Blick von der Gruttenhütte über Ellmau.

Ein Halt auf der Halt

Touristischer Aufstieg über Ellmau


30. August 2022 • Autor: brm.


Übersicht

Dieser Bericht beschreibt die Besteigung der Ellmauer Halt im Wilden Kaiser. Unsere Wanderung beginnt am Naturresort Wochenbrunner Alm. Von dort geht es über erdige Wanderpfade bis zur Gruttenhütte. Nach einer kurzen Pause erreichen wir schnell den Einstieg zum Gämsanger-Klettersteig und über diesen den Gipfel der Ellmauer Halt. Nach der Gipfelrast geht es den Aufstiegsweg zurück zur Gruttenhütte. Zurück zum Ausgangspunkt führt uns der Weg über den Jubiläumssteig und die Gaudeamushütte.

Schwierigkeit: T4, UIAA I, K1 (A/B)GPS-Route: DownloadWanderkarte: Kompass 9

Ehrfürchtig im Kaisergebirge

Einsam steht die Bergziege mitten im Kar oberhalb der Hundsgrube. Von unseren Aktivitäten ist sie unbeeindruckt. Wir dagegen sind beeindruckt: Weniger von der Ziege, mehr von der senkrecht aufragenden Felswand hinauf zum Gipfel. Hier also soll sich unser heutiges Schicksal entscheiden…

In den Wilden Kaiser im österreichischen Kufstein hat es uns verschlagen. Von der Wochenbrunner Alm (1085m) – mein erdgasbetriebenes Auto hatte mächtig mit der Steigung dorthin zu kämpfen – führte uns der Weg unschwer, aber abschnittsweise steil zur wunderschön gelegenen Gruttenhütte (1620m). Nach einer schnellen Toilettenpause und einem Gespräch mit einem ängstlichen Nordlicht ging es durch besagte Hundsgrube mit ihren faszinierend großen abgestürzten Steinen bis zum Fuß der Ellmauer Halt (2344m). Die Ellmauer Halt – ja, genau, DIE Halt, da Halt hier so viel wie Almwiese bedeutet und den Gipfel über besagter Wiese beschreibt – ist der höchste Gipfel des Kaisergebirges und war schon länger ein begehrtes Ziel.

Die Ellmauer Halt hinter der Gruttenhütte

Hinter der Gruttenhütte erhebt sich das Felsmassiv des Wilden Kaiser.

Die Ellmauer Halt ist die vierte Zacke von rechts.

Ein Klettersteig, der keiner ist

Meine Begleiterin, ein leidenschaftlicher Fan der ZDF-Serie »Die Bergretter« (das Thema hat uns die dreistündige Anfahrt versüßt), kämpft von Beginn an mit konditionellen Problemen – laut ihrer Aussage zum ersten Mal auf einer Bergtour – aber der Blick auf die kommende Kraxelei weckt neue Lebensgeister. Schnell schnallt sie sich noch ihr Klettersteigset um und wir marschieren forschen Schrittes los.

Gämsanger wird dieser Klettersteig genannt und es handelt sich hier nicht um einen durchgehend gesicherten Steig, sondern um abschnittsweise Seilversicherungen. Der Klettersteig der Schwierigkeit A/B ist nicht allzu anspruchsvoll. Unser Klettersteigset nutzen wir kein einziges Mal. Trittsicherheit und das Tragen eines Helms ist jedoch notwendig. Die erinnerungswürdigste Passage ist eine lange Trittleiter namens Jägerwand, bestehend aus 74 Eisenbügeln entlang einer Felswand, gefolgt von einer liegenden Leiter. An dieser Stelle wird eindeutig, dass der Steig mittlerweile auf die zahlreichen Turnschuhtouristen ausgelegt ist. Nicht wenige derer überholen wir beim Aufstieg.

Der Gämsanger-Klettersteig.

Die Jägerwand ist die spektakulärste Stelle des Gämsanger-Klettersteigs.

Kurz vor dem Gipfel trennt sich der Weg an einer Felsstufe: Rechts geht es eine leicht ausgesetzte, aber unschwere Trittleiter hinauf, links dagegen in eine kurze Felsspalte (die Schlucht), ehe eine leicht überhängende Leiter aus dieser nach oben in Richtung Gipfel führt. Empfehlenswert ist der Aufstieg über den rechten Weg und der Abstieg über die linke Alternative. Anschließend führt der Weg über die Maximilianstraße an der Babenstuberhütte (2300m) – einer hözernen, nicht gewitterfesten Schutzhütte – vorbei zum Gipfel.

Ellmauer Halt
LandÖsterreich
GebirgeKaisergebirge
KammWilder Kaiser
Höhe2344 m
Koordinaten47°33′46″N, 12°18′10″E

Zweieinhalb Stunden nach dem Abmarsch von der Wochenbrunner Alm erreiche ich den Gipfel der Ellmauer Halt (2344m). Wolken steigen aus dem Tal herauf, Dohlen umkreisen das stabile Eisenkreuz und einige wenige Leute genießen ihre wohlverdiente Jause. Ich lasse mich etwas abseits nieder und schätze den Moment. Meine Begleiterin kommt knapp fünfzehn Minten später an und damit noch immer knapp zwei Stunden schneller als am Ausgangspunkt angeschrieben. Unser Tempo war wirklich bemerkenswert. Nach einem schönen Gipfelfoto greifen auch wir an einer windgeschützten Stelle zu unserer Brotzeit und verlieren uns in Fachsimpelei über den Aufstieg. In unserem Blickfeld erhebt sich dabei majestätisch der Treffauer (2304m) aus dem Wolkenmeer.

Blick von der Ellmauer Halt auf den Treffauer.

Wolken umkreisen den Gipfel des Treffauers.

Ereignisarmes Backtracking

Der Abstieg führt uns schließlich über den gleichen Weg zurück zur Gruttenhütte. Drei Ereignisse sind von diesem Weg erwähnenswert:

Bildergalerie: Ellmauer Halt

Zurück über den Jubiläumssteig

Von der »Grutten« marschieren wir abweichend zum Aufstiegsweg über den Jubiläumssteig – einen leichten, aber landschaftlich tollen Anfängerklettersteig – und die Gaudeamushütte (1270m) zurück zur Wochenbrunner Alm. Dort genießen wir noch ein Getränk, beobachten einen Gast, wie er sein Bier schlecht einschenkt und fahren anschließend mit dem PS-armen Erdgasauto zurück in die Heimat. Dieses Mal versüßen uns dabei nicht die Bergretter die Fahrt, sondern meine Begleiterin, die sich immer wieder an den nicht vorhandenen Angstgriff über der Tür festklammern will. Es ist aber alles gutgegangen und wir können beide darüber lachen.

StationenDistanzDifferenzZeit
Wochenbrunner Alm
→ Gruttenhütte+2,8 km543 m ↑ 8 m ↓+0h 55m
→ Ellmauer Halt ✝+2,3 km798 m ↑ 74 m ↓+1h 35m
→ Gruttenhütte+2,3 km74 m ↑ 798 m ↓+1h 25m
→ Gaudeamushütte+1,7 km31 m ↑ 381 m ↓+0h 40m
→ Wochenbrunner Alm+1,6 km2 m ↑ 187 m ↓+0h 25m
Gesamt10,7 km1448 m ↑1448 m ↓5h 00m