Der Blick auf das Felsentor bei Cala Goloritzè auf Sardinien.

Die Perle Sardiniens

Eine Nacht in der Cala Goloritzè


04./05. Mai 2016 • Autor: bra.


Übersicht

Dieser Bericht beschreibt die Wanderung zur Cala Goloritzè, einer abgelegenen Bucht im Osten Sardiniens. Vom Wanderparkplatz Su Sinniperu auf der Golgo-Hochebene folge ich der malerischen Schlucht von Bacu Goloritzè hinab bis zur Cala Goloritzè, wo mich neben einem traumhaften Kieselstrand auch eindrückliche Felsformationen erwarten. Nach einer herrlichen Nacht unter dem Sternenzelt kehre ich schließlich über dieselbe Route wieder zurück zu meinem Wagen.

Schwierigkeit: T3GPS-Route: DownloadWanderkarte: Kompass 2498

Flucht ans Mittelmeer

Da die Wettervorhersage wieder einmal Regen für Deutschland ankündigt, entscheide ich mich spontan, in die Sonne zu fliegen. Nachdem ich mit meiner Schwester, einer Meteorologin, die Wetterlage geprüft habe, entscheide ich mich für Sardinien als Ziel und buche für den nächsten Tag einen Flug.

Nachdem ich in Cagliari angekommen bin, mache ich mich mit dem Mietwagen auf, zunächst die Südostküste der Insel zu erkunden. Nach einer Biwaknacht unweit des Torre de Su Fenugu fahre ich die Sandstrände der Costa del Sol ab und genieße dabei die Sonne und das türkisblaue Wasser. Insbesondere in das Capo Ferrato verliebe ich mich ob der Ruhe und Einsamkeit während meines Besuchs.

Jedoch bin ich nicht nur zum Entspannen auf Sardinien. Ich möchte natürlich auch etwas wandern, und so setze ich mir zum Auftakt das Ziel, zur Cala Goloritzè (0m) — einer Traumbucht im Nationalpark Golf von Orosei und Gennargentu — hinabzuwandern.

Die Golgo-Hochebene

Mit dem Mietwagen lege ich nachmittags einen Zwischenstopp in Baunei ein — einem malerischen Dorf, hineingebaut in einen Berghang. Dort trinke ich einen Kaffee mit Ausblick auf das ogliastrische Tiefland vor mir und fahre anschließend weiter nach oben bis zum Altopiano del Golgo, einer wunderschönen Hochebene. Beim einsam gelegenen Ristorante Golgo fahre ich nach rechts zirka einen Kilometer hinein bis zum Campingplatz Su Sinniperu (400m), wo ich mein Auto abstelle und mich auf den Weg mache.

Der Blick von Baunei auf das Tiefland von Ogliastra.

Das malerisch gelegene Bergdorf Baunei überblickt das Tiefland von Ogliastra.

Die Schlucht von Bacu Goloritzè

Der Sentiero per Cala Goloritzè, wie der Wanderweg im Volksmund genannt wird, führt mich im Anschluss durch einen schönen Naturpark direkt der Küste entgegen. Der anfangs leicht ansteigende Weg gerät schon bald auf den absteigenden Ast — rein bezogen auf die vertikale Höhendifferenz zum Meeresspiegel. Immer tiefer stoße ich jetzt in die Schlucht von Bacu Goloritzè vor, wobei mich mediterrane Bäume und Pflanzen umgeben und die Felswände immer höher um mich herum aufsteigen. Mittlerweile scheint mich die Sonne nicht mehr an — sie steht schon zu weit im Westen. Erst nach etwa eineinhalb Stunden wird es etwas flacher und ich treffe auf ein paar Kletterer, die ihr Zelt im Wald aufgestellt haben. Auch in den Felsen sind noch einige Kletterer trotz der sich dem Horizont nähernden Sonne am Werken.

Ein Baum in der Schlucht von Bacu Goloritzè.

Bizarre Baumgestalten säumen den Weg durch die Schlucht von Bacu Goloritzè.

Ein Traum aus Wasser und Fels

Dann plötzlich öffnet sich der Blick und ich stehe an einem Geländer, unter mir eine Treppe, die in den Felsen eingelassen ist. Ebenso sehe ich die wunderschöne im Schatten liegende Bucht von Cala Goloritzè (0m) vor mir: Feinster Kieselstrand, blaues Wasser, große Felsblöcke dazwischen, umringt von Felswänden. Ein Wahnsinnsanblick!

Die Cala Goloritzè auf Sardinien.

Türkisblaues Wasser und eindrucksvolle Felsformationen erwarten mich in der Cala Goloritzè.

Ich verliere keine Zeit und gehe zügig hinab. Als ich mich unten umsehe, insbesondere zurückblicke, erkenne ich das Wahrzeichen der Bucht: die Kalksteinnadel L’Aguglia (143m) — auch Punta Caroddi genannt — mit ihren Kindern. Der Zackenfelsen ist beliebt bei Kletterern. Ich erkenne gleich mehrere in der Wand hängen und sogar oben auf der Spitze sitzen. Welch einen Ausblick man erst von dort haben mag? Nicht minder eindrucksvoll ist das Felsentor, der L’Arco di Goloritzè, das den südlichen Abschluss der Bucht bildet. Und Richtung Norden zeigt sich mir der Rest des Golfo di Orosei.

Bekanntschaften

Sardinien im Zeitraffer
(In Kooperation mit APTP)

Unten treffe ich einige Kollegen, die bereits ihr Zelt aufgebaut haben und Fotos von den Wellenbewegungen schießen. Auch ich mache mich ans Werk, stelle die Kamera auf und lasse sie ihrer Bestimmung nach arbeiten. Dann komme ich ins Gespräch mit der Wandergruppe. Es sind Südtiroler, die in einer Woche den Golfo di Orosei durchwandern und durchklettern. Sie gehen jeden Tag eine Tagestour und übernachten jedes Mal an einem neuen Strand. Ein Begleitboot holt jeden Tag die Zelte, Proviant, etc. ab und bringt alles zur nächsten Station. So können sie mit leichtem Rucksack wandern und kommen zum bereits zubereiteten Abendessen beim nächsten Schlafplatz an. Morgen, so erzählen sie mir, müssen sie direkt nach Sonnenaufgang und Frühstück in Richtung Norden weiterklettern, bevor die Sonne die Steine aufheizt und die Steinschlaggefahr wächst. Ich bin beeindruckt!

Update

Leider ist mittlerweile der Weg hinunter zur Cala Goloritzè ab 16 Uhr gesperrt und es ist unter Geldstrafe verboten, in der Bucht zu übernachten.

Eine Nacht unterm Sternenzelt

Da einige gute Plätze bereits belegt sind, suche ich mir zwischen zwei Felsen meinen Platz zum Biwakieren und freue mich auf die Nacht. Und ich werde nicht enttäuscht! Die Felsformationen, der Zackenfelsen, die geringe Lichtverschmutzung und fehlende Bewölkung lassen mich wunderbare Timelapse-Aufnahmen machen. Die Milchstraße bewegt sich hinter der L’Aguglia (143m) hervor, und die Sterne drehen sich über mir langsam um den Nordpolarstern. Das Wellenrauschen lässt mich immer wieder in das Tal der Träume gleiten.

Der Nachthimmel über der Cala Goloritzè.

Langsam zieht die Milchstraße über die Cala Goloritzè hinweg.

Ein neuer Morgen

Als die Sonne sich ankündigt, stelle ich die Kamera ein und darf einen traumhaften Sonnenaufgang direkt mit Blick auf das Felsentor genießen. Zu meinem Glück werde ich von den freundlichen Südtirolern zum Frühstück eingeladen, wodurch ich meinen mitgebrachten Riegeln und Nüssen entkomme und stattdessen leckeres Brot mit Wurst und Käse genießen darf. Dann verabschieden sie sich, noch im Lichte der ersten Sonnenstrahlen, und klettern davon.

Ein Sonnenaufgang an der Cala Goloritzè.

Ein herrlicher Sonnenaufgang läutet den nächsten Tag ein.

Ich bleibe allein zurück und habe die Ehre, zu erleben wie sich das Meerwasser Schritt für Schritt mit der aufsteigenden Sonne türkisblau färbt und die Wärme in meine etwas abgekühlten Gliedmaßen zurückfindet. Ich genieße die Ruhe und lege eine kleine Schwimmrunde ein, um einen Felsblock herum im türkisblauen Meer mit Blick auf eine der schönsten Buchten Sardiniens! Danach setze ich mich auf einen erhöhten Felsblock in der Mitte des Strandes und genieße von dort die Aussicht.

Der Blick von der Cala Goloritzè auf den Golf von Orosei.

Nach Norden hin breitet sich der Golf von Orosei vor mir aus.

Flucht vor dem Trubel

Nach einer Stunde ist es mit der Ruhe leider vorbei. Zunächst kommt das Begleitboot und holt die Schlafsachen und den Proviant der Wanderkollegen ab. Dann kommen weitere Schiffe mit Touristen, die einen Blick auf die Bucht werfen wollen, aber nicht anlegen. Auch die Kletterer an der L’Aguglia (143m) sind mittlerweile wieder am Werk. Schließlich treffen auch noch die ersten Wanderer ein, die ob der Schönheit der Bucht einige Freudenschreie loslassen.

Kletterer auf der L’Aguglia.

Die imposante Felsnadel L’Aguglia ist bei Kletterern äußerst beliebt.

Nun wird es mir zu betriebsam, und ich entscheide mich, zum Parkplatz zurückzugehen, um heute noch eine zweite Bucht in der Gegend zu besuchen. Wie erwartet dauert der Aufstieg etwas länger, ist jedoch trotzdem abwechslungsreich — insbesondere, da die Lichtverhältnisse nun andere Formen der Landschaft hervorheben.

Der Blick zurück über die Schlucht von Bacu Goloritzè.

Über die Schlucht von Bacu Goloritzè geht es wieder zurück zu meinem Wagen.

Zurück am Campingplatz Su Sinniperu (400m) gönne ich mir ein Eis und einen Kaffee. Dann fahre ich weiter nach Norden, wo mich mit der Cala Sisine gleich die nächste Traumbucht erwartet.

StationenDistanzDifferenzZeit
Su Sinniperu
→ Cala Goloritzè +3,6 km 67 m ↑ 466 m ↓+1h 45m
→ Su Sinniperu +3,6 km466 m ↑ 67 m ↓+2h 00m
Gesamt 7,2 km533 m ↑ 533 m ↓ 3h 45m