zu Bergstation und springen in eines der Abteile. Ein kurzer Ruck. Dann sausen wir auch schon mit einem lauten Rattern durch den dunklen Bergstollen nach unten.

Schafe am Blauherd.

Auf unserem Weg nach unten begegnen wir dem ein oder anderen flauschigen Vierbeiner.

StationenDistanzDifferenzZeit
Sunnegga
→ Blauherd +1,7 km 290 m ↑ 7 m ↓ +1h 00m
→ Unterrothorn ✝ +3,0 km 538 m ↑ 6 m ↓ +1h 30m
→ Stellisee +3,5 km 6 m ↑ 572 m ↓ +1h 05m
→ Sunnegga +3,2 km 62 m ↑ 311 m ↓ +0h 45m
Gesamt 11,0 km 896 m ↑ 896 m ↓ 4h 20m