Blick über das Mittlere und Hintere Hörnle vom Vorderen Hörnle.

Winterlicher Gipfelreigen

Ein Ausflug in die Hörnlegruppe


27. Dezember 2016 • Autor: red.


Übersicht

Dieser Bericht behandelt die Besteigung von fünf Gipfeln in der Hörnlegruppe bei Bad Kohlgrub. Vom Parkplatz der Hörnlebahn steigen wir an einem tristen Dezembermorgen zunächst hinauf zum Zeitberg. Nach einer deftigen Brotzeit in der nahegelegenen Hörndlhütte (bzw. Hörnlehütte) erklimmen wir kurz darauf das Vordere, Mittlere und Hintere Hörnle. Mit dem Stierkopf gelingt uns zudem noch ein fünfter Gipfelerfolg. Anschließend kehren wir zur Bergstation zurück und sausen mit der Schwebebahn gemütlich zurück ins Tal.

Schwierigkeit: WT2GPS-Route: DownloadWanderkarte: Kompass 05

Ein trister Start in den Tag

»Mann, da können wir ja gleich wieder nach Hause fahren...«, seufzt mein Begleiter, als die nebelverhangenen Gipfel der Hörnlegruppe zum ersten Mal vor unserer Windschutzscheibe auftauchen. »Da sehen wir ja überhaupt nichts!« In der Tat lässt das Wetter heute arg zu wünschen übrig. Es ist ein trister Dezembermorgen, und der Himmel spannt sich wie ein graues Tuch über das Ammergebirge. Trotz der ernüchternden Aussichten rollen wir gegen elf Uhr morgens in Bad Kohlgrub ein – dem Ausgangspunkt unserer heutigen Wanderung. Obwohl das nahegelegene Hörnle als ein äußerst beliebtes Skigebiet gilt, herrscht hier an der Talstation der Hörnlebahn (910m) heute erstaunlich wenig Betrieb. Doch der Eindruck täuscht, wie wir schon bald feststellen werden. Nichtsahnend vom Trubel, der uns weiter oben erwarten wird, stellen wir unseren Wagen ab und machen uns abmarschbereit. Ein paar Trekkingstöcke, eine Kameratasche – mehr nehmen wir heute nicht mit.

Ein Aufstieg ohne Highlights

Erwartungsgemäß verläuft der Aufstieg relativ unspektakulär. Immer schön an der Schwebebahn entlang folgen wir zunächst dem gut erkennbaren Sommerweg langsam aber stetig nach oben. Statt Schnee gibt es hier unten nur etwas Raureif zu sehen. Auf halber Strecke verabschieden wir uns schließlich von der Seilbahnschneise und biegen rechterhand in den Wald hinein. Kurz nachdem wir dort ein Gedenkkreuz passiert haben, blitzt plötzlich zwischen den Bäumen vor uns etwas Kantiges hervor: Es ist ein Dachstuhl! »War’s das schon? Das ging ja schneller als gedacht!«, rufe ich meinen beiden Begleitern zu. Doch die Euphorie ist verfrüht. Denn als wir kurz darauf aus dem Forst hervorbrechen, stehen wir lediglich vor der Bergwachthütte (1291m). Von unserem eigentlichen Ziel – der Hörndlhütte (1390m) – trennt uns hingegen noch ein ziemlich eisig wirkender Hang. Aber immerhin können wir am oberen Ende der Piste die rustikale Gaststätte, die manchmal auch Hörnlehütte genannt wird, bereits erkennen.

Die Bergwachthütte und die Piste, die zur Bergstation der Hörnlebahn hinaufführt.

Von der Bergwachthütte haben wir die Bergstation der Hörnlebahn bereits im Blick.

Während meine beiden Begleiter die Hütte direkt über die Skipiste anpeilen, bleibe ich lieber auf dem offiziellen Winterweg. Bei den heutigen Verhältnissen macht das aber wohl keinen Unterschied. So oder so ist es eine eher rutschige Angelegenheit. Da der Winterweg mit einem hauchdünnen Eisfilm überzogen ist, gehe ich wie auf Eierschalen, um mich nicht auf die Nase zu legen. Nur wenige Meter vor der Hütte erwischt es mich dann aber doch noch... Auf einer spiegelglatten Stelle reißt es mir das Standbein weg, und ich lande ruck zuck mit dem Hintern im Schnee. Doch ich nehme es gelassen: Immerhin habe ich den »Wettlauf« mit meinen Begleitern gewonnen.

Der Zeitberg

Zeitberg
LandDeutschland
GebirgeAmmergauer Alpen
KammLaber-Hörnle-Gruppe
Höhe1404 m
Koordinaten47°38′40″N, 11°03′18″E

Trotz des schlechten Wetters herrscht hier oben an der Hütte ein ziemliches Gewusel. Wanderer klopfen ihre Schuhe aus, Kinder tollen im Schnee herum, Massenhysterie! Davon relativ unbeeindruckt wende ich mich gleich dem ersten Gipfel der Tour zu: dem Zeitberg (1404m). Dieser befindet sich direkt zwischen der Gaststätte und der Bergstation und wird von einem kleinen, hölzernen Zaun umrahmt. Da meine beiden Begleiter immer noch mit der vereisten Piste kämpfen, mache ich es mir in der Zwischenzeit unterhalb des Gipfelkreuzes gemütlich und genieße von einer Holzbank aus den Blick über das flache Alpenvorland. Zumindest dort scheint sich die Sonne mittlerweile durchgekämpft zu haben. Hier oben, hingegen, hält sich der Nebel immer noch hartnäckig.

Das Gipfelpanorama am Zeitberg.

Noch hängen dunkle Wolken über dem Gipfel des Zeitberg.

Deftige Brotzeit auf der Hörndlhütte

Als ein paar Minuten später meine Begleiter endlich zu mir hinzustoßen, schießen wir nur ein schnelles Gipfelfoto und flüchten anschließend vor dem eisigen Wind direkt in die warme Gaststube. Doch leider ist diese heute Mittag brechend voll, und wir müssen lange suchen, bis wir ein paar Sitzplätze ergattern können. Noch länger müssen wir auf unser Essen warten. Bei diesem Andrang ist das allerdings kein Wunder. Eine gefühlte Ewigkeit sitzen wir in der Stube und drehen Däumchen, ehe wir schließlich doch noch unsere Erbsensuppe und unseren Kaiserschmarrn aufgetischt bekommen. Da wir mittlerweile schon über eine Stunde verplempert haben, schlingen wir das Essen nur schnell hinunter und machen uns anschließend wieder auf den Weg. Immerhin haben wir heute noch einiges vor!

Der Kaiserschmarrn in der Hörndlhütte.

In der Hörndlhütte gönnen wir uns eine deftige Brotzeit.

Als wir aus der Stube treten, erwartet uns eine willkommene Überraschung: Der undurchdringliche Wolkenvorhang hat sich ein wenig gelichtet, und wir erhaschen zum ersten Mal einen Blick auf die umliegenden Gipfel. Links erhebt sich das Vordere Hörnle (1484m), rechts das Mittlere Hörnle (1496m), und direkt dazwischen schlängelt sich die breite Schotterpiste – der Maximilians-Weg – zum Hinteren Hörnle (1548m) hindurch.

Bildergalerie: Die Hörnlegruppe

Das Vordere Hörnle

Vorderes Hörnle
LandDeutschland
GebirgeAmmergauer Alpen
KammLaber-Hörnle-Gruppe
Höhe1484 m
Koordinaten47°38′37″N, 11°03′39″E

Wir entscheiden uns, die Sache Schritt für Schritt anzugehen, und so peilen wir zunächst das Vordere Hörnle (1484m) an. Von der Hütte aus macht dieser Gipfel einen »zwielichtigen« Eindruck. Während sich die Nordseite dicht bewaldet zeigt, steht auf der Südseite kein einziger Baum mehr. Zielstrebig folgen wir der breiten Schotterpiste für ein paar Meter, ehe wir am Fuß des Gipfelaufbaus auf einen schmalen Trampelpfad ausweichen. Dieser schlängelt sich mit einigen Kehren über die vereiste Westflanke zum hölzernen Gipfelkreuz hinauf. Es dauert gerade einmal zehn Minuten, dann stehen wir auch schon auf dem höchsten Punkt. Zufrieden umarmen wir das Kreuz und lassen die Blicke über das Umland schweifen. Unter anderem sehen wir von unserer jetzigen Warte – leicht versteckt hinter ein paar weißbestäubten Fichten – zum ersten Mal das Hintere Hörnle (1548m) und den Stierkopf (1533m).

Der Aufstieg zum Vorderen Hörnle.

Über die vereiste Westflanke geht es zum Vorderen Hörnle hinauf.

Das Mittlere Hörnle

Mittleres Hörnle
LandDeutschland
GebirgeAmmergauer Alpen
KammLaber-Hörnle-Gruppe
Höhe1496 m
Koordinaten47°38′25″N, 11°03′44″E

Doch bevor wir diese beiden Gipfel ins Visier nehmen, steht erst noch das Mittlere Hörnle (1496m) auf dem Programm, das sich direkt gegenüber – auf der anderen Seite der Schotterpiste – erhebt. Ohne lange zu zögern steigen wir über die sonnige Südflanke hinab in den Sattel zwischen den beiden Gipfeln, wo ein paar hölzerne Liegestühle zur Pause einladen. Wir gehen allerdings unbeirrt weiter und wenden uns direkt dem Gegenaufstieg zu, der uns über die Nordflanke des Mittleren Hörnle hinaufführt. Auch hier wollen die Schritte gut gesetzt sein, wenn man nicht unfreiwillig über den stark vereisten Hang hinab schlittern will. Doch erneut meistern wir den serpentinenlastigen Aufstieg ohne nennenswerte Probleme. Insgesamt benötigen wir nicht einmal 15 Minuten für den Übergang, dann können wir auch den zweiten Gipfel der Hörnle abhaken. Für ein paar Augenblicke genießen wir den herrlichen Blick über den Staffelsee im Norden und schießen ein paar Fotos, dann zieht es uns auch schon weiter.

Das Mittlere Hörnle.

Das Mittlere Hörnle liegt direkt vor uns.

Das Hintere Hörnle

Hinteres Hörnle
LandDeutschland
GebirgeAmmergauer Alpen
KammLaber-Hörnle-Gruppe
Höhe1548 m
Koordinaten47°38′20″N, 11°04′28″E

Unser nächstes Ziel ist das Hintere Hörnle (1548m), das zugleich der Höhepunkt der heutigen Tour sein wird. Vom Gipfel des Mittleren Hörnle (1496m) haben wir den schönen Aussichtsgipfel bereits im Blick. Über die stark verschneite Ostflanke steigen wir vorsichtig hinab zur Hörnlealm (1431m), die heute allerdings geschlossen zu haben scheint. Direkt dahinter landen wir wieder auf der breiten Schotterpiste, die uns anschließend recht gemütlich zum Hinteren Hörnle hinüberführt. Lediglich die letzten Meter kurz unterhalb des Gipfels sind bei der winterlichen Witterung heute etwas fordernder. Letztlich kämpfen wir uns aber doch relativ problemlos hinauf zum Gipfelkreuz. Zufrieden lassen wir unsere Blicke über das flache Alpenvorland im Norden und das schöne Loisachtal im Osten schweifen – allerdings nur kurz. Denn obwohl die Sonne mittlerweile die letzten Wolken vertrieben hat, fegt immer noch ein eiskalter Wind über den Gipfel.

Das Hintere Hörnle und der Stierkopf.

Der Übergang vom Mittleren zum Hinteren Hörnle lässt sich bestens erkennen.

Der Stierkopf

Stierkopf
LandDeutschland
GebirgeAmmergauer Alpen
KammLaber-Hörnle-Gruppe
Höhe1533 m
Koordinaten47°38′08″N, 11°04′30″E

Der Vollständigkeit halber wenden wir uns zu guter Letzt auch noch dem Stierkopf (1533m) zu, der sich etwas weiter südlich befindet. Wenn wir schon einmal hier oben sind, dann nehmen wir natürlich mit, was geht! Vorsichtig steigen wir über die Südflanke des Hinteren Hörnle (1548m) ab und erreichen – versteckt hinter ein paar Bäumen – den breiten Kamm, der hinüber zum fünften Gipfel der heutigen Tour führt. Sieben Minuten später stehen wir dann auch schon auf dem höchsten Punkt, der ausnahmsweise einmal nicht von einem Gipfelkreuz, sondern lediglich von einem mickrigen Holzpfosten gekrönt wird. Der Ausblick von hier oben ist dennoch herrlich! Unter dem weiß-blauen Himmel, der sich jetzt über das Ammergebirge spannt, sind die schneebestäubten Nadelbäume zu unseren Füßen ein richtiger Blickfang. »Ich muss sagen, es hat sich doch gelohnt«, gibt mein Begleiter freudig zu.

Der Kamm zum Stierkopf.

Ein Wintermärchen: Auch bis zum Stierkopf ist es nur ein Katzensprung.

Zurück im Abendgrauen

Mit dem fünften und letzten Gipfel im Gepäck wenden wir uns wieder dem Abstieg zu. Da die Sonne sich langsam dem Horizont nähert, drängt die Zeit. Mit flotten Schritten traversieren wir die Südwestflanke des Hinteren Hörnle (1548m) über einen schmalen Pfad, ehe wir wieder auf der breiten Schotterpiste landen. Auf dieser geht es anschließend direkt zur Hörnlehütte (1390m) zurück. Vom Trubel, der hier vor einigen Stunden noch herrschte, ist nichts mehr geblieben. Wir sind tatsächlich die Letzten, die noch unterwegs sind. Spontan wenden wir uns der Seilbahn zu, die laut Plan in vier Minuten den Betrieb einstellen soll. In der Tat ist ein Mitarbeiter bereits dabei, die Kasse zu schließen, doch für uns drückt er noch einmal ein Auge zu. Schnell kaufen wir uns eine Fahrkarte und hüpfen anschließend auf die nächstbeste Schaukel. Dann schweben wir – im letzten Licht des Tages – sanft hinab zu unserem Auto. Es ist der passende Abschluss einer gemütlichen Wintertour!

Die Hörndlhütte und die Bergstation der Hörnlebahn.

Im letzten Licht des Tages kehren wir zurück zur Hörndlhütte.

StationenDistanzDifferenzZeit
Hörnlebahn (Talstation)
→ Zeitberg ✝ +3,2 km476 m ↑ 0 m ↓+1h 15m
→ Vorderes Hörnle ✝ +0,6 km 90 m ↑ 10 m ↓+0h 10m
→ Mittleres Hörnle ✝ +0,4 km 53 m ↑ 41 m ↓+0h 10m
→ Hinteres Hörnle ✝ +1,3 km127 m ↑ 75 m ↓+0h 35m
→ Stierkopf ✝ +0,4 km 20 m ↑ 35 m ↓+0h 10m
→ Hörnlebahn (Bergstation) +2,1 km 0 m ↑143 m ↓+0h 35m
Gesamt 8,0 km766 m ↑304 m ↓2h 55m